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0503 - Der Stierdämon

0503 - Der Stierdämon

Titel: 0503 - Der Stierdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daß er den Vampir finden und unschädlich machen mußte. Aber wo in der Regennacht sollte er ihn suchen? Wohin mochte der verrückte Spanier sich gewandt haben?
    Roy Thurso, der auch an seine Abenteuer mit dem Druiden Rhu Mhôrven dachte, schüttelte resignierend den Kopf, während ihm das Regenwasser übers Gesicht lief und die verkrustenden Blutreste an seinem Hals fortwusch. »Warum muß es eigentlich immer wieder mich erwischen? Warum ausgerechnet mich?« [3]
    ***
    Der Gnom bewegte sich träge und langsam. Von seiner üblichen Quirligkeit war nicht viel zu bemerken. Aber wen wunderte es nach dem »Freßgelage« - anders konnte man es kaum noch nennen. Während Zamorra Mühe hatte, seine Nervosität und Besorgnis nicht zu zeigen, nahm der Gnom in aller Ruhe das Schwert des Vampirs zur Hand. »Ich brauche auch dein Amulett wieder, Freund Zamorra«, erklärte er.
    »Und dann?«
    »Werde ich tun, was ich tun kann. Verlaß dich nur auf mich. Du selbst kannst jetzt ohnehin nichts tun. Also warte es ab.«
    »Du hast gut reden«, murmelte Zamorra. Er sah wieder Nicole an. Aber entweder war die leichte Veränderung ihrer Körperhaltung eine Täuschung gewesen, oder sie war zu minimal gewesen. Zamorra dachte an den immerhin technisch funktionsfähigen Gold-Rolls-Royce, in dem immer noch der Gangster mit der Pistole in der Hand saß; ihn ebenfalls ins Castle zu tragen, hatte Zamorra für weniger wichtig gehalten.
    »Mach das Chaos nur nicht noch größer, Zauberkünstler«, murmelte er. »Nicht, daß ich Nicole später in Form von Goldbarren wiederfinde… dann drehe ich dir nämlich wirklich den Hals um.«
    Der Gnom winkte ab. »Störe mich jetzt nicht. Ich muß mich versenken.« Damit wandte er, Amulett und Schwert in den Händen, Zamorra den Rücken zu. Der Professor fragte sich, was das Vampirschwert mit dem Zauber zu tun hatte. Es erinnerte ihn daran, daß auch Don Cristofero irgendwo in der Regennacht unterwegs war, vermutlich mit einer fortschreitenden Blutvergiftung und unter Umständen in der Verwandlung zum Vampir begriffen. Und Zamorra befand sich hier und konnte so gut wie nichts tun!
    Vielleicht sollte er doch ins Dorf hinab fahren.
    Aber er war nicht sicher, ob er Cristofero überhaupt finden würde, ehe es hell wurde. Und bis dahin würde der Grande sicher noch überleben. Danach mußte er bald in ärztliche Behandlung, oder die Vergiftung würde sein Herz erreichen.
    Zamorra beschloß, noch ein wenig abzuwarten. Vielleicht beeilte der Gnom sich ja auch. Die Zwischenzeit konnte der Professor anders nutzen. Draußen vor der Burgmauer lag immer noch der vom Stierhorn durchbohrte Gangster. Zamorra beschloß, ihn von dort wegzuholen und ins Haus zu bringen. Der Leichnam brauchte schließlich nicht im Regen zu liegen.
    Zamorra, der keine Lust hatte, schon wieder bis auf die Haut durchnäßt zu werden, suchte in den noch reichlich vorhandenen Beständen der Kleiderschränke nach einem ihm passenden Regenmantel und fand auch einen Hut. So gerüstet, verließ er das Haus, durchquerte den Burghof und erreichte das Tor.
    Dann suchte er nach dem Leichnam.
    Nur war der spurlos verschwunden!
    ***
    Conn ap Llewellyn spürte den Regen schon längst nicht mehr. Da war nur noch der pochende Schmerz seines Wirtskörpers, und der Drang nach Blut, der von seinem ersten Opfer nicht hatte gestillt werden können.
    Er krümmte sich zusammen. Was war aus dem stolzen Llewellyn geworden, der einst versucht hatte, unsterblich zu werden, obgleich er nicht zur Erbfolge gehörte? Ein kranker Mann mit ungesundem Leibesumfang, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte! Wenn er wenigstens sein Schwert bei sich trüge anstelle dieser lächerlich dünnen Klinge, die beim ersten Schlagwechsel zerspringen mußte! Das Schwert, das seine ehemalige Geliebte ihm, mit einem Zauberspruch vergiftet, ins Herz gestoßen hatte…
    »Ich muß in einen anderen Körper wechseln«, keuchte Conn verzweifelt. Er spürte den Tod, der seine Klauen ausstreckte. Die Seele des Vampirs war davon nicht betroffen, aber wenn sein Körper starb, würde sein Gesicht vielleicht erneut für lange Zeit ins Vergessen gestoßen werden.
    Nein, so hatte er sich sein »langes Leben« damals nicht vorgestellt. Natürlich hatte er jetzt sicher schon mehrere Lairds der Erbfolge »überlebt«, aber was hatte er selbst davon? Nichts! Er hatte in erinnerungsloser Dunkelheit dahinvegetiert und gewartet! Das nahm ihm den Triumph, es auch ohne die Erbfolge geschafft zu haben! Wer

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