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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Kavaliersmord in Maida Vale«, sagte Webberly erstaunt.
    »Den haben wir gestern nacht geklärt. Genauer gesagt, heute morgen. Wir haben den Täter um halb drei verhaftet.«
    »Du meine Güte, dann machen Sie doch mal ne Pause, Jungchen«, sagte MacPherson.
    Lynley lächelte nur und stand auf. »Hat einer von Ihnen zufällig Havers gesehen?«
    Sergeant Barbara Havers saß im Informationszentrum im Erdgeschoß von New Scotland Yard vor einem der grünen Computerbildschirme. Eigentlich sollte sie Angaben über Vermißte heraussuchen - solche, die seit mindestens fünf Jahren verschwunden waren, meinte der Gerichtsanthropologe -, weil man versuchen wollte, dem menschlichen Gerippe, das unter dem Kellerboden eines Abbruchhauses auf der Isle of Dogs gefunden worden war, einen Namen zu geben. Sie hatte sich aus reiner Gefälligkeit bereit erklärt, den Job für einen Kollegen von der Dienststelle Manchester Road zu übernehmen, aber sie war nicht in der geistigen Verfassung, die auf dem Bildschirm erscheinenden Fakten aufzunehmen, geschweige denn sie mit einer Liste genauer Maße von Ellen und Speichen, Oberschenkelknochen, Schienbeinen und Wadenbeinen zu vergleichen. Gereizt rieb sie sich die Augen und sah zum Telefon, das auf dem Nachbarschreibtisch stand.
    Sie sollte zu Hause anrufen; versuchen mit ihrer Mutter zu sprechen, oder wenigstens mit Mrs. Gustafson, um sich zu vergewissern, daß alles in Ordnung war. Aber sie schaffte es nicht. Es war ja im Grunde auch sinnlos. Mrs. Gustafson war fast taub, und ihre Mutter lebte in ihrem eigenen Wolkenkuckucksheim fortschreitender geistiger Verwirrung. Die Chance, daß Mrs. Gustafson das Läuten des Telefons hörte, war so gering wie die Wahrscheinlichkeit, daß ihre Mutter begreifen würde, was das schrille Läuten des schwarzen Apparats in der Küche zu bedeuten hatte. Wenn sie es hörte, könnte es ebensogut passieren, daß sie, statt ans Telefon zu gehen, das Backrohr öffnete oder an die Haustür ging. Und selbst wenn sie es schaffte, den Hörer abzuheben, war zweifelhaft, ob sie Barbaras Stimme erkennen oder sich überhaupt erinnern würde, wer Barbara war.
    Ihre Mutter war dreiundsechzig Jahre alt. Sie war bei ausgezeichneter körperlicher Gesundheit. Nur ihr Geist war verwirrt.
    Derzeit kümmerte sich Mrs. Gustafson tagsüber um Doris Havers, aber Barbara war sich völlig im klaren darüber, daß das nur eine Notlösung sein konnte. Mrs. Gustafson, die selbst schon zweiundsiebzig war, besaß weder die Kraft noch das Verständnis, sich einer Frau anzunehmen, die den ganzen Tag so sorgfältig beaufsichtigt werden mußte wie ein Kleinkind. Dreimal war Barbara bereits mit den Grenzen dieses Arrangements konfrontiert worden. Zweimal hatte sie, später als sonst vom Dienst zurück, Mrs. Gustafson selig schnarchend im Wohnzimmer vor dem dröhnenden Fernsehgerät vorgefunden, während ihre Mutter sich auf Wanderschaft begeben hatte, zum Glück nur in den Garten hinaus.
    Der dritte Zwischenfall vor erst zwei Tagen hatte sie jedoch zu Tode erschreckt. Sie hatte dienstlich in der Nähe ihres eigenen Wohnviertels zu tun gehabt und war auf einen Sprung nach Hause gefahren, um nach dem Rechten zu sehen. Das Haus war leer. Zunächst dachte sie sich nichts dabei; sie glaubte, Mrs. Gustafson habe ihre Mutter zu einem Spaziergang mitgenommen, und war der alten Frau dankbar, daß sie sich diese Mühe machte.
    Aber alle Dankbarkeit verflog, als keine fünf Minuten später Mrs. Gustafson im Haus erschien. Sie sei nur schnell nach Hause gelaufen, um ihre Fische zu füttern, erklärte sie und fügte hinzu: »Es ist doch nichts mit Ihrer Mutter, oder?«
    Im ersten Moment konnte Barbara nicht glauben, was Mrs. Gustafsons Frage besagte. »Ist sie denn nicht bei Ihnen?« fragte sie.
    Mrs. Gustafson hob die von Altersflecken übersäte Hand zum Hals, und ein Zittern setzte die grauen Locken ihrer Perücke in heftige Bewegung. »Ich war nur schnell drüben, um die Fische zu füttern«, sagte sie. »Höchstens ein, zwei Minuten, Barbie.«
    Barbaras Blick flog zur Uhr. Panik überfiel sie, Schreckensbilder stiegen vor ihr auf: Ihre Mutter tot, überfahren in der Uxbridge Road; niedergedrängt von den Menschenmassen in der Untergrundbahn; auf verzweifelter Suche nach dem Friedhof in South Ealing, auf dem ihr Sohn und ihr Mann beerdigt waren; überfallen oder gar niedergeschlagen.
    Sie stürzte aus dem Haus, während Mrs. Gustafson händeringend zurückblieb und klagend rief: »Ich war doch nur bei

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