0499 - Todesblues für Marylin
Richards gemessen zur Antwort.
»Durch den Mund«, sagte ich aufs Geratewohl, um das Verfahren abzukürzen. »Stimmt«, pflichtete mir Richards bei. Hywood hob die Medizinflasche hoch. »Vielleicht war es hier drin!«
»Wenn das der Fall wäre«, meinte der Doc belehrend, »dann müßte es sich nachweisen lassen. Diese Medizin ist ein verhältnismäßig harmloses Herzmittel. Wir werden sie untersuchen, aber ich glaube nicht, daß die Tropfen Arsenik enthalten. As 2 O 3 ist eine Verbindung, die mit gewissen Stoffen dieser Herzmedizin eine flockig weiße Ausscheidung ergäbe. Das hätte Fergolini bestimmt gemerkt.«
Hywood blickte den Arzt verblüfft an. »Sie glauben nicht, daß er sich selbst das Leben genommen hat?«
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Und warum nicht, wenn ich fragen darf?«
»Ein Mensch, der sich selbst entleibt, nimmt vorher keine Herztropfen zur Stärkung.«
»Aber er ist tot!« trumpfte Hywood auf. »Und niemand war im Zimmer. Niemand konnte von außen an ihn heran. Erklären Sie mir das! Denn an Geister glaube ich nicht.«
Ich vertrat die gleiche Meinung, und deshalb zermarterte ich mir das Gehirn. Der Mord war bis auf die letzten Sekunden genau geplant. Zuerst wurden wir durch die Anschläge in der City auf Nino Fergolini aufmerksam gemacht. Geschickt versuchte man, uns Beweismaterial gegen ihn in die Hand zu spielen. Und als wir ihn besuchen wollten, fanden wir einen Toten.
Als die Spezialisten des Erkennungsdienstes ihre Arbeit aufnahmen, verließ ich mit Phil die Wohnung.
»Nehmen wir den Fahrstuhl!« schlug mein Freund vor.
»Laufen wir lieber!« hielt ich dagegen.
Phil zuckte die Achseln und stieg neben mir zur Treppe zum nächsten Stockwerk hinunter.
Plötzlich blieb ich stehen. Die Tür, die in das unter Fergolinis Wohnung liegende Apartment führte, hatte sich bewegt. Sie stand einen Fingerbreit offen.
Vorsichtig schlichen wir näher und preßten uns an die Wand.
Nach vielleicht zwei Minuten wurde der Schlitz größer. Ein Mann trat heraus und blickte sich mißtrauisch um. Als er uns erkannte, wollte er schnell in die Wohnung zurück.
»Warum so eilig, Mr. Beaumont?« fragte ich. »Ich freue mich immer, wenn ich einen alten Bekannten treffe.«
»Mr. Cotton und Mr. Decker«, sagte er tonlos.
»Was für eine Freude, nicht wahr, Beaumont? Dürfen wir reinkommen?«
»Die Wohnung gehört mir nicht. Ich bin selber nur auf einen Sprung vorbeigekommen.«
»Wem gehört sie dann?«
»Einer Freundin von mir.«
»Ist sie zu Hause?«
»Nein.«
»Sie hat sicher nichts dagegen, wenn wir auf eine Zigarettenlänge hereinkommen«, lächelte Phil.
Beaumont öffnete die Tür und sagte gepreßt: »Bitte.«
Wir kamen durch den Flur in ein sparsam eingerichtetes Wohnzimmer, das nicht so aussah, als ob es von einer Frau bewohnt wurde.
Beaumont war sichtlich nervös. Das lag aber kaum daran, daß er an Phil und mich nur ungern erinnert wurde. Schließlich hatten wir ihn einmal zu einem kostenlosen Staatsaufenthalt verholfen.
Wir setzten uns, und Phil zog sein Zigarettenpäckchen heraus. Er bot auch Beaumont eine an. Doch der lehnte ab. Vielleicht, um das Zittern seiner Hände zu verbergen.
»Wie heißt denn Ihre Freundin, die sich diese feudale Wohnung leisten kann?« fragte ich.
»Das spielt keine Rolle, Mr. Cotton.«
»Vielleicht doch. Sie brauchen es uns übrigens nicht zu sagen. Das soll ja kein Verhör sein, nur eine freundschaftliche Unterhaltung. Immerhin ist es merkwürdig, daß wir gerade Sie hier antreffen. Sicher wissen Sie, welcher prominente Mann darüber wohnt?«
»Nein, keine Ahnung.«
Die Antwort kam viel zu schnell, um glaubwürdig zu sein.
»Ich werde es Ihnen sagen, Beaumont. Es ist Mr. Nino Fergolini. Haben Sie nie von ihm gehört?«
»Kann sein«, gab er leichthin zur Antwort. »Aber ich bin schon lange aus dem Geschäft ausgestiegen, wenn Sie das meinen.«
»Beaumont«, sagte Phil lächelnd, »warum wollen Sie uns einen Bären aufbinden? Wir wissen, daß Sie für Fergolini arbeiten.« Und dann setzte er leichthin hinzu: »Oder besser, für ihn gearbeitet haben. Fergolini hat ja leider diese Welt für immer verlassen.«
Beaumont spielte den Überraschten. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir uns ein bißchen umsehen?«
»Die Wohnung gehört mir nicht, also kann ich Ihnen auch nichts erlauben!«
»Aber ich!« Die Tür öffnete sich, und eine Dame trat ein. Es War Marilyn van Myen, die bildschöne Sekretärin Mr. Kushmans.
Ich muß zugeben, ich war
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