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0498 - Wenn Götter morden

0498 - Wenn Götter morden

Titel: 0498 - Wenn Götter morden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ägypter, sichtlich aus der Fassung gebracht. »Alles weitere wird Ihnen mein Herr mitteilen, nachdem sie ihm die Freundlichkeit erwiesen haben, mir zu folgen.«
    Tendyke lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Er will etwas von mir, nicht umgekehrt«, sagte er. »Ich habe mich jetzt lange genug auf dieses Versteckspiel eingelassen. Warum kommt Mister Steel nicht hierher? Er weiß doch, wo wir logieren, sonst hätte er Sie nicht geschickt, Abdallah. Und Sie waren es doch auch, der mir gestern mittag durch die halbe Stadt nachgeschlichen ist. Was sollen diese Faxen?«
    »Auch das wird Ihnen mein Herr erklären«, sagte Abdallah. Er verneigte sich und zog sich dann bis zur Tür des Speisesaals zurück, um dort auf die drei zu warten.
    »Na schön«, brummte Tendyke. »Dann bin ich mal auf Steels Erklärung gespannt.«
    ***
    Das Krokodil wandte sich an das Flußpferd. In dieser Nacht glaube ich etwas gespürt zu haben, das mir nicht gefällt. Solltest du dich in der Kunst des Verrats üben wollen?
    Ich verstehe dich nicht, gab das Flußpferd zurück. Warum fragst du ausgerechnet mich das? Was kann ich für deine Empfindungen?
    In der vergangenen Nacht ist Kraft von uns zu Sterblichen geflossen. Jemand hat ihnen Träume geschickt.
    Und das soll ausgerechnet ich gewesen sein? - Selbst wenn es so wäre, hätte dich dies nicht zu kümmern. Ich bin nicht dein Diener. Ich kann tun und lassen, was ich selbst für richtig halte.
    Aber nicht, wenn es unserer Gemeinschaft schadet!
    Das Flußpferd lachte spöttisch. Wie könnten Träume, wenn ich sie denn den Sterblichen schickte, unserer Sache schaden?
    Sobald du versuchst, sie mit diesen Träumen zu warnen und auf uns aufmerksam zu machen!
    Und das soll geschehen sein? fragte das Flußpferd.
    Du weißt es besser als ich, behauptete das Krokodil. Ich warne dich. Niemand von uns will, daß unsere neue Existenz so rasch wieder beendet ist, wie sie begann. Wenn du zum Verräter an unserer Sache wirst, werden wir dich zur Rechenschaft ziehen.
    Ihr? fragte das Flußpferd und sah in die Runde, zum Schakal, zum Falken, zum Ibis. Oder du allein? Oder ihr alle, weil ihr einem einzelnen gehorcht? Wir arbeiten zusammen, weil wir leben wollen. Wir holen uns Kraft aus dem Blut der Sterblichen. Dafür ordnen wir uns dem unter, in dessen Tempel es geschieht. Reicht das nicht? Wollt ihr alle zu seinen Sklaven werden?
    Er registrierte bei den anderen nicht einmal Betroffenheit. Reglos nahmen sie seine Äußerung hin.
    Das Krokodil schien sich ihrer völlig sicher zu sein. Ich warne dich jetzt ein zweiters Mal vor Verrat. Eine dritte Warnung wird es nicht mehr geben.
    Das Flußpferd wandte sich ab. Ich habe deine Worte vernommen. Aber ich bin nicht dein Vasall und nicht dein Sklave, und ich erinnere auch euch andere daran, daß ihr in euren Entscheidungen frei sein solltet. Haben die Sterblichen jemals Götter erlebt, die sich gegenseitig knechteten? Wollen wir über sie herrschen oder im Streit gegeneinander zu ihrem Gespött werden?
    Das Krokodil ließ ein bösartiges Knurren hören. Die anderen reagierten immer noch nicht.
    Sie sind alle ganz anders geworden als früher, dachte das Flußpferd. Etwas hat sie verändert. Sie sind keine Götter mehr, sie sind böse Dämonen.
    Und als das Flußpferd in sein eigenes Inneres schaute, erkannte es, daß dieser verändernde Einfluß auch in ihm selbst zu nagen begann. Noch war er zu schwach. Aber wie lange noch?
    ***
    Jetzt, am Tage, bot der Basar ein völlig anderes Bild als am Abend zuvor, wo er einen fast grabesstillen Kindruck gemacht hatte. In den schmalen Gassen drängte sich Stand au Stand; wo etwas mehr Platz war, standen Zelte. Dunkel gekleidete Frauen drängten sich durch die Menge, hier und da saßen Männer bei Tee und Wasserpfeife zusammen, das Schreien der Händler übertönte das der unter ihrer Last protestierenden Esel, die Nachschub brachten. Ein ständig wechselndes Durcheinander fremdartiger Gerüche erfreute oder beleidigte die Nase - je nach Standort und Ansicht -, Hunde streunten zwischen den sich drängenden Menschen herum, und mit Sicherheit hatte auch die Diebesgilde Hochkonjunktur. Zamorra war froh, dein Einkaufsbummel mit Nicole in der abendlichen Ruhe des Vortages absolviert zu haben. Es reichte ihm schon, daß pausenlos Händler an seiner Kleidung zupften und ihm ins Ohr brüllten, er möge sich doch für ihre Waren interessieren - sie sich wenigstens anschauen. Hätten sie ihn erst einmal vor ihre

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