050 - Monsterburg Höllenstein
der Fund veränderten ihre ursprünglichen Pläne von Grund auf.
»Urlaub machen ist etwas Wundervolles, Schwedengirl, nicht wahr?
Abwechslungsreich waren diese gerade in der letzten Zeit immer. Irgendwann muß
es aber doch auch mal uns möglich sein, an einem Stück Ruhe zu haben.«
»Hatten wir schon«,
erinnerte ihn Morna an die Fahrt von Amsterdam hierher. »Du wirst langsam
vergeßlich, Sohnemann.«
Larry holte aus dem
Kofferraum des Lotus ein großes graues, zusammengefaltetes Tuch. Er schlug
darin den Arm ein. »Wahrscheinlich werden wir heute nacht auf der Polizeiwache
verbringen und Fragen beantworten, Schwedenfee«, seufzte er. »Dabei hatte ich
mich schon auf ein Doppelzimmer in einem kleinen romantischen Hotel gefreut…«
»Noch ist nicht aller
Tage Abend«, tröstete Morna ihn. »Was nicht ist, kann noch werden.« Larry war
weniger zuversichtlich, sagte aber nichts mehr. Er wußte, daß auch Morna die
rätselhaften Vorgänge beschäftigten. Wer war die dunkelgekleidete Fremde, die
per Anhalterin auftrat, um Hilfe bat, und dann stillschweigend und
klammheimlich verschwand? Wer hatte mit Silberkugeln auf Morna geschossen? Und
– warum? Zu wem gehörte der Arm, auf den sie bei ihrer Suche in dem Waldstück
gestoßen waren? Dieses Teilstück einer Leiche lag schon geraume Zeit hier, aber
offensichtlich war noch niemand anders darauf aufmerksam geworden. Wußte die
Polizei in der Zwischenzeit etwas von einem Mord? Waren die anderen Teile
vielleicht schon gefunden worden? Das alles hoffte er bei der Polizei zu
erfahren. Er fuhr so schnell wie möglich in die nächstgelegene Stadt zurück.
Das war Andernach. Vor dem ersten Polizeirevier parkte er. Drei Minuten später
saß das Paar einem Polizisten gegenüber. Der Hauptwachtmeister war jung,
dunkelhaarig und mißtrauisch, als sie ihm ihr Erlebnis berichteten. »Ich hoffe,
Sie nehmen mich nicht auf den Arm«, mußten sie sich sagen lassen. Larry
verstand diese Reaktion sehr gut. »Sie kommen von keiner Party und haben auch nichts
getrunken?« wurden sie gefragt.
»Nein. Und den Arm, den
wir in dem beschriebenen Waldstück gefunden haben, haben wir auch niemand
unterwegs abgeschnitten. Ich nehme an, daß Sie uns das wenigstens glauben. Der
Arm ist nicht mehr ganz frisch…« Der Uniformierte erbleichte, als Larry Brent
das Tuch zurückklappte. Von diesem Moment an kam der Stein erst recht ins Rollen. Der Polizist
spannte schon ein Papier ein, um die ganze Sache nun in allen Details zu
Protokoll zu nehmen. Mit diesem Verlauf waren Larry und Morna
verständlicherweise nicht ganz einverstanden. »Wir stehen Ihnen
selbstverständlich gern Rede und Antwort«, sagte X-RAY-3 zu dem Beamten, der
nicht viel älter war als er. »Aber auch wir, haben einige Fragen auf dem
Herzen.«
»Fragen stellt die Polizei«,
mußte er sich sagen lassen. »Das ist schon recht, aber nicht in allen Fällen.«
Während Larry sprach nahm er sein Notizbuch aus der Innentasche seines Jacketts
und nannte dem Hauptwachtmeister hinter dem Schreibtisch eine Telefonnummer.
»Was soll ich damit?«
»Dort anrufen. Es wird
sich jemand melden, den Sie mit großer Wahrscheinlichkeit noch nie persönlich
gesprochen haben. Es ist die Privatnummer Ihres Innenministers.« Der Polizist
starrte Larry Brent an, als wäre der Mann nicht zurechnungsfähig. »Rufen Sie
an! Sagen Sie, daß ein gewisser Larry Brent hier vor Ihnen sitzt und einige
wichtige Fragen an Sie und nach Möglichkeit Ihre Vorgesetzten hätte. Fragen,
die Mister Brent so wichtig findet, daß er nicht umhin kommt, so spät noch um
deren Beantwortung zu bitten.« Der Polizist wollte etwas sagen, unterließ es
aber. Man sah ihm an, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Dieser blonde Mann,
der so sicher und selbstbewußt auftrat, sah nicht aus wie ein Verrückter und
schien zu wissen, was er wollte. Da gab der Uniformierte sich einen Ruck.
»Sagen Sie auch, daß
Larry Brent die Bezeichnung X-RAY-3 erwähnt hätte. Das ist sehr wichtig.«
»X-RAY-3…« Man sah dem
Mann an, daß er mit sich kämpfte. Aber er wählte die Nummer und zuckte
zusammen, als sich nach dem dritten Klingelzeichen jemand mit Namen meldete,
den er offensichtlich nicht zu hören erwartet hatte. Dann erwähnte er das, was
Larry Brent ihm im einzelnen gesagt hatte. Danach hörte er nur noch zu, nahm
förmlich Haltung auf seinem Stuhl an und reichte dann den Hörer an Larry Brent
weiter. »Er will Sie sprechen.«
»Danke.« X-RAY-3 führte
das Telefonat noch zwei
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