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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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seiner vor zwei Wochen vorgetragenen Schimpfkanonade mußte er wahrscheinlich mit dem Schlimmsten rechnen. Er verdiente es nicht anders. Mindestens eine halbe Stunde lang hatte er vor seinem Team über die, wie er sie bissig nannte, »fahrenden Ritter« gewettert, und jetzt mußte er von einem seiner eigenen Leute verlangen, sich unter sie einzureihen.
    Er blickte sie der Reihe nach an. Sie saßen um den runden Tisch in seinem Büro. Hale, nervös wie immer, spielte mit einem Häufchen Büroklammern, die er zu einer Art Kettenhemd zusammensetzte, vielleicht in Erwartung eines Kampfes gegen einen mit Zahnstochern bewaffneten Feind. Stewart - der Zwanghafte des Haufens - nutzte die Gesprächspause, um an einem Bericht weiterzuarbeiten. Man munkelte, er schaffe es problemlos, beim Beischlaf mit seiner Frau gleichzeitig Polizeiberichte auszufüllen, und lege bei beidem etwa das gleiche Maß an Enthusiasmus an den Tag. MacPherson, der mit Duldermiene neben ihm saß, reinigte sich die Fingernägel mit einem Taschenmesser, dessen Spitze abgebrochen war, und Lynley, links von ihm, polierte die Gläser seiner Lesebrille mit einem blütenweißen Taschentuch, dessen eine Ecke ein feingesticktes schnörkeliges A zierte.
    Webberly mußte lächeln über die Ironie der Situation. Vor vierzehn Tagen erst hatte er sich über die neue Vorliebe des Landes für eine Art Wanderpolizei aufgeregt. Anlaß dazu war ein Artikel in der Times gewesen, in dem die Summen öffentlicher Gelder aufgeschlüsselt wurden, die in diese blödsinnigen Aktivitäten der Justiz flössen.
    »Schauen Sie sich das an«, hatte er getobt und die Zeitung so zusammengeknüllt, daß es unmöglich war, sich »das« anzuschauen. »Die Polizei von Manchester ermittelt gegen die Kollegen in Sheffield wegen Bestechungsverdachts. Yorkshire nimmt die Kriminalpolizei in Birmingham unter die Lupe; und Cambridgeshire kraucht in Nordirland herum und sucht nach Leichen in den Schränken der dortigen Polizei. Keiner kehrt mehr vor der eigenen Tür. Es ist Zeit, daß das wieder anders wird.«
    Seine Männer hatten zustimmend genickt. Webberly fragte sich allerdings, ob sie wirklich zugehört hatten. Sie waren alle überlastet, dem Politgeschwafel ihres Superintendent dreißig Minuten ihrer kostbaren Zeit zu schenken, war ein zusätzliches Eingeständnis an ihr Tagessoll. Aber dieser Gedanke kam ihm erst später. Fürs erste galoppierte er munter weiter voran auf seinem Streitroß.
    »Was ist eigentlich los mit uns? Beim kleinsten Anzeichen eines möglichen Ärgers mit der Presse kneifen die obersten Dienstherren der Polizeibehörden die Schwänze ein wie geprügelte Hunde. Sie laden jeden ein, ihren Leuten auf den Zahn zu fühlen, anstatt ihren Laden selbst in Ordnung zu halten, ihre eigenen Untersuchungen durchzuführen und die Medien weiterzuschicken. Was sind denn das für Versager, die nicht einmal fähig sind, ihre eigene schmutzige Wäsche zu waschen?«
    Sie wußten alle, daß die Frage rhetorisch gemeint war und warteten geduldig darauf, daß er sie beantworten würde. Und das tat er auch, auf seine Art.
    »Die sollen mir mal mit so was kommen. Denen werd ich sagen, wo's lang geht.«
    Und jetzt waren sie ihm »mit so was gekommen«, mit einem Sondergesuch von zwei verschiedenen Seiten und entsprechender Anweisung von seinem eigenen Vorgesetzten, und das alles, ohne ihm Zeit oder Gelegenheit zu lassen, ihnen zu sagen »wo's lang geht«.
    Webberly stand auf und ging schwerfällig zu seinem Schreibtisch, um über die Sprechanlage seine Sekretärin zu rufen. Auf seinen Knopfdruck bekam er Knistern, Knacken und angeregte Unterhaltung zu hören. Beides war er gewöhnt. Der Apparat funktionierte schon seit dem schweren Sturm von 1987 nicht mehr richtig. Und Dorothea Harrimans endlose Ergüsse über das Objekt ihrer heißen Bewunderung waren ihm leider auch nur allzu vertraut.
    »Sie sind eindeutig gefärbt, glaub mir. Auf diese Weise braucht sie nie Angst zu haben, daß sie auf Fotos oder so Tuschflecken unter den Augen...« Lautes Knacken unterbrach den Monolog. »... kein Vergleich mit Fergie... es ist mir gleich...«
    »Harriman!« unterbrach Webberly.
    »Weiße Strumpfhosen sähen am besten aus... Ein Glück, daß sie...«
    »Harriman!«
    Als die Perle noch immer nicht reagierte, stürmte Webberly zur Tür, riß sie auf und rief Dorothea Harriman laut und ärgerlich beim Namen.
    Dorothea Harriman machte ihren Auftritt, als er schon auf dem Rückweg zum runden Tisch war. Sie

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