0497 - In drei Minuten bist du tot
beschlagen und stammte, wie die Aufschrift zeigte, von einem der exklusivsten Juveliere New Yorks. Nämlich von Gould and Gould in der Fifth Avenue.
Violet Kerber konnte es gar nicht erwarten, die Kostbarkeit zu betrachten, die ihr der schöne Charlie zugedacht hatte.
Sie griff zur Schließe der Schatulle. Ich sprang hinzu und schrie: »Halt! Öffnen Sie nicht!«
Sie schrak zusammen und starrte mich an, als wäre ich geistesgestört. Ich riß ohne Umstände die Schatulle aus ihren zarten Händen und knurrte: »Sicher wissen Sie noch nicht, daß Charlie Gregg seit der vergangenen Nacht im Hospital liegt. Ich glaube nicht, daß er wirklich der Absender dieses Päckchens und der Rosen ist.«
»Im… Hospital? Sind Sie wahnsinnig? Wer sonst soll mir denn den Schmuck geschickt haben?«
»Sollte wirklich Schmuck in diesem Kästchen sein, werden wir es gleich feststellen, Madam. Ich fürchte, man hat Ihnen eine andere Liebesgabe zugedacht. Würden Sie sich bitte ins Haus verfügen.«
Sie sprang auf. »Ich denke nicht daran! Ich werde mich über Sie beschweren. Einfach hier einzudringen und sich in meinen intimen Dinge einzumischen. Geben Sie die Schatulle her! Sofort!«
Ich mußte an das Sprengstoffpaket denken, das im Sarg versteckt bei Cindy Billson abgeliefert worden war. Diese hübsche Schatulle konnte genug Sprengstoff enthalten, um uns alle in Stücke zu reißen. Ich hob das Ding ans Ohr, doch nichts tickte darin.
Als ich das Päckchen wieder herunternahm, griff Violet Kerber blitzschnell zu. Sie war eine sehr eigenwillige Persönlichkeit, und Widerspruch konnte sie offenbar nicht vertragen. Wenn sie jetzt die Schließe öffnete, konnte es für uns alle zu spät sein…
So ungern ich handgreiflich gegenüber einer Dame werde, es blieb mir nichts anderes übrig. Wieder hatte sie die Hand an der Schließe. Ich riß ihr die Schatulle weg und beförderte sie in hohem Bogen irgendwohin.
Bis zum Swimming-pool waren es etwa fünfzehn Schritte. Das Kästchen streifte gerade noch den Rand des gekachelten Beckens und klatschte dann ins Wasser. Die schöne Violet schrie wütend auf und wollte sich auf mich stürzen.
Da donnerte die Explosion auf. Eine riesige Fontäne stieg aus dem Swimming-pool empor. Hoch genug, um uns alle in den zweifelhaften Genuß einer kalten Dusche zu bringen. Instinktiv warf ich mich über Violet Kerber und riß sie mit mir zu Boden. Auch Phil haute sich flach hin. Abgesehen von dem feuchten Gruß passierte uns jedoch nichts. Wie sich später herausstellte, hatten die Kacheln des Schwimmbeckens unter der Wucht der Detonation am meisten gelitten. Aber das ließ sich reparieren.
Ich erhob mich und beförderte Violet auf die Hollywoodschaukel. Sie zitterte am ganzen Körper, als hätte sie Schüttelfrost. Sie schlug die Hände vors Gesicht und stammelte: »Mein Gott, mein Gott…« Natürlich kamen die beiden Cops sofort angesaust. Hinter ihnen erschien Butler Bing mit ratlosem Gesicht. Phil winkte den Butler her.
»Was war das für ein Bote, der die Blumen und das Päckchen gebracht hat?« fragte er.
Bing zuckte die Achseln. »Einer vom Expreßdienst. Von denen gibt’s ja Tausende.«
»Können Sie ihn beschreiben?«
Der Butler versuchte es, aber es kam nicht viel dabei heraus. Nicht einmal der Cop, der in der Halle gesessen hatte, konnte mehr Über den Boten sagen. Immerhin hatte er sich aber den Namen des Botendienstes gemerkt, der auf dem Mützenschild des Mannes stand.
Violet Kerber beruhigte sich allmählich. Während sie mir vorhin noch die Augen auskratzen wollte, fiel sie mir jetzt um den Hals und ernannte mich zu ihrem Lebensretter. So wankelmütig sind die Frauen.
***
»Mein lieber Schwan«, sagte Phil, als ich den Jaguar auf die Park Lane hinaussteuerte. »Das war knapp. Da hätten wir beinahe an unserer eigenen Beerdigung teilnehmen können. Wie bist du bloß darauf gekommen, daß in dem Kasten der Teufel saß?«
Ich nahm einen Zug von der Camel. »Intuition, Phil. Und eine solche Eingebung läßt sich schwer erklären. Ich habe das Begleitkärtchen gelesen, das in den Blumen steckte. Übrigens trage ich es jetzt in der Brieftasche bei mir. Violet Kerber wird es wohl nicht vermissen.«
»Hm. Ob tatsächlich Charlie Gregg der Absender gewesen ist?«
»Es sollte so aussehen, als wäre er es gewesen. Wieder einmal sollte der schöne Charlie als schwarzes Schaf hingestellt werden. Genauso wie bei dem mißglückten Anschlag in Cindy Billsons Salon. Dummerweise -
Weitere Kostenlose Bücher