0494 - Mond der Gefahren
überhitzten Gasen bestehenden Schlauch erzeugt, der die beiden Sonnen verbindet. Es ist nach allen Seiten wirksam und kann mit den heute üblichen Antriebsarten nicht neutralisiert werden. Ich vermute aber, daß ein gewisser toter Winkel vorhanden ist, von dem her eine Annäherung an das System möglich wird. Und zwar muß sich das Schiff dem System so nähern, daß die beiden Sonnen sich decken und direkt im Zielkreuz stehen. Später genügt dann ein blitzschneller und antriebsloser Vorstoß zu dem Riesenplaneten oder zum Mond, um dort landen zu können. Es muß lediglich darauf geachtet werden daß die direkte Sichtverbindung zur Energiebrücke vermieden wird.
Leider kommen alle diese Erkenntnisse für mich zu spät. Meine Umlaufbahn ist derart, daß ich niemals beide Sonnen gleichzeitig aus dem Gesichtsfeld verliere. Somit versagt der Antrieb, und auch ein Funkkontakt kann nicht zustande kommen. Ich habe keine andere Wahl, als die Landung zu versuchen. Falls ein Absturz droht, werde ich im Raumanzug das Schiff verlassen und mich zu retten versuchen. Meine Chancen sind gering, das weiß ich.
In einer Stunde zünde ich den Motor, In zwei Stunden habe ich es geschafft, oder ich bin tot..."
*
Schoscholk schob das Logbuch in die Tasche und verließ das Wrack. Gegen diesen Trümmerhaufen war sein Schiff im höchsten Grad navigationsfähig und startbereit.
Startbereit...?
Die Erkenntnis traf Schoscholk wie ein Schlag. Wenn die beiden Sonnen samt der sie verbindenden Energiebrücke genau auf der anderen Seite des Mondes standen, und wenn der namenlose Kundschafter mit seinen Vermutungen recht hatte, mußte der Antrieb einwandfrei arbeiten - solange wenigstens, bis die Entfernung zum Mond so groß wurde, daß er durch seine schwindende Größe die Gefahr nicht mehr abschirmte.
Bis dahin mußte die Geschwindigkeit des Schiffes hoch genug sein, es auch ohne weiteren Schub aus dem System hinauszutragen.
Start und höchste Beschleunigung - das war des Rätsels Lösung!
Schoscholk hatte es auf einmal sehr eilig, zu seinem Schiff zurückzugelangen. Da es sich auf der anderen Seite des Himmelskörpers befand, flog er in der bisherigen Richtung weiter, um den Mond wenigstens zu umrunden.
Bald tauchten im Westen wieder die beiden Sonnen auf, und dann entdeckte er den Riesenkrater unter sich.
Unverändert lag die REALFIN in ihrer flachen Mulde.
Abermals vergingen Wochen und Monate. Unendlich langsam nur näherten sich der rote Riese, der gelbe Zwerg und die Energiebrücke dem Westhorizont Morymas und gingen schließlich unter. Schoscholk wartete noch zwei weitere Wochen, ehe er mit seinen Vorbereitungen begann. Er mußte in Richtung Ost starten, um nicht sofort wieder in den Bereich des gefährlichen Strahlenfeldes zu geraten, aber bevor er den riskanten Fluchtversuch wagte, versuchte er noch einmal, die Organisation über Funk zu erreichen.
In den letzten Tagen war es ihm zum ersten Mal wieder möglich gewesen, schwache Signale zu empfangen. Vergeblich hatte er versucht, sie im Verstärker deutlicher zu machen; sie blieben unverständlich und ohne Sinn. Vielleicht handelte es sich auch um verschlüsselte Funksprüche von Einheiten der Raumflotte, die zufällig in diesen Sektor geraten waren.
Er bündelte den Richtstrahl und sendete sein Erkennungszeichen mit der dringenden Aufforderung zur Rückantwort. Dreimal jagte er den Spruch aus der Antenne, dann ging er auf Empfang. Die überlichtschnellen Hyper-Impulse benötigten keine Zeit, ihr weit entferntes Ziel zu erreichen - wenn sie es erreichten. Taten sie es aber, mußte die Antwort bald eintreffen.
Und sie traf ein!
Aber sie stammte nicht von einem Schiff der Organisation oder gar vom Zentralplaneten selbst, sondern von einem Patrouillenkreuzer der cappinschen Raumüberwachung. Er hatte die Funkzeichen aufgefangen, den Sender angepeilt und forderte exaktere Koordinatenbestimmungen an.
Die Chancen Schoscholks lagen auf der Hand. Er konnte ihn aber auch warnen und gleichzeitig selbst den Notstart versuchen.
Das Doppelsystem war für die Organisation wertlos, seine Position konnte ohne Risiko bekanntgegeben werden. Es bedeutete eine Gefahr für jedes Schiff, das sich ihm sorglos näherte.
Und dann war da noch der, hohle Mond...
Schoscholk wartete noch eine halbe Stunde. Als außer der ständig sich wiederholenden Aufforderung des Kreuzers keine Funkzeichen kamen, meldete er sich mit Namen und Position.
Gleichzeitig gab er seine Warnung durch und bat um
Weitere Kostenlose Bücher