0496 - Sein Hobby war die Mord-AG

ausgerechnet zu mir? Warum bist du nicht zu Allan gegangen?«
    »Den nehme ich mir noch vor«, versicherte Gina Hopkins eiskalt. »Ihr habt ihn geschlagen. Brutal, gnadenlos — bis er tot war.« Ihre Stimme war ohne Klang und Farbe. »Glaubt ihr wirklich, das ließe sich mit 200 Dollar im Monat wiedergutmachen?«
    Winston schob den Teller mit dem Schinkenbrot zurück. Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ach so, das ist es also.« Er begann zu grinsen. »Du willst nur den Preis in die Höhe treiben. Verdammt noch mal, das hätte ich mir denken können. Ihr Weiber denkt bloß ans Geld.«
    »Du irrst dich, Freddy. Ich will das Geld nicht haben… Ich fordere Genugtuung.«
    »Hau ab, Mädchen! Ich werde sonst ungemütlich. Ich habe eine Schwäche für nette Puppen wie dich — aber nicht, wenn sie falsche Töne anschlagen. Ich bin es gewohnt, daß Puppen spuren, verstanden?«
    Gina Hopkins trat an den Tisch. Sie stellte die Krokodilledertasche darauf ab. »Was waren seine letzten Worte?« fragte sie.
    »Ein scheußlicher Fluch«, sagte Winston.
    »Du warst also dabei! Du bist einer seiner Mörder!«
    Winston stand auf. »Jetzt hab’ ich aber genug! Verschwinde, und zwar schnell!« Gina öffnete die Handtasche. Sie nahm eine Pistole heraus. Mit dem Daumen legte sie den Sicherungsflügel um. »Nimm die Hände hoch!« befahl sie. »Wird’s bald?«
    Winston glotzte. Er starrte die Waffe an. Dann blickte er in Ginas Augen und begriff, daß sie es ernst meinte. Langsam hob er die Hände. In seinen Augen glitzerte es gefährlich. Er atmete plötzlich schwer. »Mach keinen Blödsinn, Mädchen!« warnte er leise. »Du würdest es bereuen…«
    »Wer hat es getan?« fragte Gina gefährlich leise.
    »Ich kann nur wiederholen, daß es ein Unfall war. Er stand im Verdacht, eine größere Summe geklaut zu haben. Wir wollten wissen, wo er sie versteckt hat. Deshalb nahmen wir ihn in die Mangel.«
    »Es war Mord«, sagte Gina mit starrem Blick.
    Winston entzog sich ihren Augen und sprach ins Zimmer hinein: »Du tust, als wäre Larry der einzige Mann auf der Welt gewesen! Von seiner Sorte findest du an jeder Straßenecke ein halbes Dutzend. Er war nur ein kleiner verkommener Spieler, ein Mann, der seine erste große Chance mit Füßen…« Er begleitete seine Worte mit wegwerfenden Handbewegungen.
    In diesem Moment schoß Gina.
    Der Knall ließ Winston verdattert schweigen. Die Kugel war dicht an ihm vorbeigezischt. »Ich will nichts mehr von diesem Unsinn hören!« herrschte Gina ihn an. »Sage mir endlich die Wahrheit!«
    Winston überlegte und hatte die rettende Idee. Es war am klügsten, die erregte Frau zu Allan Hunter zu schicken.
    Ich kann Allan warnen, noch ehe sie dort eintrifft, ging es Winston durch den Kopf. Allan wird sie schon richtig empfangen.
    »Es war Hunter«, sagte er. »Allan hat…«
    In diesem Moment klingelte es. Gina runzelte die Augenbrauen. »Erwartest du Besuch?«
    »Nein — vielleicht ist es jemand aus dem Haus. Vermutlich hat man den Schuß gehört.« Er blickte zum Fenster hinüber. »Sogar das Fenster steht halb offen, verdammt noch mal!« Er ließ die Hände sinken.
    »Geh zur Tür und sieh nach, wer es ist!« sagte die junge Frau. Freddy Winston verließ das Zimmer erst, nachdem er das Fenster geschlossen hatte. Gina hörte in der Diele das Gemurmel von Männerstimmen. Dann kam Winston zurück.
    »Na, was habe ich dir gesagt? Dein idiotischer Schuß hat einen Mieter aufgescheucht! Ich mußte ihm ein Märchen von einem Knallfrosch erzählen, den mir jemand durchs offene Fenster geworfen hat.«
    »Du bist um eine Ausrede nicht verlegen, was?« fragte Gina spöttisch.
    »Selten«, erwiderte Winston grinsend. Gina hielt noch immer die Pistole in der Hand, aber die Waffe war nicht mehr auf den Mann gerichtet.
    »Weil das so ist, glaube ich dir nicht«, sagte Gina scharf. »Du willst mich nur loswerden, nicht wahr? Um dieses Ziel zu erreichen, ist dir jede Lüge recht.«
    »Alln hat es getan. Er wollte Larry nicht töten. Wir waren entsetzt, als es auf einmal passiert war«, versicherte Winston. Er schlenderte durch das Zimmer und schüttelte betrübt den Kopf.
    »Komm mir nicht zu nahe!« warnte die junge Frau. Sie hob die Hand mit der Pistole. Winston blieb stehen. Er tat beleidigt.
    »Warum willst du mich unbedingt als Superganoven abstempeln, als Mann ohne Charakter? Ich habe nur getan, was Hoogan von mir verlangte. Willst du dich mit dem Boß anlegen? Oder mit Allan? Du würdest