0499 - Entscheidung in der Plutobahn
Knöchel seines Stiefels.
Dann raste der Lift hoch. Lefton ließ den Kubus, in dem sie die elektronischen Ziffern der Uhr sahen, nicht aus den Augen. Der Lift raste höher und höher. Dreihundert Sekunden.
Dreihundertvierzig ..
„Wir werden gleich oben zum Dach hinausschießen wie ein Korken!" rief jemand keuchend.
„Hoffentlich nicht mit offenen Raumanzügen!" stellte ein anderer fest.
„Haltet das Vehikel an!" rief Lefton.
Er wurde plötzlich eine Spur leichter, als negative Beschleunigung eintrat. Dann hielt der Lift. Als die Männer aus dem Korb stürzten, erlosch das Licht innerhalb des gerundeten Liftelements. Sie waren gerade noch davongekommen; sonst hätten sie sich ein Loch durch den Liftkorb und die Verkleidung brennen müssen. Sekunden später versammelten sie sich wieder, und Rapyrosa fragte deutlich: „Ich frage die erste Gruppe, die sich vermutlich unter uns befindet. Wo seid ihr?"
Die Antwort durch den eingebauten Helmlautsprecher lautete: „Vierzehn Decks unter euch. Wir sahen den Lift an uns vorbeirasen."
„Kommt einfach nach!" sagte Rapyrosa. „Schließlich leben wir noch. Wir steigen weiter."
Dann rief er, wesentlich lauter: „Urmutter?"
„Ich höre?"
„Wieviel Decks haben wir noch?"
„Noch mehr als einhundert Decks. Ich bereite die Schaltung vor, die das Schott öffnet. Ihr habt noch Zeit, bis das Programm ausläuft."
Rapyrosa sagte rauh: „Ein Schiff kommt uns abholen. Schalte deine Schutzschirme aus, Urmutter, und ermögliche dem Schiff das Anlegen oder die Annäherung an die Spitze des Obelisken."
„Ich werde mein möglichstes tun."
Während sie weiterrannten, schaltete Rapyrosa den Kanal ein, auf dem er zuletzt mit Hachin Tsho Nashooshi gesprochen hatte. Er sagte keuchend ins Mikrophon: „Hachin, ich rufe Sie! Antworten Sie schnell."
Die tiefe Stimme des Indianers kam aus dem Lautsprecher.
„Ich bin im Anflug und bugsiere die THESEUS gerade zwischen zwei mächtigen Sammlern hindurch. Sie weichen nicht aus, sie schließen sich aber auch nicht enger zusammen.
Ich sehe inzwischen den Obelisken ... ja, auch die Spitze. Ich nehme direkten Kurs darauf."
Lefton sah sich um, seine Leute konnten ihm noch folgen. Er spürte, wie ihm der Schweiß über die Stirn lief und in den Brauen versickerte. Sein Atem ging rasselnd.
„Gut. Ich bleibe in Verbindung. Wir sind ungefähr fünfhundert Meter von der Spitze entfernt."
Die Terraner hatten kaum Zeit, die Einrichtung zu betrachten.
Aber das Bewußtsein, daß das terranische Nachrichtenschiff in unmittelbarer Nähe war, beruhigte sie etwas. Dadurch fiel das Treppenklettern jedoch kaum leichter. Mit stechenden Lungen sprangen die Terraner weiter, von Stufe zu Stufe. Die erste Abteilung holte unmerklich auf.
Einige Minuten später sagte die Stimme der Urmutter: „In wenigen Minuten wird die Luftversorgung außer Funktion gesetzt. Bereitet euch. darauf vor, Terraner!"
„Verstanden! Helme auf, Anzugsversorgung anschalten!"
brüllte Rapyrosa nach hinten und überholte einen Mann, der ihm zunickte. Auch das Gesicht des Funkfachmannes war schweißbedeckt: Jetzt trat das Wettrennen mit dem Tod in seine letzte, entscheidende Phase. Noch rund einhundert Decks, rund fünfhundert Meter gerade Entfernung. Die Männer liefen wie die Automaten weiter.
Ununterbrochen ...
Treppe um Treppe, Stufe nach Stufe...
*
Einige Minuten später konnten die Männer im Nachrichtenschiff, das jetzt die Fahrt abbremste und sich vorsichtig entlang des Obelisken schob, um die Spitze zu erreichen, zwei erstaunliche Vorgänge registrieren.
Zuerst setzte sich ein riesiger Sammler mit einer großen, leicht abgerundeten Oberfläche, geformt wie ein riesiger Spitzkegel, dessen Seitenfläche sich in Tausende von Ecken und Kanten gliederte, in Bewegung.
Er näherte sich langsam und behutsam dem unteren Teil des mächtigen Obelisken. Dann bugsierte er sich derart heran, daß in das große, gähnende Loch seiner glatten Oberfläche genau das Unterteil der Säule paßte. Meter um Meter glitt dann die Konstruktion vorwärts, bis die Unterseite der Röhre genau über dem Loch schwebte.
Motaen flüsterte gebannt: „Ein kosmisches Puzzlespiel. Die Sammler setzen sich zusammen. Dieser hier war vermutlich einst das Fundament des Obelisken."
Der Indianer schob das Lederband höher in die Stirn und zog an seiner kalten Tonpfeife. Er sagte leise: „Da, sehen Sie - der Obelisk paßt genau in die Aussparung."
„Tatsächlich!"
Die Männer der THESEUS
Weitere Kostenlose Bücher