0495 - Der Botschafter von Sol
sich leicht bewegenden Masse übertragen, deren Zerstörung den sicheren Tod des Cappins hervorrufen würde.
Pontonac sagte: „Irgendwann wird das Tier einmal ausbrechen, und dann haben wir sicher einige atemberaubende Minuten vor uns!"
Caryna schloß: „Wir haben meistens mehr vor als hinter uns, Edmond.
Abgesehen von dem Umstand, daß du die Rang-Treppe hinaufgepurzelt bist ... wie geht es dir sonst?"
Sie hatten sich während eines Schulungskurses kennengelernt, vor zwei oder mehr Jahren auf Terra, in der schönsten Stadt des Planeten.
Die DARA GILGAMA war bereits innerhalb des Sonnensystems in den Linearraum eingetreten und raste nun den langen Weg nach Normon entlang, von Frauen und Männern besetzt, die genau wußten, wie wichtig ihre Mission war. Von ihren Aktionen hing letztlich das Schicksal der Milchstraße ab.
„Du meinst, ob meine Gelenke schon verrostet sind?"
erkundigte sich Pontonac, während sie vor der sehr großen Bildscheibe standen und den Pseudokörper des Cappins betrachteten.
„Etwa so", sagte sie. Caryna gehörte zu den wenigen Menschen, die Edmond nicht bedauerten. Sie wußte, daß sich die hervorragende Kunsthaut selbst dann, wenn Pontonac am Rand eines Swimming-pools saß, nicht von der normalen Haut eines Menschen unterschied, daß die Öffnungen für die Hochleistungsbatterien unsichtbar waren und daß sowohl der rechte Arm als auch die beiden Beine wesentlich schneller, stärker und besser funktionierten als die normalen, nervengesteuerten Muskeln eines gesunden Gliedes.
„Ich fühle mich ausgezeichnet sagte Edmond. „Und sehr gut werde ich mich fühlen können, wenn unsere Mission beendet ist. Zumindest was Carsual betrifft, fliegen wir unsicheren Tagen entgegen. Es ist fraglich, ob sie uns als diplomatisches Schiff betrachten oder womöglich als terranische Spione. Aber .
. .wir werden es schon irgendwie schaffen."
Ein Interkom summte auf.
„Pontonac!" meldete sich Edmond.
„Hier Zentrale, Sir. Würden Sie bitte einmal zu uns kommen?
Wir brauchen Direktiven für das Vorgehen während des Einflugs in das System."
Pontonac nickte und erwiderte: „Ich komme, Freunde."
Er faßte Caryna leicht am Ellenbogen und bog mit ihr zusammen auf das schnelle Band des Hauptkorridors des Schiffes. Wenige Minuten später betraten sie die Zentrale, in der die wohlgeordnete Ruhe eines normalen Fluges mit Höchstgeschwindigkeit herrschte. Pontonac sprach mit den Offizieren die Direktiven durch, wobei sie mehrmals die Speicher der Bordelektronik und die Vorschriften Deightons zu Rate zogen.
Für jede der diplomatischen Missionen waren rund vier bis fünf Tage veranschlagt.
Und ... Deighton hatte keinen Berufspolitiker oder gar Roi Danton geschickt, sondern einen Mann der Praxis. Da Pontonac jederzeit seine Verwundungen vorweisen konnte, würde er als Schwerbeschädigter eine ganz andere Art des Entgegenkommens erfahren als ein gesunder Mann.
Tage vergingen.
Das Schiff fegte durch den Linearraum, überwand Lichtjahr um Lichtjahr. Pontonac und Caryna erneuerten ihre Freundschaft, und sie alle wurden unruhiger, je mehr sich das Ziel näherte. Einesteils hatte Pontonac mit allen seinen Leuten keine Verantwortung: Er konnte nicht mehr als bitten, daß man dem bedrängten System zur Hilfe eilte. Andererseits hatte er freiwillig Verantwortung übernommen, Er hatte sich geschworen, nicht nachzugeben, bis nicht wenigstens eine starke Flotte unterwegs war, um sich an der Vernichtung der Sammler zu beteiligen.
Sie näherten sich dem Zentralsystem des einstmaligen Imperiums, das nach dem Tod des Diktators den Weg zu einer funktionierenden Demokratie gefunden hatte. Das System Normon, mit seinen acht Planeten, kontrollierte mehr als sechshundert Kolonialsysteme, die ihrerseits weitestgehend autonom waren. Der Hauptplanet hieß Normo eine 1,04-g-Welt, die den Charakter des Verwaltungsplaneten noch nicht abgelegt hatte.
Funksprüche gingen hin und her.
Schließlich gelang es Edmond Pontonac, den Außenminister der Regierung auf den Bildschirm zu bekommen. Ein längerer Dialog folgte und dann erteilte man dem Schiff Landeerlaubnis auf dem Zentralen Hafen von Normo. Das erste Ziel war erreicht - jetzt begannen die Schwierigkeiten.
Pontonac wandte sich an seine Leute und sagte: „Es wäre unsinnig, eine große Abordnung zu schicken. Ich bin der Meinung, es genügt, wenn Willshire, Nillbärg und ich zum Außenministerium fahren und dort versuchen, unsere politische Mission wahrzunehmen.
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