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0498 - Wenn Götter morden

0498 - Wenn Götter morden

Titel: 0498 - Wenn Götter morden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bot er den Göttern sein Leben als Sühne dafür, daß er eine Waffe gegen sie erhoben hatte…
    ***
    Abermals waren sie stärker geworden. Das Blut der beiden Menschen verlieh ihnen neuerliche Kraft. Und konnte Tawaret, die Flußpferdköpfige, sich mit dem Gedanken an diese Art der Erstarkung nicht abfinden. Es war nicht normal. Etwas Fremdes brachte sie alle dazu, gegen ihre wahre Natur zu handeln. Doch die anderen erkannten es nicht.
    Weder Sobek, der am stärksten von dem fremden Einfluß betroffen war, noch Horus, Anubis oder Toth, der Ibisköpfige. Sie alle befanden sich unter dem zwingenden Einfluß einer fremden Macht, dem sie sich nicht entziehen konnten. Auch Tawaret selbst konnte nur unter größten Schwierigkeiten dagegen ankämpfen und sich einen Bruchteil ihres Ka bewahren. Keinesfalls aber konnte Tawaret die anderen von dem unheilvollen Zwang befreien. Soviel war ihr inzwischen bewußt geworden.
    Sie konnte es auch nicht mehr wagen, Träume auszusenden. Sie war sicher, daß Sobek und die anderen sie dafür böse bestrafen würden. Vielleicht sogar vernichten, so wie Sobek es angedroht hatte. Der Krokodilköpfige, der nichts mehr gemein hatte mit dem, der einst von den Sterblichen verehrt worden war.
    Sie waren keine Götter mehr. Sie waren zu Ungeheuern geworden, zu mordenden Dämonen. Und wenn jene, die die Traumsendung Tawarets empfangen hatten, nicht die richtigen Schlüsse zogen und handelten, blieb ihnen allen die Umkehr verwehrt. Dann gab es nur noch den Weg ins Böse, in Tod und Vernichtung als Selbstzweck.
    In ihrer neuen, wiedererweckten Daseinsform existierten sie nicht mehr, weil die Sterblichen sie anbetete, sondern weil sie die Sterblichen ermordeten. Sie waren nicht mehr Symbionten, sondern Parasiten.
    War dieses Dasein es wirklich wert, gelebt zu werden?
    ***
    Der Hubschrauber entpuppte sich als ein kleiner, schon recht betagter Sikorsky-Typ, der in Europa und den USA vermutlich längst ins Luftfahrtmuseum abgeschoben worden wäre. Aber er bot Platz für insgesamt sechs Personen, und er flog. Mit Tendyke als Pilot, Zamorra, Nicole und dem Ägypter Abdallah war die Maschine nur zu zwei Dritteln ausgelastet und bot entsprechende Reserven. Tendyke hatte keine Probleme, mit der Steuerung zurechtzukommen; den Funk übernahm er auch gleich mit. Dabei beschränkte sich ohnehin alles auf die Starterlaubnis und ein paar Kursanweisungen. Laut Tower war der Luftraum in Richtung Süden völlig frei; keine anderen Flugbewegungen waren gemeldet. Zumindest nicht in der Höhe, die Tendyke nicht zu überschreiten gewillt war.
    Abdallah fühlte sich sichtbar unwohl. Aber sowohl Zamorra als auch die anderen waren davon überzeugt, daß er nur in ihrer Nähe wirklich sicher sein konnte. Hätte Nicole noch einmal versucht, sich in seine Gedankenbilder hineinzuversetzen, hätten sie ihren Entschluß, den Ägypter mit nach Isna zu nehmen, vielleicht geändert. Aber sie sah keinen Grund für eine weitere telepathische Sondierung, und von sich aus sprach er nicht über den Ruf, der in der Nacht an ihn ergangen war.
    Er konnte nicht darüber reden; er war innerlich blockiert. Er wußte, daß es alles andere als gut für ihn war, wenn er nach Isna kam - je größer die Entfernung, desto besser für ihn. Aber er konnte nichts dagegen tun, war machtlos gegen den Ruf der Götter.
    »Was sagt Shackleton?« fragte Zamorra.
    »Negativ. Seine Leute haben trotz der kurzen Zeit eine Menge Nachforschungen anstellen können. Aber Steel ist ein unbeschriebenes Blatt. Weder vorbestraft noch in irgendeiner Weise auffällig geworden. Die einzige Besonderheit in seinem Leben und seiner Karriere ist, daß er vor ein paar Jahren mal selbst eine Zeitung zu machen versuchte, aber noch vor der Erstausgabe kapitulierte, was aber weniger auf seine Schuld oder sein Versagen zurückzuführen war, sondern auf die mangelnde Unterstützung durch Mitarbeiter und Anzeigengeber. Aber keinerlei Verbindungen zu mir oder zur T.I.«
    »Könnte es sein, daß die Weigerung eines T.I.-Betriebes sein Projekt endgültig zum Scheitern brachte?«
    »Ich sagte schon: Keinerlei Verbindungen. Vielleicht holen Shackletons Detektive noch etwas aus der Mottenkiste, aber ich glaube nicht mehr daran. Und um so weniger verstehe ich, warum Steel ausgerechnet die T.I. übernehmen will.«
    Zamorras Finger spielten mit dem Amulett, das er unter dem fast bis zum Nabel geöffneten Hemd auf seiner Brust trug. Er hoffte, daß Merlins Stern im Sobek-Tempel etwas

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