050 - Monsterburg Höllenstein
Zombie, der sein
Aussehen nicht durch einen Voodoo-Zauber erhalten hatte, sondern durch das
geheimnisvolle magische Blut, stieß mit dem Fuß gegen die vor ihm liegende Tür.
Sie flog krachend gegen die Wand. Jessica Paine wurde hineingetragen in das
düstere Gewölbe. Es war das Monster-Panoptikum, das viele Besucher der Burg
Höllenstein vor Jahren besucht und gesehen hatten, ohne zu ahnen, daß es keine
Nachbildungen in Wachs waren, die hier standen, sondern Menschen aus Fleisch
und Blut, die in einer todesähnlichen Starre gefangen waren. Jessica wurde
vorbeigetragen an Vampiren, Werwölfen, Wertigern und Werlöwen.
Die Atmosphäre des
Gewölbes, in das kaum ein Streifen Tageslicht sickerte, war beklemmend und
beängstigend.
»Meine Geschöpfe, die
ich liebe, schlafen jetzt noch«, fuhr William Joe Paine fort und machte eine
umfassende Handbewegung. »Wenn die Dunkelheit kommt, werden sie aufwachen. Und
sie werden dich als Lebensspenderin begrüßen.« Er kicherte wie ein Teufel.
Jessica wurde auf eine einfache harte Liege geworfen, die in einer Wandnische
stand. Ihr gegenüber ragte ein zwei Meter großer Mann auf, blaß mit
rotunterlaufenen Augen, der sie an eine Mischung aus Graf Dracula und Monster
Frankenstein erinnerte. Die kalten, glasigen Augen waren auf sie gerichtet.
Jessica lief es eiskalt über den Rücken, und sie krümmte sich auf der Liege
zusammen wie ein Wurm, den man getreten hatte.
In der Nische war außer
der Liege noch ein Schrank eingelassen. In Reih und Glied wie Zinnsoldaten
standen mehrere gleichgroße Glasbehältnisse nebeneinander. In einem Glaskasten
lagen mehrere Spritzen. Crazy Joe nahm eine heraus und drückte den Kolben nach
unten.
Warum kommt niemand, der
mir hilft und mich aus dieser schrecklichen Lage befreit? Demare zum Beispiel,
der so freundlich gewesen war zu ihr. Er mußte längst in ihrem Zimmer
angekommen sein und bemerkt haben, daß sie nicht mehr da war. Warum suchte er
sie nicht?
Der liebevolle, freundliche
Mister Demare…. war sein Verhalten ihr gegenüber nur eine Maske? Steckte er mit Crazy Joe unter einer Decke, oder war auch er nur ein Gefangener, ein
Sklave, der Angst hatte und tun mußte, was man von ihm verlangte? William Joe
Paine näherte sich mit der Spritze der vor Angst schlotternden jungen Frau, die
gekommen war, um ein Erbe anzutreten und die das Grauen geerntet hatte. »Der
beste Beweis, wie intensiv Paine-Blut wirkt«, sagte er grinsend, »ist stets der
Versuch am lebenden Objekt. Ich werde dir ein paar Kubikzentimeter abzapfen,
Jessica. Tröpfchenweise werden wir es den Getränken und Speisen zusetzen, die
wir heute im Lauf des Tages unseren Gästen bieten, die Burg Höllenstein
besuchen. Magisches Paine-Blut im Körper von Fremden hat stets für Überraschungen
gesorgt… Lassen wir uns auch überraschen, wer der erste sein wird, der heute zu
uns stößt…«
●
Die Dinge nahmen ihren
Lauf.
Larry Brent kam es auf
schnelle Arbeit an. Eckert gab die Daten über das Autotelefon sofort an das
Revier weiter, um den Computer nach einem Vermißten namens Walter Demare
auszufragen. Das Geburtsdatum im Ausweis war nicht mehr ganz zu erkennen, nur
noch die Jahreszahlen. Danach war der Tote, wenn es sich um Demare handelte,
etwa fünfzig. Vom Revier trafen dann Schlag auf Schlag weitere Meldungen und
Informationen ein, die ihre augenblickliche Mission betrafen. Ein erster
Untersuchungsbericht über die in der vergangenen Nacht gefundene Hand lag vor.
Es handelte sich eindeutig um die eines Mannes, der nie schwere körperliche Arbeit
geleistet hatte. Daß er einen künstlerischen oder Büro-Beruf ausgeübt hatte,
wurde als sehr wahrscheinlich angenommen. Anhand der untersuchten Zell-Analysen
konnte man auch etwas über das ungefähre Alter des Zerstückelten sagen. Er
hatte sich im fünften Lebensjahrzehnt befunden. »Das paßt wieder zu unserem
Ausweis auf den Namen Demare«, murmelte X-RAY-3. Noch mehr kam herein. Von
einer Seite allerdings, mit der sie am wenigsten gerechnet hatten. Kommissar
Thönessen meldete sich aus der Wohnung seines Amtsvorgängers. »Er muß den
Verstand verloren haben…« Thönessens Stimme klang belegt. »Wenn Sie sehen
könnten, was ich gesehen habe, Eckert… ich glaube, daß Dasner derjenige ist,
der als Hersteller der Silberkugeln in Frage kommt. Ob er auch der Schütze war…
steht noch auf einem anderen Blatt. Ich glaube, wir kriegen mehr Arbeit an den
Hals, als uns lieb sein kann. Und wenn du mich fragst was
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