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0498 - Wenn Götter morden

0498 - Wenn Götter morden

Titel: 0498 - Wenn Götter morden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Macht versiegelte seine Lippen.
    Er konnte niemandem sagen, daß der Krokodilgott ihn zu sich rief.
    ***
    Im Sobek-Tempel vom Khom-Ombo war alles ruhig. Ali Kherem hatte sich gegen die nächtliche Kälte in eine Decke gerollt und bedauerte, daß er sich mit seinem Kollegen Anwar Aqillah nur im Flüsterton unterhalten durfte. Das strengte an und kostete Konzentration.
    »Ich muß verrückt sein«, hatte Aqillah gesagt. »Aber dafür bist du mir auch mal einen Gefallen schuldig!« Immerhin war ihr nächtlicher Lauschposten nicht mit der Dienstzeit zu verrechnen, weil der Polizeichef von Isna diese Aktion nicht genehmigt hatte. Die Nacht, die sie sich hier in der Tempelruine um die Ohren schlugen, war ihr »Freizeitvergnügen«. Es hatte Kherem einige Mühe gekostet, seine Kollegen zum Mitmachen zu überreden. Aber er wollte es nicht im Alleingang machen. Wenn sein Verdacht stimmte und sich auch in dieser Nacht etwas ereignet, wollte er nicht nur einen weiteren Augenzeugen greifbar haben, sondern auch einen beamteten Kollegen, der ihm helfen konnte.
    Zu ihrer Ausrüstung gehörten starke Stablampen, ein tragbarer Scheinwerfersatz mit energiereichen Akkus, Wolldecken gegen die Kälte, Pistolen und Ersatzmagazine gegen Verbrecher, Handschellen und Funkgeräte, um notfalls Verstärkung herbeirufen zu können. Den Scheinwerfersatz und die Akku-Blocks heranzuschaffen, war in der Dämmerung eine elende Schufterei gewesen, weil Kherem keine verräterischen Spuren von Autoreifen in unmittelbarer Tempelnähe hatte zurücklassen wollen. Auch jetzt stand der Wagen weit entfernt und so gut getarnt, daß sie hoffentlich selbst keine Schwierigkeiten bekamen, ihn wiederzufinden.
    Sie hockten beide in einem dunklen Winkel, warteten auf etwas, das unter Umständen überhaupt nicht eintreten würde, und versuchten sich gegenseitg wach zu halten.
    »Glaubst du im Ernst, daß dieser wahnsinnige Killer in dieser Nacht zum dritten Mal zuschlägt?« seufzte Aqillah. »Du hast dich da in eine Idee verrannt, die uns höchstens tiefe Ringe unter den Augen einbringen wird, aber keinen Fahndungserfolg!«
    »Geh mir nicht auf die Nerven!« murmelte Kherem. »Ich befürchte ja selbst, daß du recht hast, aber ich will mir später keine Vorwürfe machen müssen. Der Logik nach dürfte er hier nicht zum dritten Mal zuschlagen, aber Wahnsinnige haben ihre ganz eigene Logik, die normale Menschen nicht nachvollziehen können. Und wahnsinnig muß der Killer sein, sonst hätte er sein Opfer nicht so furchtbar zugerichtet.«
    »Das habe ich nun auch schon zum zwanzigsten Mal gehört«, gab Aqillah leise zurück. »Wir vergeuden hier nur unsere Zeit.«
    Er erhob sich und ließ seine Wolldecke zu Boden gleiten.
    »Ist etwas?« fragte Kheram, der nichts gehört oder gesehen hatte. Keine Schritte auf Sand, kein geisternder Lichtfinger einer Taschenlampe. Nach menschlichem Ermessen waren sie nach wie vor alleine hier.
    Aqillah antwortete nicht. Er verließ die Nische, in der die beiden Polizisten gewartet hatten. »He!« zischte Kherem ihm hinterher. »Was ist, Anwar? Hast du etwas bemerkt?«
    Er erhob sich und versuchte Aqillah einzuholen.
    Er schaffte es nicht.
    Von einem Moment zum anderen war alles anders. Plötzlich tauchten Gestalten aus dem Nichts auf, die nach Aqillah griffen. Seine Stablampe explodierte. Der Mann stöhnte auf. Kherem sah nur schattenhafte Wesen, riß seine Pistole hoch und lud durch. »Polizei!« schrie er. »Keiner rührt sich von der Stelle!«
    Aber seine Stimme klang nicht besonders fest. Er wich zurück. Etwas Unglaubliches berühte ihn. Ein Hauch von überirdischer Macht und Anbetungswürdigkeit, und er ließ seine Pistole fallen, hätte sich am liebsten selbst getötet, weil er es gewagt hatte, eine Waffer auf Götter zu richten. Er wirbelte herum und rannte, stolperte. Er sützte und schlug sich Handflächen und Knie auf, raffte sich wieder auf und rannte weiter. An seine Lampe, die an einer Schnur an seinem Gürtel hing, dachte er nicht mehr. Er wollte nur noch fort. Das Entsetzen hielt ihn im Griff. Er taumelte gegen eine Mauer. Stieß sich wieder ab, strauchelte erneut und rannte. Daß er seinen Kollegen im Stich ließ, wurde ihm nicht einmal mehr klar. Er hatte nur noch panische Angst. Angst vor der Rache der Götter.
    Und plötzlich waren sie da. Einer trat lautlos hinter ihn, der andere versperrte ihm den Weg. Ali Kherem sank in die Knie. Er wollte schreien und konnte es nicht. Er hatte keine Angst mehr, und bereitwillig

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