0496 - Sein Hobby war die Mord-AG
wissen.«
»Ach ja, richtig. Ein sehr erfolgreicher, wie mir scheint.«
»Danke, ich kann nicht klagen. Die Agenturen reißen sich um mich. Das Texten ist nur eine Frage tragfähiger Ideen und einer überdurchschnittlichen Formulierungsbefähigung. Ich glaube, daß ich beides habe. Warum setzen sie sich nicht? Leider habe ich nicht viel Zeit. Wie Sie wissen, will ich Eunice vom Theater abholen.«
»Es ist ja erst neun Uhr«, sagte ich lächelnd und fuhr fort, die Buchtitel zu studieren. »Ich bin selbst ein Bücherfan, wissen Sie.«
Ich ging am Schreibtisch vorbei. In die elektrische Schreibmaschine war ein weißer Bogen eingespannt. Er enthielt nur drei Buchstaben. Sie waren gesperrt getippt und ergaben auf den ersten Blick keinen Sinn.
Q U I
Das war alles. Ich sah, daß es sich um das letzte Modell einer Smith-Corona handelte. Neben der Maschine lagen ganze Stöße von Zeitschriften und Magazinen. Ich überflog einige Titel und wußte Bescheid. »Sie interessieren sich für den Film und das Theater?« fragte ich und nahm auf der bequemen Couch Platz.
Minetti setzte sich in die andere Couchecke. Er stopfte sich ein Kissen zurecht. »Und zwar sehr«, sagte er. »Das tue ich schon Eunice zuliebe. Ich muß doch mitreden können. Außerdem will ich mir nicht nachsagen lassen, diesem Forsythe jemals unterlegen gewesen zu sein.« Er grinste matt. »Verrückt, was? Wie Sie zu erkennen vermögen, dreht sich mein ganzes Leben nur um Eunice.«
»Sie kämpfen um sie, nicht wahr, Mr. Minetti?«
Minetti steckte sich eine Zigarette an. Er inhalierte tief und produzierte dann mit zurückgelegtem Kopf zwei perfekt geformte Rauchringe. Er blickte ihnen hinterher und sagte: »Finden Sie nicht auch, daß sich um Eunices willen jeder Kampf lohnt?«
»Nicht jeder«, sagte ich ruhig.
Er blickte mich einen Moment scharf an, dann schaute er schweigend weg. »Mord lohnt sich nie«, stellte ich fest. Er lächelte. »Wer spricht denn hier von Mord?«
»Ich, mein lieber Minetti.«
Der junge Mann runzelte die Stirn. »Hören Sie, Cotton! Ich bin nicht von gestern. Ich brauche keine besondere Hirnakrobatik zu machen, um mir den Grund Ihres Besuches auszudenken! Sie tippen auf einen Mord aus Eifersucht. Da ich Eunice heiß und innig liebe, muß ich der Mörder sein, nicht wahr? Sie haben Pech, Cotton! Ich habe für die fragliche Zeit ein Alibi.«
»Das habe ich auch nicht anders erwartet.«
»Was soll das heißen?«
»Das werden wir gleich klären. Seit wann schreiben Sie Forsythes Artikel?« Er starrte mich an. Die Frage traf ihn gänzlich unvorbereitet. Er versuchte keine Ausflüchte. »Seit fast zwei Jahren«, sagte er.
»Interessant und alle Achtung«, sagte ich. »Warum haben Sie das getan?«
»Er war am Ende, und für mich war es eine fabelhafte Gelegenheit, viel Geld zu verdienen. Er hatte den Namen, und ich hatte das Talent. Es war eine gut funktionierende Partnerschaft. Natürlich korrigierte er manchmal meine Manuskripte. Zuweilen steuerte er auch ein paar Ideen dazu bei. Aber im wesenlichen waren die Artikel von mir.«
»Eins verstehe ich nicht, junger Mann. Warum haben Sie Eunice nie gesagt, daß sie Forsythes Ghostwriter waren? Damit hätten Sie ihn doch leicht blamieren und bequem ausstechen können!«
Minettis Mundwinkel senkten sich mit einem Ausdruck von Bitterkeit. »Ich habe oft mit diesem Gedanken gespielt«, gab er zu, »aber mir wurde bald klar, daß ich damit nichts gewinnen konnte. Eunice verehrte Forsythe nicht wegen dieser dämlichen Artikel. Sie flog auf ihn, weil er die richtigen Leute kannte und einen Namen hatte. Sie hätte es mir nie vergeben, wenn ich Forsythe bloßgestellt hätte. Außerdem waren da noch ein paar andere Punkte, an die ich denken mußte. Die Artikel brachten mir monatlich einige 1000 Dollar ein. Hätte ich auf diese Einnahme verzichten sollen? Aber auch das war es nicht allein. Jeder große Publizist beschäftigt heutzutage ein paar Ideenmänner oder einen Ghostwriter. Es ist richtig in Mode gekommen, andere für sich arbeiten zu lassen. Mein Schuß hätte also leicht nach hinten losgehen können. Forsythe hätte behaupten können, es seien seine Ideen gewesen, ich hätte nur den letzten, handwerklichen Schliff beigesteuert. Ich wäre nicht in der Lage gewesen, das Gegenteil zu beweisen.«
»Stimmt«, sagte ich. »Und deshalb beschlossen Sie, sich seiner auf andere Weise zu entledigen.«
»Das ist eine Verleumdung!« empörte sich Minetti. »Wie können Sie nur so etwas
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