0500 - Der Dunkle Gral
steif auf einem Templer-Grab. Unmittelbar bedroht wurde er nicht. Da er sich nicht rührte, ging ich davon aus, daß er unter einer magischen Sperre litt.
Noch tat keiner der Templer etwas. Sie beobachteten nur. In ihren Gesichtern erkannte ich, falls sie sich einmal aus dem Schatten hervorschoben, den Triumph und die Freude, die sie empfanden. Ja, sie freuten sich über einen Mord.
Wieviel Zeit verstrichen war, konnte ich nicht einmal ahnen. Das Gefühl dafür war verlorengegangen. Ich schaute einzig und allein auf das Grab und mußte mich auch weiter vorbewegen, um es besser sehen zu können.
Suko entdeckte ich nicht.
Baphometh hatte es tatsächlich geschafft, ihn bei lebendigem Leib in die Graberde zu drücken, ohne daß er selbst Gewalt eingesetzt hätte. Wie man sich fühlte, wenn man lebendig begraben wurde, das kannte ich aus eigener Anschauung. Mich hatte man allerdings in einen Sarg gesteckt, Suko sollte so in den feuchten Boden gedrückt werden.
Ich mußte etwas tun!
Dabei war es mir jetzt egal, ob mich die Stimme warnte oder nicht, ich wollte einfach gegen mein Gefühl handeln.
Es kam anders.
Bevor ich noch eingreifen und den Dunklen Gral einsetzen konnte, geschah etwas völlig anderes.
Ich hörte und sah die Unruhe unter den falschen Templern. Irgend etwas hatte sie gestört.
Sehr genau blickte ich hin.
Bevor sie sich noch nahe des Grabes zusammenziehen konnten, gelang es mir, die Fläche vor dem Stein zu sehen. Sie war aufgewühlt, zerlöchert, und sie besaß den Platz, um einen Menschen aus der Tiefe hochsteigen lassen zu können.
Suko kehrte zurück!
Ich kannte den Grund zunächst nicht, ich freute mich nur, wobei ich gleichzeitig hoffte, daß die andere Kraft den Inspektor nicht als Leiche in die Höhe schob.
Bis mir Peter von Aumonts Worte einfielen. Der Dunkle Gral und der Sieg über Garinga hatte die Templer aus ihrem tiefen Schlaf geholt. Sie wollten nicht mehr so sein wie früher, sie sahen ihre Aufgabe darin, wieder für das Gute zu kämpfen.
Auch als Zombies!
Derjenige, der Suko zur Seite geschoben hatte und nun das Grab verließ, war kein Geringerer als Peter von Aumont, Anführer der alten Templer und ihr ehemaliger Großmeister.
Und er stellte sich Baphometh!
***
Suko und Bill wurden auch weiterhin von Baphomeths immenser Kraft gehalten, aber das Interesse des Dämons konzentrierte sich nicht mehr auf sie, denn selbst dieses widerliche Wesen war von dem Erscheinen des Templer-Zombies überrascht worden.
Sie taten nichts, um Peter von Aumont beim Verlassen des Grabes zu hindern.
Und er kam.
Seine Bewegungen wirkten eckig, dennoch auf eine gewisse Art und Weise zielstrebig. Er wühlte sich aus der lehmigen Tiefe hervor, schüttelte den Dreck ab, stützte sich am Rand des Grabes auf und hielt seinen Kopf so schräg, daß er seine härtesten Feinde anschauen konnte.
Selbst sie ließen sich überraschen. Mit der Rückkehr des alten Templer-Großmeisters hatte wohl keiner von ihnen gerechnet. Jetzt mußten sie erkennen, daß es nicht so glatt gelaufen war, wie sie es sich ausgerechnet hatten.
Peter von Aumont ließ sich nicht beirren. Obwohl van Akkeren in seiner unmittelbaren Nähe stand, galt sein Interesse einzig und allein dem Dämon Baphometh.
Ihn hatte er bereits früher gehaßt, und dieser Haß war nicht kleiner geworden.
Die beiden starrten sich an.
Von Aumont blickte in die Augen des Unheimlichen. Andere hätten sich vielleicht schreiend verkrochen, nicht so der Templer-Großmeister. Er blieb stehen. Und er begann zu sprechen. »Jahrhundertalt ist unsere Feindschaft, Baphometh, das wissen wir beide sehr genau. Der teuflische Rattendämon hat seit jeher eine große Macht auf gewisse Menschen ausgeübt und leider auch unsere Brüder nicht verschont. Aber nicht alle gerieten in seinen Bann. Wir spalteten uns, konnten aber nicht vermeiden, daß durch ein großes Verwirrspiel sich die offizielle Kirche gegen uns stellte und mit ihren Orden antrat, um uns zu vernichten. Die Jagd hatte begonnen. Aber viele von uns konnten vor den Häschern fliehen. Sie fanden ihren Weg in andere Länder, wo wir uns weiterentwickelten. Es war einfach etwas Besonderes, ein Templer zu sein und auf der richtigen Seite zu stehen. Leider erkannte das die übrige Welt nicht an, so mußten wir untertauchen. Ich rede dabei nicht von mir und meinen Freunden, da wir das Pech hatten, an diese alte Kirche zu geraten, die auf heidnischem Keltenboden gebaut war. Ein gefährlicher Dämon namens
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