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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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um halb acht wieder in meinem Zimmer, Inspector. Ich bin zwar schnell, aber so schnell auch wieder nicht. Und ich bin am Montag morgen gute zehn Meilen gelaufen, gleich am Anfang der Insel vorbei. Sie gehört zu meiner Trainingsstrecke.«
    Ihr war an diesem Morgen nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Es war noch ziemlich dunkel gewesen, als sie aufgebrochen war. In der Laundress Lane hatte sie einen Straßenkehrer überholt, der seinen Karren die Straße hinunterschob, aber sonst war sie keiner Menschenseele begegnet. Aber der Nebel war sehr dicht gewesen - »Mindestens so dicht wie heute«, sagte sie -, und sie konnte nicht ausschließen, daß irgendwo in einer Türnische oder im Schutz des Nebels auf dem Laundress Green jemand gewartet hatte.
    Als sie die Insel erreichten, stießen sie dort auf ein kleines Feuer, von dem ein wenig beißender, rußschwarzer Qualm aufstieg. Ein Mann in Mantel und Handschuhen mit einer Schirmmütze auf dem Kopf warf Blätter, Abfälle und dürres Holz in die Flammen. Lynley erkannte ihn. Es war Ned, der verdrießlichere der beiden älteren Bootsbauer.
    Rosalyn wies auf das Brückchen, das nicht den Cam selbst, sondern den Seitenarm des Flusses überspannte. »Da ist sie rübergegangen«, sagte sie. »Ich hab sie gehört, weil sie über irgendwas gestolpert ist - vielleicht ist sie auch ausgerutscht, es war ziemlich glitschig -, und sie hat außerdem gehustet. Ich dachte, sie wäre beim Joggen wie ich und schon ein bißchen außer Puste. Ich war, ehrlich gesagt, ein bißchen sauer, als ich ihr da begegnete, weil sie überhaupt nicht darauf zu achten schien, wo sie lief, und ich beinahe mit ihr zusammengestoßen wäre. Außerdem -« Sie zögerte verlegen. »Na ja, ich bin wahrscheinlich genau wie alle anderen von der Uni und hab was gegen die Stadtbürger. Jedenfalls fand ich es eine Zumutung, daß sie auf meiner Strecke lief.«
    »Wie kamen Sie darauf, daß sie aus Cambridge war?«
    Rosalyn starrte durch den Nebel zu der kleinen Brücke hinüber. »Es lag an der Kleidung, nehme ich an. Und vielleicht an ihrem Alter, obwohl sie natürlich vom Lucy Cavendish gewesen sein könnte.«
    »Was war mit ihrer Kleidung?«
    Rosalyn sah an ihrem eigenen Trainingsanzug hinunter. »Die Leute von der Uni haben im allgemeinen irgendwo ihre Collegefarben. Und meistens haben sie ihre College-Sweat-Shirts an.«
    »Und die Frau hatte keinen Trainingsanzug an?« fragte Barbara scharf, von ihrem Heft aufblickend.
    »Doch - oder, genauer, einen Jogginganzug -, aber er war kein College-Anzug. Ich meine, ich kann mich nicht erinnern, den Namen eines College darauf gesehen zu haben. Sie könnte allerdings vom Trinity Hall gewesen sein - der Farbe nach, meine ich.«
    »Weil sie schwarz trug«, sagte Lynley.
    Rosalyns Lächeln war Bestätigung. »Sie kennen die College-Farben?«
    »Es war nur eine Vermutung.«
    Lynley ging auf das Brückchen. Das schmiedeeiserne Tor war angelehnt. Die Polizeiabsperrung war nicht mehr da. Jeder, der hier eine Weile am Wasser sitzen wollte oder - wie Sarah Gordon - zeichnen wollte, konnte auf die Insel. Hat die Frau Sie gesehen?«
    Rosalyn und Barbara waren auf dem Fußweg geblieben. »O ja.«
    »Sicher?«
    »Ich bin ja beinahe mit ihr zusammengestoßen. Sie mußte mich sehen.«
    »Und Sie hatten die gleichen Sachen an wie jetzt?«
    Rosalyn nickte und schob die Hände in die Taschen des Anoraks, den sie aus ihrem Zimmer geholt hatte, ehe sie losgegangen waren. »Ohne den hier natürlich«, sagte sie und zog leicht die Schultern hoch, um auf den Anorak aufmerksam zu machen.
    »Beim Laufen wird einem warm«, fügte sie hinzu. »Und...« Ihre Miene wurde lebhaft... »Sie hatte keinen Mantel und auch keine Jacke an, darum habe ich wahrscheinlich geglaubt, sie sei auch eine Läuferin. Obwohl...« Sie zögerte und starrte in den Dunst. »Es kann sein, daß sie einen über dem Arm trug, einen Mantel, meine ich. Ich kann mich nicht erinnern. Aber ja, ich glaube, sie trug etwas im Arm...«
    »Wie hat sie ausgesehen?«
    »Hm?« Rosalyn sah stirnrunzelnd auf ihre Laufschuhe hinunter. »Schlank. Das Haar war hinten zusammengebunden oder so.«
    »Und die Farbe?«
    »Ach, du lieber Gott. Helles Haar, glaube ich. Ja, ziemlich hell.«
    »Ist Ihnen irgend etwas Ungewöhnliches an ihr aufgefallen? Ein besonderes Merkmal? Im Gesicht? Ein Mal auf ihrer Haut vielleicht? Ihre Nase? Hatte sie eine hohe Stirn? Ein spitzes Kinn?«
    »Ich kann mich nicht erinnern. Es tut mir wirklich leid. Ich bin keine

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