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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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flüsterte
sie.
    Lizzie war römisch-katholisch und
ging in die St. -Patrick-Kirche am Soho Square, im Gegensatz zu den anderen
Dienern, die der Kirche von England angehörten und ab und zu am Gottesdienst
in der Grosvenor Chapel teilnahmen.
    »Also gut«, seufzte Rainbird. »Aber
bleib nicht zu lang.« Lizzie schlang sich ihr Tuch um den Kopf und schlüpfte
hinaus.
    »Ich weiß nicht, was über unsere
Lizzie gekommen ist«, sagte Alice traurig.
    »Sie ist ein kluges kleines Mädchen
und lernt besser als der Rest von euch«, sagte der Koch. »Es ist anzunehmen, dass
sie es satt hat, wie Dreck behandelt zu werden.«
    »Wir behandeln sie nicht wie Dreck«,
brauste Jenny auf.
    »Wir haben sie ein bisschen
herumgestoßen vor lauter Getue um den Hochzeitsempfang, und ich am
allermeisten«, sagte der Koch voller Reue. »Einen ersten Lakaien zu heiraten,
wäre ein großer Schritt nach oben für sie gewesen. Aber das beweist nur, was
passiert, wenn die Damen nicht auf dem Platz bleiben, der ihnen im Leben
zugewiesen ist.«
    »Ich hoffe nur, dass unserer neuen
Countess nichts zustößt«, meinte Rainbird ängstlich. »Sie wird uns bald
verlassen, und dann können wir nichts mehr zu ihrem Schutz tun.«
    Lizzie eilte durch die dunklen,
windigen Straßen. Der Regen hatte aufgehört, und zerklüftete Wolken türmten
sich hoch über den Kaminen.
    Sie spürte ihre Schande schmerzhaft.
Wie hatte sie sich je einbilden können, dass ein erster Lakai sich so weit
herabließ, sie zu heiraten? Josephs Grausamkeit schmerzte wie Salz in einer
Wunde. Er war schlimmer als die anderen gewesen.
    Während des Hochzeitsfrühstücks
hatte Lizzie die Spannung nicht länger ertragen können und an Lord Charteris'
Haus nebenan geklopft, um den Butler zu fragen, ob sie Luke sprechen könne.
    »Nein«, hatte Blenkinsop
unheilverkündend gesagt. »Er ist hier hereingelaufen gekommen und hat mit
furchtbar vielen Geldscheinen gewedelt und war ungeheuer grob und unhöflich zu
mir. Er hat gesagt, er verlässt die Stadt mit der nächsten Kutsche. Um dich
ist es nicht schade, habe ich gesagt.« Lizzie hatte gezittert und wissen
wollen, welche Kutsche der Lakai genommen hatte, aber Blenkinsop hatte
geantwortet, er wisse es nicht, und es interessiere ihn auch nicht.
    Erst als sie in die Küche zurückkam
und von dem wütenden Angus ausgeschimpft wurde, weil sie weggewesen war, wurde
Lizzie bewusst, dass sie hereingelegt worden war. Obwohl sie versuchte, sich
einzureden, dass Luke sie abholen würde, wusste sie im tiefsten Inneren ganz
genau, dass er nicht zurückkommen würde. Da brach sie zusammen und gestand
alles.
    Bei dem Versuch, die Erinnerung an
diese Demütigung auszulöschen, eilte sie immer schneller dahin und war froh,
als sie die dunklen Straßen hinter sich lassen und in die Wärme der mit Kerzen
erhellten Kirche eintauchen konnte.
    Lizzie zitterte schon bei der bloßen
Vorstellung, zur Beichte zu gehen. Statt dessen betete sie lange und intensiv
um Vergebung und um die Demut, die sie einst fröhlich und zufrieden gemacht
hatte.
    Schließlich erhob sie sich recht
getröstet und ging auf den Ausgang zu. Sie war ganz steif, weil sie so lange
gekniet hatte. Vor dem Kirchenportal blieb sie stehen und schlang sich ihr Tuch
fester um den Kopf. Der Regen hatte wieder eingesetzt und trommelte auf die
schlammigen Straßen herunter.
    »Verzeihung, Miss«, sagte eine
angenehme Stimme hinter ihr. »Darf ich mir erlauben, Ihnen meine Begleitung
anzubieten? Ich habe einen Schirm.«
    Lizzie wandte sich erschreckt um.
Ein netter, gepflegter Mann stand hinter ihr.
    »Ich kenne Sie nicht, Sir«, sagte
sie ängstlich.
    »Darf ich mich vorstellen. Paul
Gendreau, zu Ihren Diensten. Kammerdiener bei Mylord, dem Comte St. Bertin.«
    Lizzie machte einen Knicks. »Lizzie
O'Brien«, sagte sie schüchtern. »Küchenmädchen.«
    Er nickte und öffnete seinen Schirm.
    »Ich wünsche Ihnen einen guten
Abend, Sir«, sagte Lizzie, »aber ich kann sehr gut alleine nach Hause gehen.«
    »Nicht bei diesem Regen«, sagte er
ruhig. Er hielt ihr den Schirm über den Kopf.
    Lizzie warf einen Blick in sein
Gesicht. Sie konnte nur das Leuchten seiner weißen Zähne und den Glanz seiner
Augen erkennen.
    Der Regen wurde heftiger, er
prasselte auf die Pflastersteine und überflutete den Platz, der vor ihnen lag.
    Lizzie stieß einen leisen Seufzer
aus. So bald konnte ihr wohl nichts Schlimmeres als der Betrug von Luke
passieren. Sie trabte kleinlaut neben ihrem neuen Freund her.

Elftes

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