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0495 - Der Botschafter von Sol

Titel: 0495 - Der Botschafter von Sol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einem runden, stählernen Reifen, der denselben Durchmesser wie die Öffnung des Schotts hatte. Überall an den Wänden und Ecken des Laderaumes befanden sich eingeschaltete Energieprojektoren. Die Schirmfelder waren plan und verliefen parallel zu den stählernen Wänden. Oberst Edmond Pontonac stand neben dem Ersten Offizier Caryna Nillbärg und schüttelte den Kopf. Edmond war etwas aus der Fassung gebracht.
    „Ich wurde nur von Deightons hohem Rang daran gehindert", sagte er leichthin, „laut aufzulachen. Ein Säbelzahntiger an Bord eines Raumschiffs ist der vollkommene Anachronismus!"
    Caryna deutete auf den Umschlag in Pentonacs Hand und fragte: „Du hast natürlich gelesen, aus welchem Grund dieses Tier an Bord ist?"
    „Natürlich", sagte er.
    Vor ihnen bewegte sich das Tier. Ein ausgewachsener Säbelzahntiger der auf Terra seit Jahrtausenden ausgestorbenen Gattung Smilodon. Mehr als eine Tonne Gewicht, ausgerüstet mit zwei scharfen, weißen Reißzähnen.
    Das Tier huschte von einer Wand zu anderen, schlug mit seinen mörderischen Pranken gegen die stählernen Platten und zuckte zurück, wenn es einen Schutzschirm berührte. Ein goldfarbenes Fell mit dunkelbrauner Zeichnung, die wie eine Ansammlung ineinander verlaufender Augen aussah. Mit riesigen weißen Augen starrte der Tiger Während seiner ruhelosen, nervösen Bewegungen die beiden Menschen an, er ließ sie, gleichgültig, wie sich sein Körper drehte oder herumwarf, niemals aus den Augen. Dann fauchte das Tier und ließ ein langgezogenes, miauendes Grunzen hören.
    „Es gibt nur zwei Ausdrucksformen, die wir seit dem Zeitpunkt Xbemerken können", erklärte der weibliche Offizier. „Entweder liegt der Tiger da und beobachtet uns, oder aber er rast ruhelos in seinem Käfig umher."
    Pontonac erklärte höflich und ruhig: „Ich verstehe."
    Vor einigen Tagen hatte ein takerischer Pedotransferer versucht, einen engen Vertrauten von Deighton zu übernehmen. Es handelte sich um den Galaktischen Übersetzer Serkano Staehmer, einen achtundvierzigjährigen dürren Mann, der rund sechsunddreißig verschiedene Sprachen und zusätzlich einhundertachtundzwanzig Dialekte beherrschte. Nur eine einzige Sekunde lang hatte Serkano versucht, sein dichtes blondes Haar zu kämmen und hatte dazu die Dakkarschleife abgenommen. Noch bevor - es war nur eine fast mikroskopisch kurze Zeitspanne gewesen - der Takerer sich in ihm festsetzen konnte, hatte Serkano das platinschimmernde Band wieder angelegt, und der Pedotransferer wurde abgewiesen und flüchtete sich in eine Ordonnanz, die in der gleichen Sekunde die Wohnung Staehmers betrat. Der aufgestellte Hollbeyn-Resonator schlug sofort Alarm, und der Transferer flüchtete sich, als Staehmer warnungslos dicht über dem Kopf der Ordonnanz mit dem Energiestrahler in die Wand feuerte, zurück. Da sich die Wohnung des Galaktischen Dolmetschers in der Nähe des Zoos von Terrania City befand, war es kein Wunder, daß sich als nächstes Opfer der Säbelzahntiger einstellte. Da das Tier sich in der nächsten Sekunde wie wahnsinnig benahm, schläferte es ein Wärter mit einer hohen Dosis Narkosegas ein, und der Takerer war gefangen. Den Rest besorgten Deighton und seine Männer. Der quallenartige und pulsierende Pseudokörper des Takerers wurde auf halbem Wege zwischen dem Freigehege und Staehmers Wohnung gefunden und ebenfalls durch eine Anzahl von hochwertigen Energieschirmen auf Dakkarebene gesichert. Dann brachte man beide Fundstücke in dieses Schiff, dessen Mission bereits festgestanden hatte, sperrte sie ein und machte es durch fest installierte Dakkarschirme unmöglich, daß sich der Geist und der Verstand des Takerers wieder in seinen ursprünglichen Körper zurückbewegen konnte. Dies waren die Beweismittel für Normon, ZGU und Carsual, von denen zuerst Deighton und jetzt das Mädchen gesprochen hatte.
    „Natürlich merkt der Cappin im Tiger, daß nebenan sein Pseudokörper ist. Er kann aber nicht handeln und zurückspringen. Der Pseudokörper ist ein Beweis, der untersucht werden kann. Der zweite Beweis läßt sich durch einen Enzephalographen nachmessen - die Impulse des Säbelzahntigers haben sich entschieden verändert. Diese Beweise müssen die Leute von Normon akzeptieren."
    Pontonac nickte dem Mädchen zu und trat zurück. Das Schott schloß sich geräuschlos, und die eingebauten Kameras übernahmen wieder die Beobachtung des Tieres und aus dem Raum nebenan, der nicht weniger gesichert war, wurden die Bilder der

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