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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wie jene, die in dem Verdacht gegen Thorsson resultierten, aber sie existierten, und sie beschäftigten ihn.
    Sie steigern sich da in was rein, hätte Barbara Havers gesagt. Sie machen aus einer Mücke einen Elefanten.
    Aber er war da nicht so sicher.
    Er fand es ein merkwürdiges Zusammentreffen, daß Sarah Gordon, die die Tote gefunden hatte, am Abend desselben Tages im Ivy Court gewesen war, wo Anthony Weaver sein Arbeitszimmer hatte. Er fand es ein merkwürdiges Zusammentreffen, daß sie Weaver persönlich kannte. Er war ihr Schüler gewesen. Sie hatte ihn Tony genannt.
    Na gut, kann ja sein, daß sie ein Verhältnis gehabt haben, hätte Havers gesagt. Na und?
    Er strebt eine Berufung auf den Penford-Lehrstuhl an, Havers.
    Moment mal, hätte sie ironisch gerufen. Verstehe ich das richtig? Weaver brach sein Verhältnis mit Sarah Gordon ab - wobei wir nicht mal wissen, ob er tatsächlich ein Verhältnis mit ihr hatte -, weil er Angst hatte, wenn jemand davon erführe, würde er den Lehrstuhl nicht bekommen. Daraufhin brachte Sarah Gordon seine Tochter um. Nicht Weaver selbst, der nichts anderes verdient hätte, wenn er tatsächlich so eine feige Niete ist, sondern seine Tochter. Klasse. Und wann hat sie's getan? Wie hat sie's getan? Sie war vor sieben überhaupt nicht auf der Insel, und da war das Mädchen schon tot, Inspector. Wieso halten Sie an Sarah Gordon fest? Bitte sagen Sie mir das, es macht mich nämlich ziemlich nervös. Den Weg sind wir beide doch schon mal gegangen.
    Es fiel ihm keine Antwort ein, die Havers akzeptabel gefunden hätte. Auf alles würde sie ihm entgegenhalten, daß jede nähere Beschäftigung mit Sarah Gordon in diesem Stadium nur seine Fixierung auf Helen bewies. Sie würde ihm sein sachliches Interesse an der Frau nicht abnehmen. Sie würde sein Unbehagen über merkwürdige Zufälle nicht ernst nehmen.
    Doch Havers war jetzt nicht da, um Widerspruch zu erheben. Er wollte mehr über Sarah Gordon wissen, und er wußte, wo er jemanden finden konnte, der ihm Fakten liefern konnte. In Bulstrode Gardens.
    Wie günstig, Inspector, hätte Havers gehöhnt.
    Er bog dennoch in die Hills Road ab und hörte nicht auf das spöttische Gelächter Barbaras.
    Es war halb neun, als er vor dem Haus hielt. Im Wohnzimmer brannte Licht. Es schimmerte gedämpft durch die Vorhänge und brach sich im blanken Metall eines Spielzeuglastwagens, der in der Auffahrt lag. Lynley hob ihn auf und läutete. Einen Moment blieb es still. Er hörte das Rauschen des Verkehrs auf der Madingley Road und roch den beißenden Geruch eines Laubfeuers in einem der benachbarten Gärten. Dann wurde ein Riegel zurückgeschoben, und die Tür öffnete sich.
    »Tommy.«
    Seltsam, dachte er. Wie lange schon pflegte sie ihn auf diese Art zu begrüßen, indem sie einzig seinen Namen sagte und sonst nichts? Wieso war ihm nie zuvor bewußt geworden, wieviel es ihm bedeutete, nur den Klang und den Tonfall ihrer Stimme zu hören.
    Er reichte ihr das Spielzeug. Nicht nur fehlte dem Lastauto ein Rad, auch seine Kühlerhaube war eingedrückt, als hätte jemand mit einem Stein oder Hammer auf sie eingeschlagen. »Der lag draußen.«
    Sie nahm ihm das Spielzeug ab. »Das ist Christians. Er achtet leider nicht sehr auf seine Sachen.« Sie trat von der Tür zurück. »Komm herein.«
    Er zog den Mantel aus, ohne auf ihre Aufforderung zu warten. Dann wandte er sich ihr zu. Ihr Pullover hatte an drei verschiedenen Stellen Flecken. Tomatensoße, wie es schien. Sie bemerkte seinen Blick.
    »Christians Werk. Auch seine Tischmanieren sind nicht die besten.« Sie lächelte müde. »Aber wenigstens macht er der Köchin keine verlogenen Komplimente. Im Kochen war ich ja weiß Gott noch nie eine Größe.«
    »Du bist völlig erschöpft, Helen«, sagte er und strich ihr mit einer Hand flüchtig über die Wange. Ihre Haut war kühl und weich, wie die glatte Fläche frischen, süßen Wassers. Ihre dunklen Augen begegneten seinem Blick. »Helen«, sagte er mit tiefer Sehnsucht.
    Sie trat von ihm weg und ging ins Wohnzimmer. »Sie sind jetzt im Bett. Das Schlimmste ist also überstanden. Hast du gegessen, Tommy?«
    Er merkte, daß er noch immer die Hand erhoben hielt, mit der er ihr Gesicht berührt hatte, und ließ sie hastig fallen. Er kam sich vor wie ein liebeskranker Narr. »Nein«, sagte er. »Ich bin nicht deshalb gekommen.«
    »Soll ich dir etwas machen?« Sie sah an ihrem Pullover hinunter. »Natürlich keine Spaghetti. Ich kann mich allerdings nicht

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