0495 - Die Schlucht der Echsen

Titel: 0495 - Die Schlucht der Echsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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war viel zu schnell. Es prallte mit ungeheuerlicher Wucht in die Felsen und den schäumenden Wasserfall und verwandelte sich von einer Sekunde zur anderen in eine sich rasend schnell ausdehnende künstliche Sonne, die das spiralige Wirbel-Loch im Universum mühelos überstrahlte und die Nacht über Rom zum Tag werden ließ. Dann war es auch schon wieder vorbei.
    »Ein Meegh-Spider!« keuchte Zamorra fassungslos.
    Das Wirbeln erlosch. Von einem Moment zum anderen war alles wieder normal. Und dann - wiederholte sich das gespenstische Geschehen…
    »Meegh-Spider?« knarzte der Sauroide hinter Zamorra. »Was…«
    Als sich zum dritten Mal der Wirbel über ihnen bildete, heulten auf glühende Fragmente des mit unwahrscheinlicher Wucht zerschellenden Meegh-Spiders durch die irdische Nacht. Etwas schlug nur wenige hundert Meter vom Hotel entfernt in einer Rasenfläche ein, glühte noch und hatte seine Schattenhaftigkeit verloren. »Nicht hinsehen!« schrie Zamorra warnend und riß Carlotta und den Sauroiden herum, damit sie die unglaublich verdrehten, verwirrenden Strukturen und Elemente des Trümmerstücks nicht sehen konnten; Nicole wußte von selbst, daß sie die Augen zu schließen hatte, wenn sie nicht augenblicklich den Verstand verlieren wollte. Das Trümmerstück glühte noch einmal grell auf, und dann raste ein Schauer gnadenloser Schwärze über das Gelände - ein auf eine unbeschreibliche und unbegreifliche Weise schwarzleuchtendes Licht, in dem das Trümmerstück sich endgültig zersetzte und als ein Wirbel undefinierbarer Atome verwehte, die keinen Rückschluß mehr auf ihre einstige Zusammensetzung zuließen.
    Zamorra fühlte, wie das Amulett vor seiner Brust vibrierte und glühte, aber auf eine andere Weise, als er sie bisher gekannt hatte.
    Zum dritten Mal war die Himmelserscheinung wieder verschwunden, um diesmal nicht wiederzukehren.
    »Weg hier«, krächzte der Sauroide. Er tat irgend etwas. Vor den drei Menschen öffnete sich ein Weltentor. »Halt!« schrie Zamorra auf. »Ted ist nicht bei uns…«
    Seine letzten Worte verhallten bereits in der Echsenwelt.
    ***
    »Zum Teufel, die drei waren doch gerade noch hier im Saal!« entfuhr es Ted. »Professor Zamorra ist wie ich kostümiert, und die beiden Damen gehen als Eva vor dem Sündenfall und als Schlange!«
    »Zumindest davon scheint’s hier mehrere Ausgaben zu geben«, stellte der Sicherheitsbeamte Coloni fest.
    »Aber nicht die richtigen!« erwiderte Ted grimmig. »Hier läuft etwas ab, das mir gar nicht gefällt.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Ted winkte ab. Er erinnerte sich daran, daß Carlotta gar nicht davon begeistert gewesen war, daß sie hier nicht die einzige »Schlange« war, und daß sie den Wagen wieder vor die Tür hatte bestellen wollen. »Vielleicht sind sie draußen, abfahrbereit«, vermutete Ted, der sich nicht vorstellen konnte, daß die anderen ihn hier einfach allein ließen. Zumindest Zamorra wäre noch geblieben, was auch immer die beiden Damen zu tun oder zu lassen beliebten.
    Von draußen kam gerade eine weitere Adam- und-Eva-Paarung herein, diesmal in hautfarbene Trikots gewandet. Ted fiel etwas auf. »Sagen Sie, Coloni, kontrolliert hier niemand die schriftlichen Einladungen?«
    »Wozu? Wer kommt, kommt nur, weil er per schriftlicher Einladung informiert ist, daß dieser Ball überhaupt stattfindet. Also können auch keine Unbefugten kommen.«
    »Heilige Einfalt!« stöhnte Ted auf. »Jetzt wundert mich nicht mehr, warum die Mafia hier mehr und mehr die Regierung ablöst… auf die Weise kann doch auch jeder hereinkommen, der nur per Mundpropaganda von dieser Veranstaltung erfahren hat…«
    Daß so der Sauroide Charr Takkar hereingekommen war, ahnte er nicht einmal. Und Coloni versuchte seine Bedenken auch sofort zu zerstreuen. »Die Eingeladenen sind Leute, die garantiert nicht darüber plaudern, und Kreti und Pleti werden sich mit Sicherheit nicht trauen, hier dummdreist einzumarschieren, Signor Ewigk.«
    Signor Ewigk knurrte einen ellenlangen italienischen Fluch, der es in sich hatte und mit dem Südtiroler Separatisten die »römischen Besatzer« oder »die Welschen«, wie sie sie nannten, zu bezeichnen pflegten. Ted stürmte nach draußen. Da stand sein Rolls-Royce mit bereits laufendem Motor, und da waren ein paar Hotelboys und zwei Sicherheitsbeamte, von denen einer sich recht befremdlich gebärdete, nur von Carlotta, Zamorra und Nicole war nichts zu sehen.
    »Hat der Mann den Verstand verloren?« entfuhr es Ted