0492 - Das stählerne Gefängnis
Kopf.
„Vor uns liegt nicht das Solsystem, Kommandant.
Wahrscheinlich ist den Sammlern bei dieser gewaltigen Entfernung ein Fehler unterlaufen. Das Heimatsystem der Terraner muß jedoch in der Nähe sein." Er deutete auf den Bildschirm. „Das Solsystem besitzt nur neun Planeten. Sehen Sie sich einmal an, wo wir hier herausgekommen sind."
Pultor schwieg. Wie immer, brauchte er auch diesmal einige Zeit, um die überraschende Neuigkeit zu verarbeiten.
„Werden Sie jetzt die Gefangenen verhören?" fragte er dann.
Vascalo erwiderte: „Das ist keine schlechte Idee. Der Terraner im Marsav-Safe, kann uns bestimmt sagen, wo wir herausgekommen sind." Seine Augen verengten sich. „Wir werden jedoch mit Angriffen rechnen müssen. Das Moment der Überraschung ist auf jeden Fall verloren. Die Terraner werden in diesem Augenblick erfahren, daß in der Nähe ihres Heimatsystems eine Flotte von Sammlern erschienen ist."
7.
Reginald Bull schaute ungeduldig auf die Uhr. Büroarbeit bedeutete für ihn verlorene Zeit. Trotzdem mußte auch diese Arbeit erledigt werden. Sobald Perry Rhodan wieder hier war, wollte Bull ein paar Wochen im Weltraum zubringen. Das würde ihn für die vergangenen Monate entschädigen.
Er wußte genau, daß auch Deighton und Julian Tifflor sich vor der Schreibarbeit drückten, wenn es irgendwie ging. Deighton hatte es dabei am leichtesten, denn es gab immer einen „Fall", der die Anwesenheit des Ersten Gefühlsmechanikers im Einsatzgebiet erforderlich machte.
Bull verzog grimmig das Gesicht. Auch Tifflor wurde immer geschickter, wenn es darum ging, dem Hauptquartier in Terrania fernzubleiben.
Bull berührte mit dem Zeigefinger eine Taste. Ein in den Schreibtisch eingelassener Bildschirm erhellte sich. Das dreidimensionale Bild eines Flottenoffiziers wurde sichtbar. Der Mann saß im Vorraum und war mit der Auswertung von Karten beschäftigt.
„Kreith!" rief Bull. „Wagen Sie nicht, mir noch irgend etwas hereinzubringen. Ich werde alles, was jetzt noch kommt, eigenhändig aus dem Fenster werfen. Und den Überbringer dazu."
„Das Versorgungsproblem der Verbände, die im Blues-Gebiet patrouillieren, muß noch gelöst werden, Sir", versetzte Kreith gelassen. „Ich habe einige Anträge. Der Abgeordnete von Tarkapor hatte wegen dieser Sache eine Anfrage im Parlament eingebracht."
Bull unterdrückte einen Fluch.
„Tarkapor liegt auf der West-Side der Galaxis! Warum kümmert sich der Abgeordnete dieser Kolonie um das Geschehen im Blues-Gebiet?"
Kreiths Gesicht blieb so unbeweglich wie ein Stück Holz. Er hatte gelernt, alles zu ertragen. Außerdem wußte er, daß man ihn in spätestens sechs Monaten ablösen würde.
„Ich habe keine Nachforschungen über die Beweggründe dieses Abgeordneten anstellen lassen, Sir. Aber Sie wissen, wie schnell sich die Presse und das Fernsehen solcher Mißstände annehmen."
Bull glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
„Sagten Sie Mißstände, Kreith? Sind Sie als Flottenoffizier wirklich so schnell bereit, Vorwürfe des Parlaments zu Ihrer Sache zu machen?"
„Ja, Sir!" sagte Kreith. „Ich war vor meiner jetzigen Tätigkeit im East-Sektor. Die Schiffe haben schon seit Jahren Landeverbot.
Das ist vernünftig, denn man will neue Zusammenstöße mit den Blues vermeiden. Dadurch wird aber auch verhindert, daß die Schiffe Frischnahrung an Bord nehmen können. Ein Einsatz dauert immerhin zwei Jahre. Das bedeutet, daß die Besatzungen..."
Bull winkte ab.
„Schon gut, Kreith! Bringen Sie die Unterlagen." Seine Stimme wurde schärfer. „Aber erwarten Sie nicht, daß ich jetzt eine BOX mit Frischvorräten zur East-Side schicken werde!"
Er wollte abschalten, doch Kreith hob schnell eine Hand.
„Das ist noch nicht alles, Sir."
Bull stöhnte auf. Er kannte Kreith. Der Kerl im Zimmer würde jetzt eine Liste unerledigter Fälle herunterleiern.
„Bringen Sie mir alles!" rief Bull. „Ich möchte es vor mir liegen sehen."
Kreith erhob sich. Bull konnte nur noch den Bauch des Offiziers sehen. Dann erschienen Kreiths Hände. Sie schoben einen Aktenstapel über den Tisch.
Bull schloß die Augen.
In diesem Augenblick summte der Alarmfunk.
*
Der Schock, den das Auftauchen von sechzigtausend riesigen Sammlern bei den Bewohnern des Wega Systems auslöste, war ungeheuer. Allein auf Ablon gab es nach Auslösung des Alarms sechzig schwere Verkehrsunfälle, davon sechzehn mit tödlichen Folgen. Acht Einwohner begingen Selbstmord. Bei der Flucht in
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