0505 - Der japanische Geist
arbeiteten, die sich auf Gebieten hervortaten, die er nicht akzeptieren konnte.
»Ist gut«, sagte er nur.
Die Beretta und die Peitsche hatte Suko weggesteckt. Vorerst würde er diese Waffen nicht brauchen. Ebenso verhielt es sich mit dem Film. Es erübrigte sich eigentlich, daß Suko einen Blick auf den Streifen warf. Was er hatte wissen wollen, war ihm bewiesen worden.
Mit müden Schritten ging er zurück in den Flur und schaute auf die zerstörte Tür. Dahinter hatten sich die Hausbewohner eingefunden. Sie diskutierten.
Als Suko geduckt aus der Tür trat, verstummten ihre Gespräche.
Der Mann mit den aufgekrempelten Hemdsärmeln ging einen halben Schritt vor. »Haben Sie Ihre Kollegen erreicht?«
»Ja, die Mordkommission wird gleich hier sein.«
Der Dunkelhaarige nickte. »Darf man fragen, was sonst noch geschehen ist? Wir alle waren so überrascht, als wir den fürchterlichen Krach hörten.«
»Ich habe eine kleine Auseinandersetzung mit dem Killer gehabt.«
»Dann war er noch da?«
»Ja.« Suko lächelte knapp, als er die angespannten Gesichter der Männer und Frauen sah. »Auch an Sie hätte ich noch Fragen. Haben Sie zufällig gesehen, wohin sich der Mörder gewandt hat? Er durchbrach die Tür…«
»Nein, wir hörten nur den Krach«, erklärte eine Frau, schaute sich dabei um und sah das Nicken der anderen.
»Sie sind doch aus den Wohnungen gekommen.«
»Viel später«, meinte der Schwarzhaarige. »Da war schon alles vorbei, glaube ich.«
»Das muß wohl so gewesen sein.«
»Ist die Gefahr denn vorbei, Mister?« erkundigte sich eine junge Frau, die einen bequemen Hausanzug trug. »Ich bin mit meinen Kindern allein, mein Mann ist zur Nachtschicht und…«
Suko nickte ihr zu, wobei er noch lächelte. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Madam. Es ist alles klar. Der Mörder wird so schnell nicht zurückkehren.«
»Was macht Sie denn so sicher?« fragte noch jemand.
»Ich kenne den Fall.«
»Wann kommen Ihre Kollegen?«
»Es wird nicht mehr lange dauern.« Suko ging wieder zurück in die Wohnung. Er wollte die Ankunft noch abwarten und auch in Ruhe nachdenken.
Er hatte den Anfangsfaden einer Spur in der Hand gehalten, nun war er abgeschnitten. Suko wußte momentan nicht, wie sich der Fall weiterentwickeln würde. Ihm war allerdings bekannt, daß dieser Geist sich nicht allein aus einer feinstofflichen Materie zusammensetzte. Er bestand praktisch aus zwei Teilen, zum anderen war da noch dieser brandgefährliche Zombie-Samurai.
Shao hatte mit ihrer Warnung recht behalten. Dieses Wesen war mehr als gefährlich.
Und es war frei!
Suko dachte darüber nach, wo es wohl hingeflohen sein könnte und kam zu dem Entschluß, daß eigentlich nur wenige Anlauf stellen in Frage kamen.
Dr. Madson hatte ihm von dem Ringer Naginata und dessen Manager Igeno erzählt. Beide hatte der Arzt in Verdacht gehabt, daß sie mit dem japanischen Geist unter einer Decke steckten. Für Suko stand fest, daß sein nächster Besuch den beiden Männern galt. Er würde schon herausfinden, wo sie lebten.
Aus dem Flur hörte er Männerstimmen. Es waren die Kollegen der Mordkommission, die eintrafen. Angeführt wurde die Mannschaft von einem älteren Beamten, den Suko nur namentlich kannte. Er hieß McCann. Die beiden wechselten einige Worte miteinander.
Auch der zuständige Arzt hörte genau zu und untersuchte den Toten, als er erfuhr, daß Jack Madson wahrscheinlich erstickt war.
»Ja, eine andere Todesursache kann ich auch nicht feststellen«, erklärte er. »Wenigstens nicht auf die Schnelle«, schränkte er ein und fügte noch etwas hinzu. »Ich habe keine Würgemale entdecken können.« Er hob die Schultern. »Das ist mir unerklärlich…«
McCann und der Arzt schauten Suko an. »Ich könnte Ihnen eine Erklärung geben, Gentlemen, lasse es aber bleiben.«
Der Leiter der Mordkommission verzog die Lippen. »Ich verstehe schon. Es sind Dinge geschehen, die rational nicht erklärbar sind.«
»Eben.«
»Heften Sie sich an die Spur des Täters?«
Suko nickte. »Und ob«, sagte er.
Diese Antwort klang fast wie ein Schwur…
***
Igeno versteifte!
Ich rechnete mit dem Schuß, hockte noch immer auf der Couch, ohne eine Chance, mich rasch zu Boden werfen zu können, aber der Japaner drückte nicht ab.
Er kniete noch immer unbeweglich.
Es waren vielleicht zwei Sekunden vergangen, mir kamen sie viel länger vor, und erst jetzt reagierte Igeno.
Seine zusammengeketteten Hände sanken langsam dem Teppich entgegen.
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