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0502 - Das Schwert des Vampirs

0502 - Das Schwert des Vampirs

Titel: 0502 - Das Schwert des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Straße. Einen Mercedes metallicweiß. Breit und klobig schoß das Sperrgut auf Rädern heran, dessen Fahrer scheinbar der Ansicht war, durch eifriges Betätigen der Lichthupe und des Blinkers die schmale Straße auf doppelte Rolls-Royce- und Mercedes-Breite vergrößern zu können.
    Ein Fremdfahrzeug im Düsenjägertempo auf dem Weg nach Llewellyn-Castle? Anderswohin führte die Straße nicht mehr, höchstens noch per Abzweigung nach Spooky-Castle und dem dazwischen liegenden kleinen Privatfriedhof.
    Nicole konnte sich nicht vorstellen, den Vorwärtsdrang des Mercedesfahrers schuldhaft ausgebremst zu haben, weil sie selbst schon auf dieser kurvenreichen Bergaufstrecke ein gerade noch verantwortbares Tempo vorlegte. Der Mercedesfahrer schien auch nicht zu wissen, daß gleich hinter einer unübersichtlichen Kehre eine Holzbrücke auftauchen würde, die über einen schmalen, in den Cluanie-See fließenden Bach führte und keine hohen Geschwindigkeiten vertrug.
    Ein Bild durchzuckte sie. Zamorra hatte ihr erzählt, daß vor zwölf Jahren an genau dieser Brücke Torre Gerret versucht hatte, den Professor, der ebenfalls mit dem Rolls-Royce des Lords unterwegs gewesen war, mit seinem schwarzen Mercedes-Flaggschiff von der Straße zu drängen und in den Bach zu schubsen! Freimütig hatte Gerret das hinterher zugegeben und behauptet, es sei bloß ein Rest für die Jagd auf die Unsterblichkeit gewesen!
    Zamorra hatte Gerret damals wegen des provozierten Unfalls, dem er mit heiler Haut und heilem Blech knapp entkommen war, weder die Polizei auf den Hals geschickt noch ihm eigenfäustig das Gesicht verformt.
    Und jetzt jagte wieder ein Mercedes den Rolls-Royce auf eben diese Brücke zu…?
    Zufall?
    Da war der Mercedes plötzlich rechts neben ihr. Er mußte vom Kontinent stammen, weil Nicole den Fahrer direkt auf der linken Wagenseite neben sich sah. Die Nähe feindlichen Blechs schien dem anderen nicht zu imponieren, weil er zum Rammstoß ansetzte; Nicole erkannte es daran, wie der Mann das Lenkrad packte.
    Sie wich nicht aus.
    Sie trat auf die Bremse.
    Die war höllisch gut. Nicole, die schon immer bemängelt hatte, daß es in diesem vorsintflutlichen Automobil keine Sicherheitsgurte gab, wurde gegen das Lenkrad geschleudert. Das tat weh und versorgte sie mit - blauen Flecken. Aber wengistens war die steile Windschutzscheibe zu weit entfernt, um auch noch mit dem Kopf dägegenzusausen.
    Der Mercedes schoß vorbei und berührte nicht mal den vorderen Kotflügel des Phantom. Am Heck sah Nicole ein US-Kennzeichen und den Schriftzug 600 SEL. Ein Zwölfzylinder also! Das machte den Klotz, an dem in ihren Augen die Proportionen weder vorn noch hinten stimmten, auch nicht schöner.
    Hatte nicht McMour erzählt, daß Torre Gerret sich in einem weißen Zwölfzylinder chauffieren ließ?
    Und in einem grauen 500 SE, dem Vormodell, hatten drei graugekleidete Männer gesessen, die McMour aus der Rotlicht-Kneipe in Inverness geholt hatten, um ihn in Gerrets weißen 600er zu stopfen! Ein grauer 500 SE war verbrannt, und in diesem weißen 600er saßen drei Mann!
    Der 600er stoppte per Vollbremsung in der unübersichtlichen Kurve, die zur Holzbrücke führte. Der Fahrer begriff, daß er ausgetrickst worden war, und schaltete in den Rückwärtsgang, Nicole auch. Mit dem Automatik-Wählhebel am Lenkrad ging das schneller. Den brauchte sie bloß mit dem kleinen Finger anzutippen, ohne die Hand vom Lenkrad zu nehmen, so wie bei ihrem Cadillac. Der Phantom rollte auch sofort rückwärts, war aber so groß und unübersichtlich, daß sie damit bei der Rückwärtsfahrt Rangierprobleme bekam. Sie konnte nicht schnell genug fahren, und eine Möglichkeit zum Wenden gab es hier höchstens für allradbetriebene Geländewagen.
    Der Mercedesfahrer gab rückwärts Vollgas, hatte mit seinem unübersichtlichen Unikum auch seine Probleme, hatte aber das modernere Fahrwerk. Er holte auf. Während Nicole versuchte, mit dem automobilen Schwergewicht nicht von der Trasse zu kommen, zog der Mercedes bereits - diesmal links - an ihr vorbei.
    Wieder trat sie auf die Bremse. Ihr Phantom stand wie eine Eins. Ein Fingerdruck warf den dünnen Lenkradhebel aus der Position R wie Retour in die Stellung D wie Drive. Das rollende Wohnzimmer, dessen PS-Leistung vom Hersteller nie beziffert, sondern als »in jedem Fall genügend« angegeben wurde, bewegte sich wieder vehement vorwärts. Nicole wußte, daß sie die Brücke hinter sich bringen mußte. Danach gab es keine Chance

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