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0494 - Hexen-Polterabend

0494 - Hexen-Polterabend

Titel: 0494 - Hexen-Polterabend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stehen. Sie tat es nicht einmal freiwillig, eine plötzliche Mattheit war über sie gekommen, und es fiel ihr schwer, die Beine zu heben.
    Träge floß das Blut durch ihre Adern, und ebenso träge bewegten sich auch ihre Gedanken. Sie wußte, daß einer der beiden Stühle ihr als Sitzplatz dienen sollte, nur wollte sie es nicht so ohne weiteres hinnehmen. Etwas Widerstand brandete in ihr auf, sie wollte nicht mehr, doch da waren nicht allein die Hände der Hexen, die sie berührten und vorschoben, auch die Schatten in ihrem Hirn, die sich über die aufrührerischen Gedanken legten und sie verschluckten.
    Ulana sprach zu ihr. »Du darfst hier nicht warten. Du mußt den Hügel hochgehen. Wir begleiten dich…«
    »Warum soll ich…?«
    »Geh schon, Jane Collins, damit du endlich eine von uns werden kannst. Man läßt sich nicht lange bitten, wenn Abandur einmal wartet.«
    »Ich… ich sehe ihn nicht.« Jane brachte die Worte nur mühsam über ihre Lippen.
    »Keine Sorge, er ist da, wenn er gebraucht wird.«
    Sie drückten gegen Janes Rücken. Ihre Hände waren hart und fordernd. Die Hexen würden nie von ihrem Ziel ablassen. Was sie sich einmal vorgenommen hatten, das führten sie auch durch.
    So blieb Jane Collins nichts anderes übrig, als auch den letzten Rest des Wegs zu gehen. Es war etwas mühsam, die schräge Fläche hochzusteigen. Ihre Beine waren zu schwer. Schon das Gras empfand sie als Hindernis, ebenso wie den weichen Boden, an dessen Oberfläche sich die Feuchtigkeit gesammelt hatte.
    Der Weg kam ihr vor wie die letzte Strecke, die sie als normaler Mensch in ihrem Leben ging. Sie hatte vieles hinter sich, hatte damals ohne ihr Herz, aber durch die Kraft einer fürchterlichen Magie gelebt, war dann befreit worden, und in ihrer Brust schlug jetzt ein künstliches Herz, das ihr bisher noch keine Probleme bereitet hatte.
    Mit den Sohlen schleifte sie über den Boden. Manchmal rutschte sie auch zurück, dann schoben die Hexen sie wieder vor, weil Jane ihr Ziel einfach erreichen mußte.
    Die Hügelkuppe besaß größere Ausmaße, als sie es vom Rand her wahrgenommen hatte. Sowohl in der Breite als auch in der Länge. Und sie sah die beiden Steinplatten, die wie große Treppenstufen auf dem Boden lagen, wobei die obere von ihnen kleiner war.
    Auf ihr standen die beiden Stühle so dicht nebeneinander, daß sie schon eine Bank bildeten. Zuerst hatte Jane gedacht, daß man sie aus Holz gefertigt hätte, bis sie nähertrat und dabei erkannte, daß es sich um Knochen handelte.
    Das bleiche Gebein war zusammengeleimt worden und besaß so eine gewisse Stabilität.
    Das aber war nicht alles. An den Rückenlehnen der Stühle und weit über sie hinaus, wuchsen bleiche Knochenstäbe hoch, auf denen grinsende Totenschädel steckten. Sie wirkten wie stumme Bewacher dieser dämonischen und unheimlichen Performance aus dem Reich des Schreckens.
    Die Hexen hatten Jane begleitet. Sie sprachen jetzt nicht mehr. So etwas wie Ehrfurcht stand in ihren Augen. Sehr vorsichtig bewegten sie sich um Jane herum, nickten ihr zu und Marthel war es, die ihr erklärte, daß sie und ihre beiden Freundinnen als Brautjungfern ausgesucht worden wären.
    »Dies bedeutet«, fuhr sie fort, »daß wir für dich zu sorgen haben. Wir sollen zusehen, daß es dir gutgeht, daß es dir an nichts fehlt, meine Teure. Aus diesem Grunde mußt du uns vertrauen. Abandur hat uns eingesetzt. Er wollte, daß wir dich für ihn und den großen Polterabend vorbereiten.«
    »Was muß ich tun?« fragte Jane.
    »Dich ausziehen…«
    Sie schrak zusammen. »Warum, ich…?«
    »Du brauchst nicht nackt zu bleiben«, flüsterte Osina, »wir haben dir schon das Hochzeitskleid mitgebracht, daß du überstreifen wirst. Es ist ein besonderes Kleid, das aus Materialien besteht, die nur in der Natur vorkommen…«
    »Wo ist es denn?«
    »Ich hole es«, flüsterte Marthel und trat an die Rückseiten der beiden Stühle. Dort bückte sie sich und hob einen dünnen Fetzen hoch, der, als sie die Arme ausbreitete, wie ein Schleier wirkte und eine violette Farbe bekommen hatte. Jedenfalls schimmerte der Stoff im Mondlicht so.
    Ulana und Osina faßten sie an. Ihre Hände glitten über Janes Schultern, sie fuhren an den Hüften entlang, zeichneten ihren Körper nach und suchten den Saum des Kleides, um es in die Höhe ziehen zu können.
    Jane ließ alles willenlos mit sich geschehen. Freiwillig hob sie die Arme an, um ihren Hexenschwestern die Arbeit zu erleichtern. Als sie das Kleid verlor,

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