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0502 - Das Schwert des Vampirs

0502 - Das Schwert des Vampirs

Titel: 0502 - Das Schwert des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ebenen.
    In der einen Ebene brachte er es fertig, sich selbst eiskalt zu analysieren. Der Besuch Zamorras, des Auserwählten, hatte ihn in die Lage dazu versetzt. Auf dieser Ebene erkannte er, daß er selbst mit seinen Selbstzweifeln nach dem Silbermond-Desaster den Boden für beginnenden Wahnsinn in sich bereitet hatte. Lange und gründlich hatte er mit seiner Selbstkritik verderbliche Komplexe in sich gezüchtet. Er traute sich selbst nicht mehr über den Weg. Dadurch wurde er leicht manipulierbar.
    Und die Stimme, die er auf der anderen Ebene wahrnahm, nutzte das aus.
    Er konnte nichts dagegen tun!
    Zu lange hatte er ungewollt daran gearbeitet, diesen mentalen Zustand herbeizuführen. Teri Rheken und auch Zamorra und selbst seine Tochter Sara Moon hatten recht, wenn sie behaupteten, daß Beschäftigung mit einem schwierigen Problem der Weg sei, sich von seinen Schuldkomplexen zu befreien und wieder zu sich selbst zu finden. Die Schlange, diese Halluzination, die sie höchstwahrscheinlich doch war, konnte ihn aber nicht aus seinen Grübeleien herausreißen. Die Stimme beunruhigte ihn viel stärker. Sie trieb ihn schneller in den Wahnsinn, als sein Brüten über das schuldhafte Versagen bei der Rettung des Silbermondes es vermocht hätte.
    Aber, Merlin, ich bin doch nicht dein Feind! Ich könnte es niemals sein! Es wäre wider meine Natur!
    »Wenn du nicht mein Feind bist, warum verschwindest du nicht? Warum läßt du mich dann nicht in Ruhe?« schrie er verzweifelt. »Warum willst du aus Merlin ein Nichts machen?«
    Wie könntest du jemals zu einem Nichts werden?
    Er ballte die Fäuste.
    Es ist nicht deine Bestimmung, zum Nichts zu werden, fuhr die Stimme fort. Aber erinnere dich daran, wie es ist, das Dunkle zu lieben. Das dunklere Dunkel, das heller ist als dunkles Dunkel… und erinnere dich, daß es mich nicht gäbe ohne dich!
    »Wer bist du?« schrie er. »Wer bist du?«
    Du erinnerst dich nicht an das, was du selbst vor mehr als tausend Jahren geschaffen hast? Merlin, Merlin, warum hast du mich vergessen? Willst du deine wahre Bestimmung ebenso vergessen?
    »Meine wahre Bestimmung ist es, über die mir anvertrauten Welten zu wachen und ihre Bewohner zu beschützen, ihnen zu raten, ihnen zu helfen mit meiner Magie, meinem Wissen und meiner Macht!« keuchte er.
    Als willenloser, abhängiger Sklave des Wächters der Schicksalswaage! Früher, Merlin, als du noch das Dunkel kanntest und seine hellen und dunklen Seiten, da war das anders, da warst du kein Sklave! Es ist nicht deine Bestimmung, sklavisch zu dienen, Merlin! Vergiß nie, wer du einst warst! Erniedrige dich nicht.
    »Geh aus meinem Geist«, keuchte er. »Beim Schöpfer aller Welten, geh aus meinem Geist.«
    Ah, Zauberlehrling! meckerte die Stimme höhnisch in ihm. Die Geister, die du riefest, du wirst sie nie mehr los! Oder glaubst du, vergessen zu können, was du einst geschaffen hast? Wußtest du nicht was daraus werden könnte?
    »Nein«, murmelte Merlin.
    Oh, du wußtest es sehr wohl, doch ich wußte bislang nicht, daß Merlin lügen kann, wenn er die Wahrheit nicht sehen will! Du wußtest es, warum sonst hast du den Großen in der Dunkelheit gewarnt?
    »Wovon sprichst du?«
    Von ihm, der das Licht flieht, wie sein Name verrät!
    »Geh«, flüsterte Merlin erschüttert. »Weiche von mir. Du bist nicht das, was du sein solltest! Geh, rede nicht mehr zu mir, oder ich werde mich selbst töten.«
    Das kannst du nicht, Merlin, raunte die Stimme.
    Und sie hatte recht.
    Sie kannte ihn viel zu gut.
    Und Merlin wußte jetzt, daß es keine Halluzinationen waren, unter denen er litt. Er litt unter den Schatten seiner eigenen Vergangenheit.
    Schatten im Licht mußte dunkel sein. Aber Schatten in der Dunkelheit waren hell! Und deshalb war das dunklere Dunkel heller als das dunkle… [5]
    ***
    Angesichts der Gefahr, die durch den Ssacah-Kult drohte, verzichtete Nicole darauf, noch einmal einen Blick in Ulluquarts Pub zu werfen, in dem um diese sommerabendliche Dämmerstunde garantiert wieder eine Menge los war. Sie wollte zurück zum Castle. Vielleicht tauchte zwischendurch auch Zamorra wieder auf. Merlin schien ja eine Menge Probleme zu haben, daß es so lange dauerte.
    Nicole fuhr durch Cluanie, bog von der Durchgangsstraße nach Norden ab und warf zwischendurch auch mal wieder einen Blick auf die Tankuhr. Nicoles besorgter Blick wanderte von der dringlich zum Nachtanken auffordernden Anzeige zum Rückspiegel. Und da sah sie einen Wagen hinter sich auf der

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