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0499 - Todesblues für Marylin

0499 - Todesblues für Marylin

Titel: 0499 - Todesblues für Marylin Kostenlos Bücher Online Lesen
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heißt er?«
    »Chechone, Arturo Chechone. Aber er wird nicht kommen, Mr. Cotton. Er ist der große Unbekannte. Keiner der anderen hat ihn je gesehen!« Sein Gesicht drückte Verschlagenheit und Erwartung zugleich aus.
    »Und was verlangen Sie dafür, Beaumont? Sie wissen, daß wir mit Leuten Ihres Schlages keine Geschäfte machen!«
    »Ich werde es mir überlegen. In einer Zelle im FBI-Gebäude. Nehmen Sie mich fest, Mr. Cotton!«
    ***
    Das Waldorf Astoria liegt an der Park Avenue und nimmt den gesamten Block zwischen der East 49th und 50th Street ein. — Es ist ein Gigant unter Giganten, eine kleine Stadt für sich — mit Läden, die nur von den oberen 10 000 aufgesucht werden.
    In der weiten Hotelhalle herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Tausende von Menschen besuchen täglich die vielen Konferenzsäle, die Restaurants und die Bars, die nicht nur den Hotelgästen offenstehen.
    In einem der obersten Stockwerke tagte hinter verschlossenen Türen eine der seltsamsten Gesellschaften, die je in diesem renommierten Hotel zusammengekommen waren. Offiziell war es die Vorstandssitzung einer Ölgesellschaft, die tatsächlich irgendwo im Mittelwesten existierte. Einige der Anwesenden gehörten auch wirklich dieser Gesellschaft an. In diesen Kreisen beging man keinen Fehler.
    An den Flügeltüren standen zwei Männer mit ausdruckslosen Gesichtern. Sie trugen dunkle Anzüge, die für die riesigen Schultern der Männer etwas zu knapp geraten waren. Jeder, der in den Konferenzsaal hinein wollte, mußte an ihnen vorbei. Die Besucher wiesen eine vergoldete Marke vor, auf der eine Nummer und zwei Buchstaben verzeichnet waren. Die Männer am Eingang verglichen die Zahlen mit einer Liste. Erst dann durften die Inhaber passieren.
    Noch einmal überlegte ich das Für und Wider der Aktion, als ich im Fahrstuhl emporglitt. Ich hatte mein Aussehen durch einen unserer Maskenbildner verändern lassen. Aber ich trug keinen falschen Bart, keine Hornbrille oder eine Perücke. Und trotzdem sah ich Jerry Cotton so unähnlich wie das Zebra einem Pony. In dieser Hinsicht konnte ich also zufrieden sein. Aber wie sah es sonst aus?
    Irgendwo befanden sich Phil und Tom, irgendwo in meiner Nähe. Sie würden zur Stelle sein, wenn etwas schiefging. Die Frage war nur, ob es auch rechtzeitig sein würde. Ich hatte mich auf etwas eingelassen, bei dem ich wie ein Nichtschwimmer hilflos auf dem Ozean trieb.
    Ich ging zu einem Meeting der Cosa Nostra. Ich würde Männern begegnen, auf die nicht nur unsere Dienststelle seit Jahren Jagd machte. Ich sollte mit Mördern zusammensitzen, die als ehrenwerte Leute galten und die wir nur in seltenen Fällen den Gerichten überantworten konnten.
    Der Lift hielt. Ich stieg aus und zog dabei das linke Bein nach, wie es meine Rolle vorschrieb.
    Ich hatte das Gefühl, daß mich die beiden Männer am Eingang mit Röntgenaugen durchleuchteten. Ohne ein Wort zu sprechen, wies ich meine Marke vor.
    Der links von mir Stehende nahm sie mir ab und verglich sie mit der Liste. Schweigend gab er sie mir zurück. Der andere öffnete die Flügeltür.
    Ich trat in einen von großen Kronleuchtern erhellten Saal.
    »Einen Augenblick«, schnarrte -eine Stimme neben mir.
    Ich blieb stehen.
    »Die Marke, bitte.«
    Ich fischte sie aus der Tasche und gab sie dem Mann, der wie ein Wissenschaftler aussah. Er trat zu einem viereckigen Kasten, versenkte sie in einem Schlitz und betätigte gleichzeitig einen Knopf.
    Ich konnte nicht erkennen, was mit der Marke passierte. Aus der Anordnung der Apparatur schloß ich auf einen Röntgenapparat. Wahrscheinlich wurde die Marke durchleuchtet, um vor Fälschungen sicher zu sein.
    Ich bekam sie zurück, und der Mann wandte sich dem nächsten Besucher zu, einem vierschrötigen Kerl, der wie ein Viehhändler aus Texas aussah.
    In meinem Rücken hörte ich die knarrende Stimme: »Die Marke, bitte!«
    Langsam ging ich weiter, wobei ich das Hinken nicht vergaß. An der Querseite des langen Saales war ein kaltes Büfett aufgebaut, an der entgegengesetzten Seite stand ein ovaler Konferenztisch. Einige Gangster hatten bereits Platz genommen, aber sie sprachen nicht miteinander. Nirgends sah ich Gruppen zusammenstehen. Jeder hielt sich streng für sich. Es war eine bedrückende Atmosphäre, die einen Nervenschwachen auf die Bretter gelegt hätte.
    Es mochte ungefähr eine Viertelstunde vergangen sein, als die Flügeltüren geschlossen wurden. Ein Klingelzeichen ertönte, und die Anwesenden nahmen ihre

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