0499 - Todesblues für Marylin
Kushman schüttelte den Kopf. »Ich verstehe Sie nicht, Miß Marilyn. Sie sprechen in Rätseln!«
»Aber Sie kennen Mr. Beaumont!«
Er verzog das Gesicht zu einem bitteren Lächeln. Es sah aus, als ob er sich für diese Bekanntschaft entschuldigen wollte. »Ja, er ist mein Klient. Aber was hat das mit Ihrer Wohnung zu tun?«
»Nennen Sie es Zufall, Mr. Kushman! Ich suche eine nette kleine Wohnung und ging zu diesem Zweck heute morgen zu einem Makler. Stellen Sie sich meine Überraschung vor, als ich erfuhr, daß ich bereits eine besaß. Und noch dazu in einem Haus, das für meine Ansprüche viel zu teuer ist.«
»Die Wohnung in der 14th Street?«
»Ja. Und als ich mir von dem Makler den Schlüssel erbat — ich wollte sehen, was es damit auf sich hat —, traf ich dort drei Gentlemen an.«
»Drei?« Kushman war erstaunt.
»Zwei FBI-Agenten. Einen davon kennen Sie. Es ist Mr. Cotton. Und außerdem war Mr. Beaumont anwesend. Er behauptete, von Ihnen mit der Einrichtung beauftragt worden zu sein.«
Kushman sprang auf. Seine Zurückhaltung war auf einmal verflogen. »Das ist eine Lüge! Eine ganz unverschämte Lüge. Ich habe keine Ahnung von der Existenz dieser Wohnung. Ich werde diesen — diesen Tänzer zur Rechenschaft ziehen.«
»Tänzer?«
»Ja, Mr. Beaumont war früher Täpzer. Wußten Sie das nicht?«
»Nein, und es interessiert mich auch nicht. Ich möchte nur wissen, wer mit meinem Namen Mißbrauch treibt!«
Mr. Kushman trat auf Marilyn zu. »Überlassen Sie das mir, liebes Kind!« sagte er salbungsvoll. »Ich werde die Sache in Ordnung bringen. Sie können sich vollkommen auf mich verlassen.«
Miß Marilyn van Myen schien sich mit dieser Antwort zufriedenzugeben. »Danke, Mr. Kushman. Wenn Sie mich brauchen, ich bin in meinem Büro.« Nachdenklich blickte Kushman auf die Tür, hinter der sie verschwand. Dann trat er an den Schreibtisch und zog das Telefon heran. Es dauerte ziemlich lange, bis die Verbindung zustande kam.
***
Ich war mir meiner Sache durchaus nicht sicher. Ich hatte nur einen Verdacht. Einen sehr bestimmten allerdings, den unsere Spezialisten im Labor erst noch bestätigen mußten.
Phil merkte mir sofort an, daß etwas los war, aber er fragte nicht.
Anders Beaumont. Er schien mit den Augen aus mir heraussaugen zu wollen, was ich entdeckt hatte.
Ich ließ ihn zappeln, denn für mich stand es fest, daß Beaumont mit dem Mord an Fergolini mittelbar oder unmittelbar zu tun hatte. Und wenn das zutraf, dann hatte er auch Auftraggeber. Er war nicht der Mann, der etwas auf eigene Faust unternahm. Also galt es zunächst, seine Hintermänner herauszubekommen.
»Ich warte auf Ihre Geschichte, Beaumont«, sagte ich noch einmal. »Lassen Sie sich eine glaubhafte Story einfallen! Sonst werden Sie für etwas bezahlen, was Sie vielleicht gar nicht getan haben.«
Ich baute ihm eine goldene Brücke, und er fiel prompt darauf herein. Sein Stehvermögen war nicht besonders groß, wenn es um seine eigene Haut ging.
»Ich habe nichts damit zu tun, Mr. Cotton. Glauben Sie mir! Ich sollte nur die Wohnung mieten. Sonst nichts.«
»Für wen?«
»Für Miß van Myen.«
»Ich will den Auftraggeber wissen!«
»Ich weiß es nicht.«
»Okay — wie Sie wollen. Vielleicht reden Sie, wenn Sie bei uns im Distriktgebäude sind. Dann sprechen nur Tatsachen. Und die sind einwandfrei gegen Sie!«
»Und wenn ich spreche? Werden Sie mich schützen?«
»Es kommt darauf an, was Sie uns zu sagen haben.«
»Was bieten Sie mir, wenn ich sie Ihnen ans Messer liefere?«
»Lassen Sie hören!«
»Hier!« Er griff in die Tasche und holte eine vergoldete Marke heraus. »Kennen Sie das, Mr. Cotton?«
Ich trat einen Schritt näher. Phil warf mir einen erstaunten Blick zu. Ebenso wie ich hatte er die Marke erkannt, die wir beide erst einmal vorher gesehen hatten. Sie gehörte zu den Abzeichen der Cosa Nostra. Nur die Oberen bedienen sich dieses Erkennungszeichens, wenn sie zu großen Meetings Zusammenkommen. Diese Marken sind sozusagen der Ausweis. Denn im allgemeinen lieben die Cosa-Nostra-Leute die Anonymität. Eine besondere Stärke ihrer Verbrecherorganisation!
»Woher haben Sie das Ding?« fragte ich kühl.
»Das ist mein Geheimnis«, kicherte Beaumont. »Ich gehöre nicht zu den Großen, wenn Sie das meinen. Vielleicht haben Sie Verwendung dafür?«
Ich überlegte nur einen Augenblick. »Wo treffen sie sich?«
»Im Waldorf.«
»Und wann?«
»Heute abend.«
»Und der Mann, dem diese Marke gehört? Wie
Weitere Kostenlose Bücher