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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Beschäftigung, aber ich sitze nur herum und warte. Warten geht mir auf die Nerven. Wo ist Kapitän Ramius?»
«Der schläft. Außerdem braucht er so früh noch nicht eingeweiht zu werden, oder?»
«Nein.»
«Können Sie mir nun sagen, worum es genau geht?»
«Ich soll zwei Leute herausholen», antwortete Clark schlicht.
«Zwei Russen? Es geht also um Menschen, nicht um einen Gegenstand?»
«Stimmt.»
«Und so etwas machen Sie dauernd?»
«So häufig auch wieder nicht», räumte Clark ein. «Zuletzt vor drei Jahren und im Jahr davor. Zwei andere Operationen wurden abgesagt. Den Grund erfuhr ich nie. Sie wissen ja, man bekommt immer nur gesagt, was man unbedingt wissen muß.»
«Wissen die Leute, die Sie abholen sollen, schon Bescheid?»
«Nein. Sie haben nur Anweisung, zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu sein. Meine Sorge ist nur, daß sie dann von Kommandotruppen des KGB umgeben sind.» Clark nahm ein Funkgerät. «Ihr Part ist ganz einfach. Wenn ich nicht zur abgemachten Zeit etwas Bestimmtes auf eine bestimmte Art funke, sehen Sie zu, daß Sie mit Ihrem Boot verschwinden.»
«Und Sie zurücklassen.» Das war keine Frage.
«Genau. Es sei denn, Sie wollten mir im Lefortowo-Gefängnis Gesellschaft leisten - mit Ihrer Mannschaft. In den Zeitungen würde sich das nicht so gut machen, Captain.»
«Ich hatte doch gleich den Eindruck, daß Sie ein vernünftiger Mann sind.»
Clark lachte. «Ach, das ist eine lange Geschichte.»
    «Colonel Eich?»
«Von Eich», korrigierte der Pilot. «Meine Vorfahren kamen aus Preu
ßen. Und Sie sind Dr. Ryan, nicht wahr? Was kann ich für Sie tun?» Sie
saßen im Büro des Militärattaches.
«Wissen Sie, für wen ich arbeite?»
«Soviel ich weiß, für einen Nachrichtendienst. Ich bin nur ein Flieger
und überlasse den wichtigen Kram den Leuten in Zivil», meinte der
Colonel.
«Das wird jetzt anders. Ich habe einen Auftrag für Sie, der Ihnen Spaß
machen wird.» Da irrte Jack.
Es fiel Ryan schwer, sich auf seine offizielle Arbeit zu konzentrieren.
Das lag nicht nur an der geisttötenden Langeweile des Verhandlungsprozesses, sondern auch an seinem inoffiziellen Job, der ihn beschäftigte,
während er an seinem Kopfhörer drehte, um die Simultanübersetzung
der zweiten Version der Rede des sowjetischen Abrüstungsbeauftragten
richtig verstehen zu können. Fort war die Andeutung von gestern, VorOrt-Inspektionen sollten strengeren Beschränkungen unterliegen als zuvor vereinbart. Nun verlangte man eine weiter gefaßte Genehmigung,
amerikanische Anlagen zu inspizieren. Da wird sich das Pentagon aber
freuen, dachte Ryan und unterdrückte ein Lächeln. Erstaunlich - nach
dreißig Jahren entsprechender US-Forderungen hatten die Sowjets auf
einmal nachgegeben. Warum akzeptieren sie unsere Bedingungen? Was
steckt dahinter?
Doch die Sache stellte einen Fortschritt dar, wenn man sich erst einmal
an sie gewöhnt hatte. Dann wußten beide Seiten, was die andere besaß
und was sie damit trieb. Natürlich würde keiner dem anderen trauen; dafür sorgten schon die Geheimdienste. Spione würden herumschleichen und nach Indizien für Betrugsversuche der Gegenseite suchen, den geheimen Zusammenbau von Raketen für einen Überraschungsangriff beispielsweise. Die den militärisch-industriellen Komplex beherrschende Paranoia würde viel länger halten als die Waffen selbst. Jack
wandte seinen Blick zu dem sowjetischen Sprecher.
Warum habt ihr es euch anders überlegt? Wißt ihr vielleicht, was in
meiner Analyse stand? Die Presse kennt sie noch nicht, aber ihr habt sie
womöglich zu Gesicht bekommen. Darin stand, ihr hättet endlich erkannt, wie teuer die verfluchten Dinger sind, daß ihr genug habt, um
Amerika achtmal zu verheizen, wo doch viermal schon ausreichte, und
daß ihr nur Geld spart, wenn ihr eure alten Raketen auf den Schrott
werft. Es geht euch nur ums Geld, habe ich dem Präsidenten dargelegt,
euren Standpunkt habt ihr nicht geändert. Ach ja, und öffentlichkeitswirksam sind solche Aktionen auch.
Wenn das Abkommen wie erwartet zustande kam, sparten beide Seiten rund drei Prozent ihrer Verteidigungslasten, die Russen wegen ihrer
stärker diversifizierten Raketensysteme vielleicht sogar fünf. Was würden die Supermächte mit dem gesparten Geld anfangen?
Der Russe beendete seine Rede; Zeit für eine Kaffeepause. Ryan
klappte seinen ledernen Aktendeckel zu, ging mit den anderen hinaus
und nahm sich zur Abwechslung eine Tasse Tee.
«Nun, Ryan, was halten Sie von der Sache?» fragte

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