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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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seinem Kampfpanzer beschmutzen. Sekunden später sprang er auf und schrie seine
Freude zum Abendhimmel.
Im Frühling werde ich wieder Vater! Muß in der letzten Urlaubsnacht
passiert sein, drei Wochen, bevor dieser brutale Wahnsinn begann... Unteroffizier Romanow war Kommandant eines Panzers geworden
und bei Wjasma gefallen. Nachträglich hatte man ihm den Rotbannerorden verliehen. Mischa fragte sich, ob dieser Romanows Mutter für den
Verlust ihres blauäugigen, sommersprossigen Sohnes entschädigt hatte. Die Wodkaflasche war nun zu drei Vierteln leer, und wie so oft saß
Mischa allein am Tisch und weinte.
So viele Tote.
Diese Narren vom Oberkommando! Romanow bei Wjasma gefallen.
Iwanenko vor Moskau vermißt. Leutnant Abaschin bei Charkow -
Mirka, der schöne junge Dichter, der schmächtige, sensible junge Offizier mit dem Löwenmut, gefallen beim fünften Gegenangriff, aber er
hatte den Weg freigemacht für Mischa, der sich mit den Überresten seines
Regiments über den Donez zurückziehen konnte, ehe der Hammer fiel. Und Elena, das letzte Opfer...
Er stand auf und taumelte zum Schlafzimmer, ließ im Wohnzimmer
das Licht brennen. Eine halbe Stunde später fuhr ein Wagen die Straße entlang. Auf dem Beifahrersitz saß eine Frau, die gerade ihren Sohn vom Hockey abgeholt hatte. Sie schaute nach oben und stellte fest, daß hinter bestimmten Fenstern Licht brannte und daß die Vorhänge auf ganz bestimmte Art arrangiert waren.
Die Luft war dünn. Bondarenko stand wie üblich um fünf auf, schlüpfte in seinen Trainingsanzug und fuhr mit dem Aufzug nach unten. Mit einem Handtuch um den Hals trat er ins Freie und schaute auf die Uhr, runzelte die Stirn. In Moskau kannte er seine Route und wußte genau, wann er seine fünf Kilometer hinter sich hatte. Die Aussicht war atemberaubend. Kurz vor Sonnenaufgang hoben sich die schroffen Gipfel gegen den roten Himmel ab wie Drachenzähne. Er lächelte. Sein jüngster Sohn malte am liebsten Drachen.
    Der Flug war zuletzt spektakulär gewesen. Der Mond hatte die Wüste Kara Kum beleuchtet, und dann war das schwarze Ödland jäh Fünftausendern gewichen. Hoch aus der Luft hatte er Duschanbe im Nordwesten schimmern gesehen. Zwei Flüsse, Kafirnigan und Surchandarja, berührten die Halbmillionenstadt, und so wie ein anderer Mann am anderen Ende der Welt fragte sich Oberst Bondarenko, warum sie ausgerechnet an dieser Stelle entstanden war. Unwirtlich war die Lage gewiß, aber vielleicht hatten die langen baktrischen Karawanen hier haltgemacht. Er riß sich aus seinem Tagtraum. Bondarenko wußte, daß er seinen Frühsport nur hinausschob. Er band sich zum Schutz vor der eiskalten Luft die Chirurgenmaske über Mund und Nase, machte Lockerungsübungen und lief dann los.
    Sogleich stellte er fest, daß er unter der Stoffmaske schwerer atmete als gewöhnlich. Natürlich, die Höhe. Nun, das würde seinen Lauf etwas verkürzen. Schon lag der Wohnblock hinter ihm, und er schaute nach rechts, kam an einem Gebäude vorbei, das laut Lageplan mechanische und optische Werkstätten beherbergte.
«Stehenbleiben!» rief eine scharfe Stimme.
    Bondarenko, der es haßte, wenn sein Lauf unterbrochen wurde, grollte. Ausgerechnet jemand mit den grünen Schulterklappen des KGB störte ihn. Schnüffler und Schläger, die sich als Soldaten aufspielten. «Was gibt's, Feldwebel?»
«Ihre Papiere bitte. Ich kenne Sie nicht.»
    Zum Glück hatte Bondarenkos Frau mehrere Taschen auf den NikeJogginganzug genäht, den sie auf dem grauen Markt in Moskau ergattert und ihm zum Geburtstag geschenkt hatte. Er trat auf der Stelle und händigte seinen Ausweis aus.
    «Wann sind Sie angekommen, Genosse Oberst?» fragte der Feldwebel. «Und was treiben Sie so früh am Morgen?»
«Wo ist Ihr Vorgesetzter?» versetzte Bondarenko.
«In der Wache, vierhundert Meter in dieser Richtung.»
«Dann kommen Sie bitte mit; reden wir mit ihm. Ein Oberst der Roten
    Armee ist einem Feldwebel keine Rechenschaft schuldig. Na los, Sie können auch ein bißchen Bewegung vertragen!» forderte er den Mann heraus und lief los.
    Der Feldwebel war zwar gerade erst über zwanzig, trug aber einen langen Mantel, ein Gewehr und einen Patronengürtel. Schon nach zweihundert Metern hörte Gennadi ihn schnaufen.
    «Hier, Genosse Oberst», keuchte der junge Mann eine Minute darauf. «Sie sollten weniger rauchen», merkte Bondarenko an.
«Was, zum Teufel, geht hier vor?» fragte ein Leutnant des KGB von
    seinem Schreibtisch.
«Ihr Feldwebel hat mich

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