050 - Monsterburg Höllenstein
Minuten weiter. Als der PSA-Agent auflegte, war klar
daß in Kürze das Gespräch so verlaufen würde, wie Larry und Morna es sich
wünschten. Der Polizeipräsident und der Leiter der Mordkommission wurden von
höchster Stelle informiert und angewiesen, umgehend in das fragliche
Polizeirevier zu kommen. In jedem Land der Erde gab es für alle PSA-Agenten
einige wichtige Telefonnummern, auf die sie bei Bedarf zurückgriffen, und die
für sie zu einem Sesam-öffne-dich wurden, wenn es um Informationen und
Akteneinblick ging. Zehn Minuten später trafen fast gleichzeitig der
Polizeipräsident und der Leiter der Mordkommission ein. Beide hatten schon im
Bett gelegen. Das folgende Gespräch konnten Larry und Morna so führen, wie sie
es wünschten. Sie selbst verschwiegen nichts von ihren Erlebnissen, erwarteten
aber auch Offenheit und Information. Daß ein Normalbürger diese nicht hätte
bekommen können, lag auf der Hand. »Für uns ist es wichtig zu wissen, ob sich
etwas Ähnliches schon mal ereignet hat oder ob Sie zum erstenmal von diesen
Dingen hören«, präzisierte Larry seine Vorstellungen. »Tauchte jene Fremde, von
der wir Ihnen berichtet haben, schon einmal oder mehrere Male auf? Hat man in
dem fraglichen Waldstück auf der Rückseite des Berges schon Leichenteile
gefunden, oder ist dies der erste Fund? Gibt es Hinweise zu Mordanschlägen auf
Spaziergänger in diesem Waldstück? Hat schon mal jemand gemeldet, daß auf ihn
geschossen wurde?«
»Die letzte Frage ist
eindeutig mit Nein zu beantworten«, entgegnete der Polizeichef. »Bisher
ist uns diesbezüglich nichts zu Ohren gekommen. Auch Ihre zweite Frage, Mister
Brent, kann ich mit einem klaren Nein beantworten. Bisher wurde uns
nichts von anderen Leichenfunden bekannt. Anders ist es beim Auftauchen der
Fremden. Sie ist in der Tat schon einige Male von Autofahrern und Spaziergängern
gesehen worden.«
»Wann und unter welchen
Umständen?«
»Immer in der Dämmerung
oder in der Dunkelheit. Bisher noch nie am Tag. Die Umstände waren meistens die
gleichen. Die schwarzgekleidete junge Frau tauchte auf, bat um Hilfe, sprach
eine Warnung aus und verschwand dann ebenso schnell wieder, wie sie in
Erscheinung getreten war.«
»An welchem Ort oder
welchen Orten ereigneten sich diese Begegnungen?«
»Immer auf den Wegen und
Straßen rings um den Berg.«
»Haben Sie etwas
unternommen?«
»Ja. Anfangs hielten wir
das Ganze für den Scherz einiger phantasiebegabter Zeitgenossen. Spuk und
übersinnliche Erscheinungen stehen zur Zeit hoch im Kurs. Wir haben unsere
Streifen verstärkt.«
»Ihre Leute aber hatten
keine Begegnung mit dem schwarzgekleideten Geist?« Larry Brent wählte diese
Bezeichnung absichtlich.
»Nein. Die
Streifenfahrten verliefen stets negativ. Dabei hätte das Gespenst… « und
als er dieses Wort gebrauchte, merkte man dem Sprecher an, daß es ihm
offensichtlich schwer fiel, es anzuwenden, »… doch bestimmt mehrfach dadurch
die Gelegenheit gefunden, Hilfe zu erhalten oder sich zumindest auch unseren
Leuten zu zeigen. Das hat es jedoch nicht getan.«
»Was Sie logischerweise
zu dem Schluß veranlaßte, daß alles nur eine Art Massensuggestion gewesen sein
konnte.«
»Ja.«
Larry nickte. »Sie
mußten so denken, auch wenn von verschiedenen Seiten und zu verschiedenen
Zeiten die Erscheinung beschrieben worden war. Hat jemals jemand, der eine
Begegnung schilderte, mehr darüber ausgesagt? Hat sich vielleicht ein
Beobachter mal die Mühe gemacht und nach dem Namen der Frau gefragt?«
»Davon ist mir nichts
bekannt.«
Auch in der dicken Akte,
die inzwischen von der Spukerscheinung angelegt worden war, fand sich
darauf kein Hinweis. Morna Ulbrandson las die engbeschriebenen Seiten. Man
hatte die Sache trotz ihres merkwürdigen Beigeschmacks erstaunlich ernst
genommen. Aber eine Erklärung für dies alles war nie gefunden worden. Begonnen
hatten die Erscheinungen vor etwa vier Jahren. Mit Routinemeldungen
waren sie auch ins Archiv der beiden Hauptcomputer der PSA Big Wilma und The clever Sofie gelangt. Aber wegen mangelnder näherer Informationen,
auch durch die Nachrichtenagenten der PSA war der Fall nie richtig aufgegriffen
worden.
»Von Menschen, die eines
gewaltsamen Todes gestorben sind«, spann Larry Brent den Faden besonnen weiter,
»kennt man solche Erscheinungen. Man sagt, daß deren Seelen keine Ruhe finden…«
Damit schlug er die Brücke zu dem makabren Fund. Es gab keinen Zweifel: jemand
war ermordet worden. Der Mörder hatte
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