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0492 - Die Wölfin von Rom

0492 - Die Wölfin von Rom

Titel: 0492 - Die Wölfin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und spürte plötzlich das Fell an meiner rechten Gesichtsseite. Dort berührte mich der Kopf der Wölfin. Sie begrüßte mich auf diese Art und Weise, und auch ihre Zungenspitze schlug gegen meine Wange.
    Der Commissario sah noch immer skeptisch aus. »Ist das eine Liebe«, sagte er.
    Ich lächelte. »Sicher. Würden Sie mir glauben, wenn ich Ihnen sage, daß diese Wölfin die Seele eines Menschen besitzt?«
    »Nein.«
    »Es ist aber so.«
    Er hob die Schultern und startete. Nadine verzog sich wieder auf die Heckbank.
    Der Motor des Lancia brummte satt, und der Auspuff röhrte auf, als Savini startete. Wie die meisten Italiener, so hatte auch er Spaß an schnellen Autos, und sein Wagen gehörte dazu.
    Ich blickte nach rechts. Hinter den Scheiben sah ich die Gesichter der Carabinieri. Selbst in der anbrechenden Morgendämmerung war das Erstaunen auf ihren Zügen zu erkennen.
    »So früh bin ich selten aufgestanden«, sagte Savini. »Übrigens, auf dem Rücksitz liegt noch Ihr Koffer.«
    »Danke. Mit allen Waffen?«
    »Klar.«
    Nadine rührte sich wieder. Ich scheuchte sie zurück, weil ich meinen Gedanken nachgehen wollte. Mich hatte Bills Anruf natürlich alarmiert. Suko und ich waren so rasch wie möglich nach Rom geflogen, um mitzumischen.
    Die Wölfin Nadine mit der Seele eines Menschen hatten wir deshalb mitgenommen, weil wir durch sie die Chance hatten, eventuell die Spur des vierbeinigen Kidnappers aufzunehmen.
    Der Fall kam mir unglaublich vor. Man hatte Johnny Conolly tatsächlich aus einer belebten Eisdiele entführt. Daß dort ein Wolf erschienen war, bewies uns, wie sicher er sich gefühlt hatte. Er war sicherlich nicht der einzige in der Stadt.
    Diese Annahme hatte mir Commissario Savini bei einem Gespräch bestätigt. Zudem hatte ich meine Tarnung mit ihm abgesprochen. Er würde dichthalten, ebenfalls die Witwe Marcella. So konnte ich inoffiziell arbeiten, während Suko, zusammen mit den italienischen Kollegen, den offiziellen Teil übernehmen wollte.
    Natürlich auch von den Conollys unterstützt. Ich konnte mir kaum vorstellen, daß Bill ruhig im Hotel sitzen blieb und Däumchen drehte.
    Ich wurde gewissermaßen als ausländischer Streuner in die Szene eingeschleust. Daß die Witwe Marcella für die Polizei arbeitete, war nicht einmal den Carabinieri bekannt. Zudem galt ihr Sohn als in der Fremdenlegion verschollen. So hatte Savini einen unsichtbaren Draht in der Szene.
    Der Commissario stoppte an einer Ampel. Die Straße führte ein wenig bergab. »Ich fahre bewußt einen Umweg. Den letzten Rest der Strecke müssen Sie schon zu Fuß laufen. Marcella weiß Bescheid. Sie ist übrigens tierlieb«, fügte Savini mit einem Grinsen hinzu und drohte im gleichen Moment mit der Faust, weil hinter ihm ein Lkw-Fahrer laut hupte. Er beschwerte sich darüber, daß wir nicht beim sofortigen Umspringen der Ampel auf Grün gestartet waren.
    Ich warf einen Blick zum Himmel. Er hatte im Westen einen rosafarbenen Schein angenommen. Schon bald würde das Grau der Morgendämmerung explodieren und die Schatten der Nacht endgültig vertreiben. Ich hatte die Seitenscheibe etwas nach, unten gedreht. Der frühmorgendliche Duft der Großstadt Rom wehte in den Wagen. Es war ein seltsamer Geruch. Zwar klar und trotzdem belegt. Nicht unangenehm. Es roch nach Obst, nach Blumen, auch Gewürzen und frischem Wasser. Ein früher Gruß des allmorgendlichen Marktes, der bald stattfinden würde.
    »An der nächsten Ecke lasse ich Sie raus«, sagte Savini. Er deutete während des Fahrens nach rechts und wich gleichzeitig einem vollbeladenen Marktkarren aus, der von zwei Männern gezogen wurde. »Sie brauchen dann nur in die Straße hineinzugehen.«
    »Hat das Haus der Witwe auch eine Nummer?« fragte ich.
    »Ja und nein. Sie müssen sich mal merken, daß die Uhren hier anders laufen. Die Hausnummer ist verblichen, aber die Tür hat einen weißen Anstrich.«
    »Sehr schön.«
    »Hier ist man kreativ.« Er stoppte so hart, daß ich in die Gurte gepreßt wurde und Nadine hinter mir fast vom Sitz gerutscht wäre.
    Savini beugte sich nach links und reichte mir seine Hand. »Machen Sie es besser als gut, Signor Sinclair!« Er hob einen Daumen hoch. »Ich drücke Ihnen sogar die Zehen.«
    »Danke.« Ich erwiderte den festen Händedruck und öffnete die Tür. Auch Nadine ließ ich aussteigen. Sie schnellte aus dem Wagen, als wollte sie an einem Rennen teilnehmen, stoppte aber sehr bald und drehte sich um, wobei sie anschließend ihren Kopf an

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