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0494 - Hexen-Polterabend

0494 - Hexen-Polterabend

Titel: 0494 - Hexen-Polterabend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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waren sie die Trauzeugen bei diesem ungewöhnlichen Fest, das seinen Anfang noch nicht genommen hatte.
    Der Hexenmeister streckte die Arme aus. Er deutete vom Hügel herab, der ihm und Jane einen guten Überblick verschaffte. Sie schauten hinein in ein dunkles Meer, das zu ihren Füßen wogte.
    Der Wald befand sich in der Ferne. Er stand dort wie eine Grenze. Davor wechselten sich Hügel und Mulden ab. Sträucher und Büsche wirkten wie gemalte Gespenster, die sich nur bewegten, wenn der Wind sie berührte. Es war eben eine besondere Landschaft geworden, die das Mondlicht einhüllte.
    Abandur begann mit seiner Erklärung. »Das alles, was du hier siehst, ist mein Reich. Es gehört mir, ich bin der Herrscher über dieses weite Land. Mir gehört die Natur. Sie gehorcht mir, ich habe sie unter meinen Willen gezwungen, und du wirst erleben, daß sie auf meiner Seite steht. Wir sitzen auf geschichtsträchtigem Boden, wie die Menschen zu sagen pflegen. Man hat diese Erhebung nicht umsonst als Bluthügel bezeichnet. Hier wurde gefoltert und gestorben, das Blut zahlreicher Hexen hat die Erde getränkt, aber sie auch gleichzeitig verflucht, was die Menschen nicht wissen konnten. Das Blut und der Geist der Hexen haben sie aus der Kontrolle gelassen. Ich spürte dies, doch es brauchte seine Zeit, um wieder alles so werden zu lassen, wie ich es mir vorgestellt habe und wie es damals gewesen ist. Doch in dieser Nacht beschwöre ich die große Änderung. Nichts wird mehr so bleiben, ich bin derjenige, der alles an sich reißen wird. Ich spiele mit der Natur, ich werde sie ändern, ich allein, Abandur, der Hexenmeister, der von der Schönheit seiner Dienerinnen lebt.«
    Er ließ seine Worte wirken, lachte dann leise und deutete auf die drei Begleiterinnen der Jane Collins. »Schau sie dir an, wie sie warten. Auch sie haben einmal so ausgesehen wie du. Dann gaben sie mir ihre Schönheit, und ich versah sie mit der ewigen Existenz. Ist es nicht wunderbar, wenn man so lange leben kann?«
    Jane nickte.
    Abandur drehte seinen Kopf. Er schaute Jane von der Seite her an. »Auch ich werde dir, wenn es soweit ist und ich die Natur manipuliere, einen Teil deiner Schönheit nehmen. Du wirst meine Umarmung spüren und merken, wie glücklich du sein kannst. Du wirst mir dafür danken, daß ich es bin, der dich dazu bringt, einzutauchen in den gewaltigen Kreislauf der Natur. Noch ahnst und siehst du nichts, aber in den nächsten Minuten wird sich einiges ändern. Dann steigen sie aus dem Boden, dann werden aus angeblich toten Dingen lebendige Helfer, dann werden Bäume zu Schlangen, die uns beide unterstützen. Die Erde will das, was in ihr steckt, nicht länger für sich behalten. Sie will es ausspeien, es soll nicht mehr länger schlafen oder tot sein. Gib genau acht…«
    Jane hörte die Worte, und je mehr sie verstand, um so stärker stieg die Erwartung in ihr hoch. Sie glaubte nicht, daß Abandur gelogen hatte. Er beherrschte den Bluthügel, wo viele seiner Dienerinnen gestorben waren. Man hatte die Körper vernichten können, aber der Geist, das Böse, lebte noch weiter.
    Der Hexenmeister hatte sich so weit zurückgelehnt, daß er mit dem Rücken die Lehne aus Knochen berührte. Er starrte geradeaus und schaute auch über die drei Hexen hinweg.
    Auch Jane blickte weder nach links und rechts. Sie interessierte sich für das, was vor ihr passierte.
    Dort bewegte sich der Boden, aber auch noch ziemlich weit entfernt, wobei er zusätzlich noch eine andere Farbe angenommen hatte. Er war viel heller geworden, als würden dichte Schleier über ihn hinwegkriechen, für die es kein Hindernis gab.
    Sie krochen lautlos weiter, umfaßten den Untergrund und die auf ihm wachsenden Büsche wie ein Gespinst. Sie glitten durch das Gras, schwebten über die Spitzen hinweg und wallten höher.
    »Es ist der Nebel!« flüsterte Abandur. »Der Nebel der Hexen. Er schützt sie vor den Blicken der Neugierigen, aber er hält auch das Grauen verborgen. Wehe dem, der sich als nicht Geweihter über diesen Platz bewegt. Er wird vernichtet, denn im Nebel lauern unsere Freunde und seine Feinde…«
    Es war nicht nur der Nebel, der die Umgebung so verändert hatte. Auch die Natur selbst gehorchte den schwarzmagischen Kräften. Die Zweige eines tulpenförmigen Busches bewegten sich wie starre Arme, als wollten sie Jane Collins zuwinken. Sie schienen Finger bekommen zu haben, die sich mal krümmten, dann wieder streckten und bereit waren, nach irgendwelchen Dingen zu

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