0496 - Sein Hobby war die Mord-AG
was?«
Gina fühlte sich wie gelähmt. Ehe sie sich zu einem weiteren Ausweichversuch aufraffen konnte, schlossen sich die Hände des Mannes um ihren Hals.
Hunter zog Gina dicht an sich heran. Die junge Frau hob den Fuß und trat mit voller Kraft gegen Hunters Schienbein. Der verzog das Gesicht und fluchte. Dann drückte er zu. »Diese Mätzchen werden dir gleich vergehen!« versprach er.
Gina stemmte sich gegen dieses erbarmungslose Würgen, das plötzliche Ausbleiben der Luft, gegen die Angst, doch merkte sie, daß ihre Kräfte einfach nicht ausreichten, um mit der lebensbedrohenden Lage fertig zu werden.
Hunters gerötetes Gesicht war dicht vor ihr, abstoßend, grausam und ekelerregend, das Gesicht eines Killers aus Leidenschaft, die Fratze des Mannes, der auch Larry auf dem Gewissen hatte…
Gina merkte, wie ihr die Sinne schwanden. Sie hob noch einmal den Fuß, aber in ihrer Abwehraktion war keine Kraft mehr. Das letzte, was Gina bewußt aufnahm, war ein seltsames Geräusch, ein Klirren und Splittern, das sich wie das Gebimmel ferner Glöckchen ausnahm…
Gina sank zu Boden.
Hunter wirbelte herum. Die zerberstende Fensterscheibe war für ihn ein Signal, das er sofort verstand.
Seine Hand zuckte nach der Pistole in der Gesäßtasche. Er sah den Mann, der durch das zerschlagene Fenster faßte und den Fenstergriff herumdrehte. Noch ehe Hunter einen gezielten Schuß abgeben konnte, blitzte dicht neben dem Mann ein kleiner rotgelber Feuerschein auf.
Hunter stieß einen Schrei aus. Die Pistole entfiel seinen plötzlich kraftlos gewordenen Fingern. Die Kugel hatte seinen Unterarm getroffen.
Die Fensterflügel öffneten sich.
Phil Decker und Steve Dillaggio sprangen ins Innere des Zimmers.
Steve bückte sich nach der Pistole und steckte sie ein. Dann kümmerte er sich um Gina Hopkins. Phil Decker behielt Hunter im Auge.
»Einen Arzt!« würgte Hunter hervor. »Ich brauche einen Arzt!«
»Sie ist nur bewußtlos«, sagte Steve und richtete sich auf. »Sie wird gleich wieder zu sich kommen.« Er schaute sich suchend um und trat dann ans Telefon. Er wählte die Nummer und sagte kurz darauf: »Bitte Lieutenant Humber vom zweiten Morddezernat!«
***
Der Mann, der vor mir stand, kam mir bekannt vor. Ich war sicher, sein Foto schon in irgendeinem Zusammenhang gesehen zu haben. Er war groß, ziemlich knochig und nicht älter als 35 Jahre. Die tiefliegenden Augen waren klein und stechend. Er hatte einen modernen schmalkrempigen Hut auf dem Kopf. Sein Anzug war zwar gut gearbeitet, aber das Stoffmuster und die Krawatte paßten nicht dazu.
»Ist Mr. Minetti zu Hause?« fragte er mit rauher Stimme.
»Ja. Treten Sie ein!«
Der Besucher zögerte. Er forschte in meinem Gesicht, als wittere er Gefahr. »Warum kommt er nicht selbst an die Tür?« fragte er lauernd.
»Er ist verhindert.«
»Ich komme später noch einmal wieder«, sagte der Mann und rückte seinen Hut zurecht. Als er den Arm hob, markierte sich unter dem Anzugstoff ziemlich deutlich die Pistole in seiner Schulterhalfter.
»Sie bleiben!« entschied ich und holte die Hand mit dem Smith and Wesson aus der Tasche.
Der Mann starrte die Waffe an, dann grinste er. »Ich verstehe«, sagte er höhnisch. »Der gute Lester versucht es auf die krumme Tour. Was sollen Sie dafür bekommen? Ich rate Ihnen zur Vorsicht. Er ist ein schlechter Zahler. Los, ich möchte ihn sprechen! Ich werde ihm sagen, was ihn erwartet!«
Offenbar hielt er mich für einen Ganoven, der Minetti vor der Zahlung der abgemachten Geldsumme bewahren sollte. Nicht gerade schmeichelhaft für mich.
»Nehmen Sie die Hände hoch!« befahl ich.
Er gehorchte.
»Umdrehen!«
Er tat auch das. Ich nahm ihm mit raschem, geübtem Griff die Pistole ab. Dann durchsuchte ich ihn nach weiteren Waffen. Er hatte keine. »Gehen Sie ins Wohnzimmer!« forderte ich ihn auf.
Der Mann blieb auf der Wohnzimmerschwelle stehen. Ich gab ihm einen leichten Stoß in den Rücken. Er taumelte zwei Schritte nach vorn und starrte noch immer auf Minetti, der gerade dabei war, seinen Oberkörper hochzustemmen.
»Setzen Sie sich!« sagte ich zu dem Besucher. Er ging zum nächsten Sessel und ließ sich hineinfallen. Er starrte noch immer Minetti an.
Ihm dämmerte, wer ich war. »Sie sind ein Bulle?« fragte er.
»Mein Name ist Jerry Cotton«, informierte ich ihn. Ich wollte die Vorstellung durch die Angabe meiner FBI-Zugehörigkeit ergänzen, doch das erwies sich als überflüssig.
Der Besucher verzog sein Gesicht.
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