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0491 - Die Wolfshexe

0491 - Die Wolfshexe

Titel: 0491 - Die Wolfshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hören, und Yann-Daq ist deshalb eigens auf Jagd gegangen.«
    »Vielleicht ist er das heute auch«, überlegte Zamorra, der am Ende des in den kleinen Waldstreifen hinein führenden Weges die Umrisse einer Blockhütte entdeckte. Es brannte dort kein Licht. Nur ein schmaler Rauchfaden, der sich gegen den dunklen Nachthimmel etwas heller abzeichnete, wand sich aus der Schornsteinöffnung empor und bewies, daß im Innern der Hütte noch ein Feuer brannte -vielleicht noch einmal angefacht, um Restglut zu bewahren, bis der Bewohner von einem nächtlichen Ausflug zurückkehrte.
    »Der Vogel scheint ausgeflogen zu sein«, sagte Nicole, die wie Zamorra mit den starken Stablampen die Blockhütte und die direkte Umgebung auszuleuchten versuchte.
    »Möglich«, räumte Cinan ein. »Vielleicht ist er wieder auf Wolfsjagd gegangen. Das werden wir gleich haben.« Er ging schnurstracks auf die Haustür zu und trat ein.
    Sie war nicht abgeschlossen!
    Zamorra und Nicole sahen sich an. Dann folgten sie Cinan etwas vorsichtiger. Jetzt wurde es im Innern des kleinen Hauses hell; die Hütte verfügte über Elektrizität! Zamorra hörte einen Motor. Ein kleines Dieselaggregat sorgte wohl für den Strom. Dabei wäre es auf lange Sicht preiswerter und auch umweltfreundlicher gewesen, ein Versorgungskabel von Landéda hierher zu verlegen und die Hütte an das Verbundnetz der Stromversorger anzuschließen. Zamorra zweifelte daran, daß das Aggregat, das er irgendwo im Haus tuckern hörte, über ähnliche Schadstoffilter verfügte, wie sie ein großes Kraftwerk hatte.
    Auch wenn man davon ausging, daß das Thema Umweltschutz in Frankreich immer noch als vermeidbares Übel betrachtet wurde…
    »Mir ist nicht ganz wohl bei dieser Sache«, raunte Zamorra seiner Gefährtin zu. Lenard Cinan hörte es trotzdem. »Haben Sie Angst, daß Yann-Daq uns verklagt, weil wir einfach so hineingegangen sind? Das wird er schon nicht tun. Wir sind hier nicht in Paris oder in Marseille. Es gibt hier keine Diebe, und deshalb ist es auch normal, daß man ein Haus betritt und wieder verläßt, nur nimmt man dabei nichts mit, sondern hinterläßt höchstens eine Nachricht, wenn das Warten zu lange gedauert hat.«
    Zamorra nickte. Er kannte diese Gepflogenheit auch von der deutschen Nordseeküste. Es gab in solchen Landstrichen für Diebe natürlich auch kaum etwas zu holen. Kein Fünft-Fernseher, kein Drittwagen, keine handgeknüpften Perserteppiche und keine Pretiosensammlungen, die nicht einmal mehr Lloyd’s versichern wollte.
    Sie waren im kleinen Flur stehengeblieben. Die Türen zu den wenigen Zimmern waren offen, und gerade kam Cinan aus einem der Räume zurück und knipste das Licht hinter sich aus. »Yann-Daq ist tatsächlich nicht hier«, sagte er.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Zamorra. »Sonst hätte ja Licht gebrannt.«
    Cinan schüttelte den Kopf. »Halten Sie mich ruhig für verrückt - aber für einen Augenblick hatte ich vorhin, als wir hierher gingen, das Gefühl, wir würden Yann-Daq Plouder tot in seinem Haus finden. Ermordet.«
    »Wie kamen Sie auf diesen gar nicht mal so verrückten Gedanken?« fragte Nicole schnell.
    Cinan, der plötzlich gar nicht mehr der aufdringliche Beinahe-Charmeur war, zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich erinnerte mich plötzlich an die alten Kriminalgeschichten. Personen, die als wichtige Zeugen gelten, werden ermordet, ehe die Polizei sie befragen kann. - Oder der Privatdetektiv«, winkte er ab, als Zamorra einmal mehr darauf hinweisen wollte, daß Nicole und er nicht zur Polizei und ebensowenig zur Sûreté gehörten.
    »Sie meinen also ganz ernsthaft, daß Monsieur Yann-Daq… äh… Plouder? Also, daß Plouder wirklich eine wichtige Information liefern könnte?«
    »Er ist ein Jäger«, sagte Cinan. »Er war schon Jäger, als Landédas Bevölkerung noch vom Fischfang lebte. Und vorgestern hatte er sein Gewehr mit Silberkugeln geladen.«
    »Werwölfe«, sagte Zamorra prompt. »Das würde passen. Auch zu Teds plötzlich erwachter Witterung.«
    »Werwölfe sind eine Legende«, behauptete Cinan. »Ein Märchen. Es gibt sie nicht. Aber dieses streunende Wolfsrudel, das könnte es geben. Man kann die Biester ja hören, und die arme Yvette ist immerhin an Wolfsbissen gestorben.«
    »Wo ist sie überhaupt gefunden worden? Wer hat die Presse eingeschaltet? Welches Kommissariat ist damit betraut?«
    »Weiß ich nicht«, wich Cinan aus. »Da müssen Sie schon Hervé fragen. Oder noch besser Yann-Daq.«
    »Den schon

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