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050 - Das Kind der Hexe

050 - Das Kind der Hexe

Titel: 050 - Das Kind der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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konvulsivisch, als habe ein Blitz in sie eingeschlagen. Im nächsten Atemzug war alles vorüber. Die Hexe überreichte den Telefonhörer dem Zwerg, der ihn ans Ohr presste. Unzählige Stimmen drangen auf ihn ein. Er hörte Tausende von Telefongesprächen gleichzeitig mit. Das Stimmengewirr ging in ein Rauschen über, das langsam verebbte. Dann waren nur noch zwei verschiedene Stimmen zu hören. Sie wurden immer lauter, bis sie gespenstisch verzerrt durch den Raum hallten.
    »Marvin, bist du total übergeschnappt? Was hat die Drohung zu bedeuten, den Freak an die Dämonen auszuliefern?«
    »Eigentlich solltest du an Teddys Stelle sein, Dorian.«
    »Glaubst du wirklich, dass ich Lilian auf dem Gewissen habe? Sei doch kein solcher Narr, Marvin. Du weißt so gut wie ich, dass Lilian ein Opfer der Dämonen geworden ist. Sie wollen uns doch nur gegeneinander ausspielen.«
    »Möglich – dann warst du eben besessen, als du Lilian umgebracht hast. Das enthebt dich aber nicht der Verantwortung. Und wenn du für die Tat nicht gerade stehen willst, dann muss Teddy für dich büßen.«
    »Was verlangst du?«
    »Ich will mich mit dir treffen. Wenn du unschuldig bist, dann kannst du es mir ja beweisen.«
    »Also gut …«
    An dieser Stelle des Gesprächs machte die Hexe Voisin eine Bewegung. Ihre Handkante durchschnitt die Luft. Und tatsächlich war danach die Verbindung unterbrochen. Dorian und Marvin Cohen hatten keinen Kontakt mehr miteinander, sondern nur noch mit dem Telefon in Professor Marlowes Büro. Und dann begann der Zwerg zu sprechen. Zu Dorian sprach er mit Cohens Stimme, und Cohen glaubte, Dorian sprechen zu hören.
    »Treffen wir uns«, sagte der Zwerg zu Cohen.
    »Du glaubst doch nicht, dass ich mich in eine Falle locken lasse?«, meinte Cohen höhnisch – und diese Worte wurden unzensiert an Dorian weitergeleitet.
    »Schlag einen Treffpunkt vor!«, bot Dorian an. Doch Cohen bekam zu hören: »Ich verspreche dir, allein zu kommen. Wie wäre es mit dem Abbruchgebäude in der Follow Street? Die Penner, die in der alten Mietskaserne unterkriechen, werden uns nicht stören.«
    Und Dorian bekam zu hören: »Ich wäre für die Mietskaserne in der Follow Street.«
    »Einverstanden«, sagten Dorian und Marvin Cohen fast gleichzeitig, doch das hörte nur der Zwerg. Er führte sein Simultangespräch fort und ließ Cohen sagen: »Ich erwarte dich dort in einer Stunde.«
    Und Cohen bekam zu hören: »Ich bin in einer halben Stunde bei unserem Treffpunkt, Marvin.«
    Dann unterbrach der Zwerg die Verbindung. Er blickte die Hexe aus seinen Glotzaugen an und begann plötzlich, schrill zu lachen. Dabei verschwand seine Hand unter seinem Sakko und kam mit dem Stilett zum Vorschein.
    »Eile, Basil, eile«, sagte die Hexe. »Magus will sein Blutopfer. Ich werde inzwischen die Polizei verständigen und verlangen, dass man Dorian ins Haus gehen lässt, bevor man einschreitet. Beeile dich, Basil. Gib dem Tod, was sein ist.«
    Marvin Cohen schaffte es, zehn Minuten früher beim Treffpunkt zu sein. Das alte Haus in der Follow Street war seit langem unbewohnt.
    Eingeweihte wussten jedoch, dass es immer einige Obdachlose beherbergte. Die Fenster im Erdgeschoss waren ebenso mit Brettern vernagelt wie der torlose Hauseingang. Die meisten oberen Fenster hatten keine Füllungen mehr, weil das zwielichtige Gesindel, das hier logierte, sie zu Brennholz gemacht hatte: Es gab nur einen einzigen Einstieg, soviel Cohen wusste. Das war ein Kellerfenster. Cohen hob mühelos das Eisengitter vom Fenster, kletterte hindurch und ließ sich hinuntergleiten, bis er auf einer Kiste zu stehen kam. Er langte auf den Gehsteig hinaus und schob das Gitter wieder an seinen Platz. Er lauschte. Von irgendwoher drang lautes Schnarchen an sein Ohr. Er konnte jedoch nicht sagen, aus welcher Richtung es kam. Es war ihm auch gleichgültig: Für ihn war nur wichtig, dass Dorian noch nicht hier sein konnte, weil der Weg vom Hauptquartier der Freaks einige Zeit in Anspruch nehmen würde.
    Cohen wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Durch die Kellerfenster fiel etwas Straßenlicht herein. Zwischen Schutthalden und Gerümpel sah er zwei in Lumpen gewickelte Gestalten. Er überlegte sich, ob er Dorian gleich hier erwarten sollte, entschied sich dann aber dagegen: Er wollte sich erst einmal umsehen und dann die günstigste Position wählen. Er verließ das Gewölbe und drang in einen Gang ein. Die rohen Ziegelwände waren feucht. Neben seinen Füßen

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