0495 - Teufelsspuk und Killer-Strigen
hätte jemand eine rasch wirkende Säure über sie geschüttet.
Die blanken Knochen traten hervor. Widerlich anzusehen, bleich und fahl, weiß.
Furchtbar…
Das grüne Auge verschwand. Dabei sah es aus, als würde es tief in die Knochenhälfte hineingedrückt, aber es blieb noch sichtbar. Als winziger, stecknadelgroßer Punkt sehr tief im Schacht der kleinen Pupille.
Ja, so kannte ich ihn.
Und ich konnte nichts tun. Paralysiert durch dieses verdammte Gas hockte ich auf dem Beifahrersitz. Das Denken gelang mir, so kamen die Vorwürfe automatisch.
Ich hatte mich einfach zu sehr auf mich selbst und meine Waffen verlassen und nicht mehr an Gangstermethoden gedacht, wie Strigus sie angewendet hatte. Einen Gangster so außer Gefecht zu setzen, das tat sonst die Mafia.
»Kennst du mich nun?« hörte ich seine Frage. Die Stimme hatte schon etwas Krächzendes angenommen.
Eine Antwort gab ich nicht. Plötzlich bewegte sich der häßliche Schädel vor mir. Er drehte sich um die eigene Achse und wurde dabei zu einem gewaltigen Ballon, der von einer aus der Tiefe aufsteigenden Schwärze an sich gerissen wurde und verschwand.
Im nächsten Augenblick hatte auch mich die Schwärze geschluckt…
***
Suko war natürlich durch Lady Sarahs Anruf alarmiert worden und hatte sich mehr als nur beeilt.
Leider konnte er nicht fliegen, aber er war mit dem Rover gefahren wie ein Kamikaze-Driver. Zum Glück war John zu Fuß unterwegs und hatte das Fahrzeug in der Tiefgarage gelassen.
Suko hätte es natürlich lieber gesehen, John Sinclair an seiner Seite zu haben, aber der Geisterjäger war und blieb verschwunden. Er hatte Suko auch nicht mitgeteilt, welchen Pub er sich aussuchen wollte.
Der Inspektor ließ den Wagen vor Lady Sarahs Haus ausrollen. Er stieg aus und schaute sich vorsichtig um. Ihn interessierten besonders die dicht belaubten Kronen der Bäume. Suko hatte sich stets darüber gefreut, daß in dieser Straße noch so viele Bäume wuchsen. Jetzt aber waren sie zu Horten der Gefahr geworden.
Er konnte nichts sehen. Auch nicht dort, wo das Licht der Laternen das Blattwerk streifte.
Mit langen Schritten ging er auf das Haus zu. Diesmal erwarteten die beiden Frauen ihn nicht an der Haustür. Die Fenster im oberen Stockwerk waren ebenfalls erleuchtet, vielleicht hielten sich Sarah und Jane dort auf. Suko schellte.
Sehr bald hörte er Schritte. Sie kamen die Treppe hinab, dann wurde ihm geöffnet, und Jane Collins stand vor ihm.
Suko wußte über ihr Schicksal Bescheid, dennoch berührte es ihn, als er Jane mit dem völlig normalen Gesicht vor sich stehen sah. Sie versuchte sogar ein Lächeln, bevor sie die Tür freigab und Suko mit einem leisen »Da bist du ja« begrüßte.
Er ging an ihr vorbei und blieb im Flur stehen. Die Tür zu Lady Sarahs Wohnraum stand offen. Er schaute kurz hinein, sah aber die Horror-Oma nicht.
»Haltet ihr euch oben auf?«
»Ja. Da ist es auch passiert.«
»Gut.« Suko ging vor. Auf der Treppe fragte er über die Schulter zurück. »Habt ihr inzwischen einen weiteren Angriff der Strigen erlebt?«
»Zum Glück nicht, aber…«
Der Inspektor blieb auf dem ersten Absatz stehen, weil ihn Janes Antwort mißtrauisch gemacht hatte. »Was war denn?«
»Sie haben uns eingekreist. Ich… ich sah ihn in den Bäumen hocken.«
»Moment mal. Ich habe keine Strigen gesehen.«
»Ich schaute aus den hinteren Fenstern.«
»Ach, so ist das.« Suko nickte. Er räusperte sich. »Nun ja, wir werden sehen.«
»Hast du denn keine Angst?« flüsterte Jane, als Suko seinen Weg fortsetzte.
»Noch nicht.«
»Sie wird noch kommen. Ich spüre, daß wir ihnen unterlegen sind. Sie wollen ja auch mich.«
»Noch sind wir nicht soweit.« Suko blieb stehen, weil Lady Sarah aus Janes Zimmer getreten war.
»Da bist du ja endlich«, begrüßte ihn die Horror-Oma, »und John hast du nicht mitgebracht?«
»Nein, er ist nicht aufzutreiben.«
Sarah schüttelte den Kopf. »Das habe ich noch nie erlebt. So etwas Atypisches.«
»Ich wundere mich auch.«
»Vielleicht ist ihm etwas passiert.«
Suko hob die Augenbrauen. »Ich glaube schon, daß sich John gut allein wehren kann.«
»Ob sich die Strigen vielleicht auch auf ihn konzentriert haben?« vermutete Sarah.
Im Zimmer bekam sie von Suko die Antwort. »Das kann natürlich sein. Mittlerweile glaube ich daran, daß wir alle auf ihrer Liste stehen.«
»Auf der des Strigus«, verbesserte Lady Sarah.
»Kann sein.« Suko winkte Jane herbei. »Sag mal, wo hast du die Eulen
Weitere Kostenlose Bücher