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0492 - Das stählerne Gefängnis

Titel: 0492 - Das stählerne Gefängnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich der Widerstand organisieren würde. Vascalo wußte, daß sich eine Galaxis nur beherrschen ließ, wenn man alle Widerstandsgruppen vernichtete. Das würde weitaus schwieriger sein als die Vernichtung des Solsystems. Auch in Gruelfin, wo die Takerer bis zum Wiederauftauchen der Ganjasen uneingeschränkt geherrscht hatten, gab es kleine Organisationen, die den Cappins erbitterte Kämpfe geliefert hatten. Auch die Exekutionsflotte, die vor allem in der Peripherie von Gruelfin operierte, hatte das nicht zu ändern vermocht.
    Vascalo würde jedoch andere Wege gehen als die Taschkars in Gruelfin.
    Er zwang sich zu anderen Gedanken. Jetzt schon an das Ende des Solaren Imperiums zu denken, war falsch. Das Volk der Terraner mit all seiner technischen Macht war ein ernstzunehmender Gegner.
    Zum erstenmal in seinem Leben war der Krumme wirklich ungeduldig. Nachdem er an die Spitze der Marsav gelangt war, wollte er möglichst schnell seinen ersten Triumph feiern.
     
    6.
     
    Matton Exloster, Missionar der „Gesellschaft für Erneuerung und Körperwechsel" im Wega-System, sah nicht ohne Neid vom Pilotensitz seines Fluggleiters auf die Wiese hinab, wo die CGW (Christliche Gemeinde Wega) eine Feier abhielt. Seit die Christen sich vor etwa zweitausend Jahren entschlossen hatten, mit einem Mindestmaß an Organisation und kommerzieller Betätigung auszukommen, befand sich ihre Religion in einer Renaissance ohnegleichen.
    Exloster dachte an die von ihm abgehaltenen Lehrstunden, zu denen im Höchstfall ein paar Dutzend Besucher kamen. Er arbeitete jetzt seit sechs Jahren im Wega-System, und die Zentrale hätte ihn wahrscheinlich längst abberufen, wenn er die Berichte über seine Tätigkeit nicht gefälscht hätte. Doch in seinem Abschlußbericht, den er alljährlich im Dezember (terranischer Zeitrechnung) an die Zentrale schicken mußte, sprach er von mehreren tausend Anhängern. Er bekam weiterhin Geld rund technische Ausrüstung. Zu dieser, Ausrüstung gehörte neben dem Gleiter ein kleines Raumschiff, eine Wohnkuppel auf jedem bewohnten Planeten des Wega-Systems und eine Funkanlage, um die ihn mancher Frachterkapitän beneidet hätte.
    Für Exloster war das Leben im Wega-System angenehm.
    Er brauchte nicht viel zu tun und fand genügend Zeit und Gelegenheit, um das von der Zentrale überwiesene Geld für seine Zwecke auszugeben. Trotzdem lebte er ständig in Furcht vor einer Überprüfung. Er wußte, daß die Zentrale früher oder später einen Alten Erneuerer schicken würde. Das würde das Ende von Exlosters missionarischer Tätigkeit bedeuten. Eine solche Überprüfung mußte unmittelbar bevorstehen, denn in der Regel erschien alle fünf Jahre ein Alter Erneuerer in einer Mission.
    Wahrscheinlich hatten nur seine Berichte bewirkt, daß man Matton Exloster über diese Zeit hinaus hatte gewähren lassen.
    Exloster war daher entschlossen (sollte man ihm dazu Gelegenheit geben), im nächsten Dezember einen so wunderbaren Bericht an die Zentrale zu schicken, daß man ihn ein weiteres Jahr in Ruhe lassen würde.
    Er kreiste einige Zeit über der Wiese. Die Christen standen im Halbkreis um einen Holzring (der Kreis hatte das Kreuzsymbol abgelöst) und sangen. Es war nicht zu erkennen, wer der Prediger war, denn die Frauen und Männer dort unten unterschieden sich kaum in ihrer Kleidung.
    Exloster fragte sich, wie eine so unkomplizierte Religion so viele Anhänger gewinnen konnte.
    Nach einer Weile gab er die Beobachtung seiner „Konkurrenz" auf und flog in Richtung zum Stadtrand weiter.
    Exloster war ein untersetzter Mann mit roten Wangen und einem Doppelkinn. Er war kurzatmig und hatte Tränensäcke unter den Augen. Während seiner Ausbildung war von den Alten Erneuerern oft angezweifelt worden, ob Exloster repräsentativ genug sei, um eine so bedeutende Mission wie die im Wega-System übernehmen zu können.
    Seine Wortgewandtheit hatte ihm schließlich die Position verschafft, die er angestrebt hatte. Er konnte wirklich überzeugend sprechen, aber auf religiösem Gebiet wirkte er seltsam gehemmt, so daß er keine bedeutenden Erfolge erzielen konnte.
    Der Bestand ‘an Mitgliedern der „Gesellschaft für Erneuerung und Körperwechsel" im Wega-System war nach Exlosters Auftauchen eher geringer geworden, denn es gab nicht wenige Erneuerer, die den Lebenswandel des Missionars als untragbar empfanden.
    Exloster seufzte. Er blickte auf seine Uhr. In eineinhalb Stunden mußte er auf Carpa eine Predigt halten, zu der im günstigsten

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