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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Leben aufs Spiel. Und glauben Sie nicht, daß das einfacher ist, nur weil ich es schon einmal getan habe. Passen Sie auf: Wir haben einen Agenten in der KGB-Zentrale in Moskau. Ganz oben. Sagen Sie mir jetzt, was sein Name mir einbringt.»
«Die Freiheit», erwiderte Platonow sofort. «Wenn er wirklich ganz oben sitzt, wie Sie sagen, würden wir eine Menge für Sie tun.» Ryan sagte über eine Minute lang kein Wort. Die beiden Männer saßen einander gegenüber wie beim Poker, starrten sich an, als stünde ihr ganzes Vermögen auf dem Spiel - und als wüßte Ryan, daß er die schlechteren Karten hatte. Platonow hielt dem Blick des Amerikaners stand und gewann.
«Ich fliege Ende der Woche nach Moskau - es sei denn, die Sache käme vorher ans Tageslicht, was bedeutete, daß ich erledigt wäre. Was ich Ihnen gerade gesagt habe, darf nicht über den Dienstweg laufen, sondern geht an Gerasimow persönlich. Der ist es nämlich nicht.»
«Und warum soll ich Ihnen eigentlich glauben, daß Sie den Namen des Agenten kennen?» Der Russe nahm seinen Voneil behutsam wahr. Nun lächelte Jack. Er hatte also doch noch einen Trumpf in der Hand. «Den Namen kenne ich nicht, aber die relevanten Daten. Wenn ich Ihnen vier Dinge nenne, die uns über CONDUCTOR erreichten - das ist der Codename des Agenten -, können Ihre Leute den Rest erledigen. Das Ganze darf aber nicht über den Dienstweg gehen, denn sonst brauche ich mich erst gar nicht ins Flugzeug zu setzen - so hoch sitzt der Betreffende nämlich. Und woher weiß ich, daß Sie Wort halten werden?»
«In unserem Geschäft muß man seine Versprechungen halten», versicherte Platonow.
«Dann richten Sie Ihrem Vorsitzenden aus, daß ich ihn unter vier Augen sprechen will.»
«Den Vorsitzenden? Der empfängt keine -»
«Dann nehme ich mir einen Verteidiger und versuche, die Sache hier durchzustehen. Ich habe nämlich keine Lust, wegen Hochverrat ins Gefängnis zu gehen. So, das war mein Vorschlag, Genosse Platonow», schloß Jack. «Angenehme Heimfahrt.»
Jack erhob sich und ging fort. Platonow folgte ihm nicht, sondern drehte sich um und erblickte seinen Leibwächter, der ihm durch ein Signal zu verstehen gab, daß sie nicht beobachtet worden waren. Nun mußte er zu einem Entschluß kommen. War Ryan aufrichtig? Laut Cassius ja.
Er führte den Agenten Cassius jetzt seit drei Jahren. Peter Hendersons Informationen hielten immer der Überprüfung stand. Mit seiner Hilfe hatten sie einen Oberst der Strategischen Raketenstreitkräfte enttarnt und festgenommen, der für die CIA gearbeitet hatte. Von ihm stammten unschätzbar wichtige strategische und politische Informationen und selbst die interne amerikanische Analyse des Roter Oktober-Zwischen falls vor zwei Jahren*, kurz vor Senator Donaldsons Rücktritt. Und vor einer Weile hatte Cassius berichtet, gegen Ryan würde ermittelt. Damals war das nur ein Gerücht gewesen, das niemand ernst genommen hatte. Die Amerikaner ermittelten dauernd gegeneinander; das schien ihr Nationalsport zu sein. Dann aber war die Story erneut aufgetaucht, gefolgt von der Szene mit Trent. War es wirklich möglich... ?
Eine undichte Stelle ganz oben im KGB, dachte Platonow. Natürlich existierte eine Prozedur, Daten direkt an den Vorsitzenden weiterzuleiten. Das KGB berücksichtigte alle Möglichkeiten. Doch wenn der entsprechende Spruch abgesandt war, mußte auch gehandelt werden. Nur die Andeutung, daß die CIA einen Agenten weit oben in der Hierarchie des KGB plaziert hatte... Aber das war nur ein Aspekt.
Wenn wir den Haken erst einmal ausgeworfen haben, gehört Dr. Ryan uns. Vielleicht ist er naiv genug zu glauben, ein einmaliger Austausch von Informationen gegen eine Leistung sei möglich, und er brauchte nie wieder... Wahrscheinlich ist er so verzweifelt, daß ihm die Konsequenzen im Augenblick gleichgültig sind. Welche Informationen wird er uns wohl liefern? In seiner Position mußte er so gut wie alles zu sehen bekommen. Was für eine Chance, einen wertvollen Agenten zu rekrutieren. Das war der Sowjetunion seit Kim Philby nicht mehr gelungen - vor über fünfzig Jahren!
Aber ist er wichtig genug, um einen Verstoß gegen die Vorschriften zu rechtfertigen? fragte sich Platonow und leerte sein Glas. Seit Menschengedenken hatte das KGB in den USA keine Gewalttat mehr begehen lassen - auf diesem Gebiet gab es ein Gentlemen's Agreement. Nun ja, es mochten ein, zwei Amerikaner einen Verkehrsunfall haben oder einem
* s. «Jagd auf Roter Oktober», Scherz Verlag

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