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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werden vielmehr sehr oft verändert, damit den Fremden und Feinden die Entzifferung dieser Zeichensprache so schwer wie möglich werde.
    Waren die beiden Roten der Ansicht gewesen, daß man ihr Beginnen nicht beachten werde, so hatten sie sich geirrt. Sobald sie die Decke zu bewegen begannen, trat Winnetou einige Schritte zur Seite, so daß er genau hinter ‚Feuerherz‘, für welchen diese Zeichen bestimmt waren, zu stehen kam. Die zwei Indianer standen in gerader Linie zwischen diesem und dem Feuer; indem sie die Decke abwechselnd hoben und senkten, ließen sie das Feuer vor den Augen des Häuptlings erscheinen und wieder verschwinden, und zwar in längeren oder kürzeren Zwischenräumen, welche natürlich ihre ganz bestimmte Bedeutung hatten.
    Old Firehand und Shatterhand wußten sofort, um was es sich handelte, taten aber so, als ob sie nichts bemerkten; sie überließen die Enträtselung der Zeichen Winnetou, welcher als geborener Roter darin noch gewandter war als sie.
    Das Telegraphieren währte wohl fünf Minuten lang, während welcher Zeit Feuerherz kein Auge von der Stelle, an welcher die beiden standen, verwendete. Dann traten sie auseinander; sie waren mit ihrer Mitteilung zu Ende und dachten wohl nicht, daß sie von ihren Gegnern belauscht worden seien. Feuerherz bemerkte erst jetzt, daß Winnetou hinter ihm stand. Das fiel ihm auf, und er drehte sich besorgt und schnell um, zu sehen, wohin der Apache blickte. Dieser aber war klug genug, sich schnell abzuwenden und so zu tun, als ob die im Mondenschein schillernde Fläche des Sees seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nehme. ‚Feuerherz‘ fühlte sich beruhigt. Winnetou aber trat langsam zu Old Shatterhand und Old Firehand. Diese entfernten sich mit ihm noch einige Schritte weiter, und dann fragte der letztere in leisem Ton: „Die Roten haben zu dem Häuptling gesprochen. Hat mein Bruder ihre Worte gesehen und verstanden?“
    „Gesehen wohl, aber nicht jedes einzelne verstanden“, antwortete der Gefragte. „Dennoch ist der Sinn mir klar, denn was ich nicht verstand, das konnte ich mir leicht durch Nachdenken ergänzen.“
    „Nun, was haben sie gesagt?“
    „Die beiden Roten sind zwei junge Häuptlinge der Sampitsche-Utahs, deren Krieger sich auch mit hier befinden. Sie forderten ‚Feuerherz‘ auf, getrost mit uns zu reiten.“
    „So meinen sie es ehrlich? Das sollte mich sehr wundern.“
    „Sie sind nicht aufrichtig. Wenn wir nach dem Silbersee wollen, so geht unser Weg von hier aus zunächst über den Grand River und in das Teywipah (Hirschtal) hinein. Dort lagern viele Krieger der Tasch -, Capoie - und Wihminutsche -Utahs, um sich zum Zug gegen die Navajos zu versammeln und die hier befindlichen Utahs zu erwarten. Auf diese müssen wir stoßen, und sie werden, wie man meint, uns niederschlagen und die Geiseln befreien. Es sollen gleich jetzt einige Boten an sie gesendet werden, um sie zu benachrichtigen. Und damit wir auf keinen Fall entkommen können, werden die hiesigen Utahs, sobald wir aufgebrochen sind, dieses Waldlager verlassen und uns folgen, damit wir zwischen die beiden Utahheere geraten und unmöglich gerettet werden können.“
    „Alle Teufel! Dieser Plan ist nicht übel. Was sagt mein roter Bruder dazu?“
    „Ich stimme bei, daß er sehr gut ausgedacht ist; aber er hat einen großen Fehler.“
    „Welchen?“
    „Den, daß ich ihn belauscht habe. Wir kennen ihn und wissen nun, was wir zu tun haben.“
    „Aber in das Hirschtal müssen wir, wenn wir nicht einen Umweg von wenigstens vier Tagen machen wollen.“
    „Wir werden keinen Umweg machen, sondern nach diesem Tal reiten, aber trotzdem den Utahs nicht in die Hände fallen.“
    „Ist das möglich?“
    „Ja. Frage meinen Bruder Old Shatterhand. Ich bin mit ihm im Tal der Hirsche gewesen. Wir waren allein und wurden von einem großen Haufen von wandernden Elk -Utahs gejagt. Wir sind ihnen entkommen, weil wir einen Felsenweg fanden, welchen vielleicht vor und dann auch nach uns kein Mensch betreten hat. Er ist nicht ungefährlich; aber wenn es gilt, zwischen ihm und dem Tod zu wählen, so kann die Wahl doch wohl nicht zweifelhaft sein.“
    „Gut, reiten wir diesen Weg. Und was tun wir mit den Geiseln?“
    „Die geben wir nicht eher frei, als bis wir das gefährliche Tal der Hirsche hinter uns haben.“
    „Aber den ‚Großen Wolf‘, wollen wir auch den freigeben?“ frage Old Shatterhand.
    „Willst du ihn töten?“ erkundigte sich Winnetou.
    „Er hat es verdient.

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