0493 - Janes Umkehr
warf den Kopf zurück. Die Türen schwangen auf. Eine andere Luft strömte in den Wagen. Nicht so stickig wie die im Inneren. Die Luftmassen quirlten durcheinander. Der Schweißgeruch nahm ab, Menschen drängten der Tür entgegen. Glenda spürte, daß ihre Bluse auf dem Rücken klebte.
Wo war die Unbekannte?
Glenda drehte sich, kaum daß sie beide Füße auf den Bahnsteig gesetzt hatte.
Sie sah die Person nicht.
Hatte sie aufgegeben?
»He, Miss, aufpassen!« Glenda stolperte gegen einen Fahrgast, der einsteigen wollte.
»Sorry…«
»Schon gut.« Der Mann machte einen großen Schritt an ihr vorbei, Glenda hatte freie Bahn und hastete auf einen der beiden Ausgänge zu. Noch hatte sie eine große Strecke zurückzulegen, vorbei an Kiosken, Bänken, zwei Telefonzellen, den beschmierten Wänden, über einen schmutzigen Boden. Die Treppe führte in die Höhe. Rechts davon befand sich eine Rolltreppe.
Glenda lief nicht allein. Auch andere Fahrgäste hatten den gleichen Weg.
Wieder schaute sie sich um.
Zahlreiche Gesichter sah sie. Sie bewegten sich im Rhythmus der Schritte, waren verkniffen, angespannt, aber keines wurde von einer Sonnenbrille bedeckt.
Glenda erreichte die Rolltreppe. Sie wollte noch ausweichen, doch hinter ihr schoben zwei Frauen, und sie schimpften schon, weil Glenda sich nicht so recht entschließen konnte.
So ließ sie sich fahren.
Sie war im Herzen der Millionenstadt ausgestiegen. Oxford Circus. Hier war noch etwas los, da trieben sich zahlreiche Touristen herum, zum Untertauchen ideal.
Noch brauchte Glenda dies nicht. Sie hatte die Unbekannte nicht wieder gesehen.
Die Treppe schaufelte sie hoch. Glenda dachte darüber nach, weshalb die Person sie hatte töten wollen. Zu einem Ergebnis gelangte sie nicht. Sie kannte die Frau nicht, aber es mußte ihrer Meinung nach mit dem neuen Fall zusammenhängen.
Jane Collins!
Der Name fiel ihr automatisch ein, wobei sie trotzdem nicht glaubte, daß die ehemalige Hexe hinter der Tat steckte, auch wenn sie dabei war, die Seiten zu wechseln.
Die Lust am Einkauf war Glenda vergangen. Sie wollte so rasch wie möglich nach Hause. Nein, dort auch nicht hin. Es war besser, wenn sie zu John und Suko fuhr. In ihrer Wohnung wäre sie für die Unbekannte ein zu leichtes Opfer gewesen. Sicher wußte die Person sehr gut, wo sie wohnte.
Hinter ihr sprachen die beiden Frauen über die Männer. Sie ließen kein gutes Haar an ihnen. Glenda hörte nur Wortfetzen. Sie hielt den Kopf hoch und schaute auf das Ende der Rolltreppe, wo die Stufen immer kleiner wurden und schließlich im Boden verschwanden.
Die Menschen verteilten sich dort in verschiedene Richtungen. Sie hatten es alle eilig.
Bis auf die eine Frau.
Der weiße Mantel, das Kopftuch, die verdammte Sonnenbrille.
Glenda fuhr ihr entgegen, sah immer mehr von ihr und auch die rechte Hand.
Die Frau hielt sie eng am Körper. Glenda fragte sich nicht, wie die Person so schnell ans Ende der Rolltreppe gelangt war, sie konzentrierte sich einzig und allein auf den blitzenden Stahl, der aus der Faust der Hexe Edwina ragte.
Sie und das Messer warteten…
***
Je mehr Suko darüber nachdachte, um so weniger gefiel ihm die ganze Geschichte. Da drehte sich ein Karussell, auf das er noch nicht aufgesprungen war. Dies gefiel ihm ganz und gar nicht.
Es hatte auch keinen Sinn, zu Lady Sarah zu fahren. John würde dort allein zurechtkommen. Gab es irgend etwas Neues, würde er Suko informieren.
Um mobiler zu sein, lieh Suko sich einen yardeigenen Wagen aus. Ebenfalls einen Rover. Zwar ärgerte er sich jedesmal über den Verkehr, auch jetzt war es nicht anders, aber er kam trotzdem durch und war froh, als der Rover die gewundene Einfahrt der Tiefgarage hinabrollte und sich das Tor hob, nachdem Suko die Kennkarte in den Schlitz hineingesteckt hatte.
Er fuhr den Wagen in die Parktasche, wo früher einmal seine Harley gestanden hatte. Der Maschine trauerte der Inspektor noch immer nach. Er hatte sich noch nicht entscheiden können, ob und welches Fahrzeug er sich zulegen sollte.
Er schwankte noch zwischen einem deutschen und einem japanischen Fabrikat.
Nachbarn begegneten ihm. Sie grüßten. Einer beschwerte sich über den langen Arbeitstag. »Seit acht Uhr morgens habe ich im Büro gehockt, ohne Pause. Ich bin reif für die Insel.«
»Da würde es Ihnen vielleicht zu langweilig.«
»Ist auch möglich.«
Suko hielt die Fahrstuhltür offen. »Nach Ihnen, bitte.«
»Danke sehr.« Der Mann lehnte sich mit dem Rücken
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