05 - Der Kardinal im Kreml
sie eines Tages doch noch durch. Noch war nicht alle Hoffnung verloren. «Wie geht die Arbeit an deinem Diamantspiegel voran?»
«ADAMANT? Laß uns noch, ein Jahr Zeit, dann wissen wir mehr. Schade, daß du nicht mehr bei meinem Team bist», sagte Dr. Long.
«Ich eigne mich mehr für die Verwaltung», versetzte Bea. «Bin halt nicht so helle wie du.»
«Aber hübscher», stellte Candi wehmütig fest.
Bea drehte sich zu ihrer Freundin um. Ja, da bestand in der Tat noch Hoffnung.
*
Mischa erhielt den fertigen Bericht um vier. Er kam verspätet, weil, wie Bondarenko erklärt hatte, alle für hochgeheime Arbeiten zugelassenen Sekretärinnen mit anderem Material beschäftigt gewesen waren. Der Bericht umfaßte einschließlich der Zeichnungen und Diagramme einundvierzig Seiten. Mischa stellte fest, daß der junge Oberst Wort gehalten und das ganze wissenschaftliche Kauderwelsch in ein allgemeinverständliches Russisch übertragen hatte.
Mischa las langsam und prägte sich dabei die Fakten ein. Trotz seiner bäuerlichen Sprechweise und unverblümten Worte war sein Verstand noch schärfer, als Oberst Bondarenko annahm. Der eigentliche Durchbruch war auch relativ leicht zu verstehen und hing nicht mit der Größe der Brennkammer, sondern mit der Anpassung ihrer Form an das Magnetfeld ab. Hatte man die richtige Form, ließ sich die Brennkammer beliebig vergrößern, und ein neuer begrenzender Faktor war nun die Magnetpuls-Steuereinrichtung. Mischa seufzte. Der Westen hatte es wieder einmal geschafft: der Sowjetunion fehlten die richtigen Materialien. Das KGB mußte sie also wie üblich im Westen besorgen und diesmal über Schweden und die CSSR schleusen.
Der Bericht schloß mit der Bemerkung, die anderen verbleibenden
Probleme beschränkten sich auf die Optik- und Computersysteme. Mal sehen, was unsere Nachrichtendienste da zuwege bringen, sagte sich Filitow. Und schließlich verbrachte er zwanzig Minuten mit dem Studium einer Planzeichnung des neuen Lasers. Als er an dem Punkt angelangt war, wo er die Augen schließen und jede Einzelheit vor sich sehen konnte, legte er den Bericht zurück in den Aktendeckel. Dann schaute er auf die Uhr und rief seinen Sekretär. Sekunden später stand der Unteroffizier in der Tür.
«Jawohl, Genosse Oberst?»
«Tragen Sie das nach unten ins Zentralarchiv - Abteilung fünf, Hochsicherheit. Ach ja, und wo ist der Beutel für die Dokumente, die heute verbrannt werden sollen?»
«Ich habe ihn, Genosse.»
«Dann holen Sie ihn bitte.» Der Mann ging zurück ins Vorzimmer und kehrte einen Augenblick später mit dem Leinwandsack zurück, der täglich zum Aktenvernichtungsraum getragen wurde. Mischa ergriff ihn und begann, Papiere hineinzuwerfen. «Sie können gehen. Ich gebe das selbst auf dem Heimweg ab.»
«Danke, Genosse Oberst.»
«Sie haben auch so schon genug zu tun, Jurij Iljitsch. Angenehmen Abend noch.» Als sich die Tür hinter seinem Sekretär geschlossen hatte, holte Mischa andere Papiere hervor, die nicht aus dem Ministerium stammten. Einmal in der Woche kümmerte er sich persönlich um diesen Beutel - aus Freundlichkeit, wie sein Sekretär annahm, und vielleicht auch, weil besonders sensitives Material vernichtet werden mußte. Drei Minuten später und auf seinem Weg zum Ausgang betrat Mischa den Aktenvernichtungsraum. Ein junger Feldwebel begrüßte den Oberst und hielt die Klappe des Schachts zur Verbrennungsanlage offen. Er sah zu, wie der Held von Stalingrad seine Aktentasche abstellte und mit dem behinderten Arm den Beutel öffnete, um ihn dann mit dem gesunden anzuheben und auszukippen.
Der junge Mann konnte nicht wissen, daß er bei der Vernichtung von Beweismaterial für Hochverrat mithalf. Der Oberst bestätigte mit seiner Unterschrift, Material aus seiner Abteilung der Vernichtung zugeführt zu haben. Mit einem freundlichen Nicken hängte Mischa den Beutel an seinen Haken und ging hinaus zu seinem wartenden Dienstwagen.
Mischa wußte, daß ihn in der Nacht die Gespenster wieder heimsuchen würden, daß er morgen wieder in die Sauna gehen und wieder ein Bündel Informationen an den Westen auf den Weg bringen würde. Unterwegs hielt der Fahrer vor einem Lebensmittelgeschäft an, das nur die Nomenklatur versorgte. Hier waren die Käuferschlangen kurz. Mischa kaufte Wurst und Schwarzbrot und eine Halbliterflasche Wodka. Als guter Genosse besorgte er seinem Fahrer auch eine. Für einen jungen Soldaten war Wodka besser als Geld.
Fünfzehn Minuten später in seiner Wohnung, holte
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