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0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

Titel: 0509 - Ein Gehängter kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verzogen.
    Beinahe lässig hob er die Hand. »Hi, Mrs. Miller, was machen Sie denn hier?«
    Chrissy schüttelte den Kopf. »Nichts«, sagte sie schnell. »Eigentlich nichts, wirklich…«
    »Sie wollten mich besuchen?«
    »Nur nach dir schauen und nach Johnny.«
    Benny nickte. »Ja, er ist nicht da.«
    »Weißt du denn, wo er sich aufhält?«
    »Keine Ahnung. Er ist in das Haus hier gelaufen.«
    »Und wie bist du hergekommen?«
    »Meine Mutter brachte mich.« Er nickte wie ein Erwachsener, der durch diese Geste andeuten wollte, daß er ein Gespräch für beendet hielt.
    Dann veränderte sich sein Blick. Die Augen nahmen einen starren Ausdruck an. Er schaute auch an Chrissy vorbei, wahrscheinlich, um seine Mutter anzusehen.
    »Ist was?« fragte Chrissy.
    Sie bekam keine direkte Antwort, denn Benny sprach seine Mutter an. »Was willst du denn mit dem Messer, Mummy?«
    ***
    Ja, es war Johnny, daran gab es keinen Zweifel. Wir hörten ihn zwar, aber wir konnten ihn nicht sehen. Es kam uns vor, als wäre er meilenweit entfernt und gleichzeitig so nah, daß wir nur einen Arm auszustrecken brauchten, um ihn zu greifen.
    Paradox, aber es stimmte irgendwie.
    »Johnny!« Sheilas Stimme vibrierte und hörte sich völlig fremd an, als sie den Namen ihres Sohnes rief. »Ich habe ihn gehört.« Sie schaute uns abwechselnd an. »Ihr doch auch – oder?«
    »Sicher, Schatz!« erwiderte Bill. »Wir haben ihn auch gehört.«
    Ich nickte dazu. Natürlich konnte ich mitfühlen, was in den Eltern vorging. Mir fehlten die richtigen Worte für einen Trost. Wichtiger war jezt, herauszufinden, wo sich Johnny Conolly verborgen hielt.
    Seine Stimme hatte sich angehört, als wäre sie aus der Wand gedrungen. Dabei hatten wir nicht einmal feststellen können, aus welcher Richtung dies passiert war.
    Und die Wand war beschmiert mit diesen verdammten Satanssprüchen. Standen sie mit Johnny in einer unmittelbaren Verbindung?
    Sheila hatte sich wieder gefangen. Sie löste sich von ihrem Mann und schritt auf die Wand zu. Davor blieb sie stehen. Jetzt rief sie nach ihrem Sohn.
    »Johnny! Liebling, kannst du mich hören? Wenn ja, dann gib Antwort, bitte.«
    Sie wartete, sie zitterte, ihr Gesicht glich einer Maske, in die Angst und Erwartung eingemeißelt waren.
    Und Johnny schwieg…
    Die Wände schwiegen, die Umgebung war erstarrt. Selbst Nadine tat nichts. Sie hockte auf den Hinterläufen, hielt die Schnauze offen und hechelte leise.
    Sheila senkte den Kopf. Sie war verzweifelt. »Er will keine Antwort geben, Bill. Er will es einfach nicht. Dabei muß er mich gehört haben, ich habe das gespürt.«
    »Schon gut, Sheila, schon gut. Wir werden…« Was Bill wollte, wußte auch er nicht. Er warf mir einen hilfesuchenden Blick zu.
    Okay, auch ich hatte über eine Aktion nachgedacht. Die magische Kreide beispielsweise war mehr als wirksam gewesen, aber das Kreuz würde stärker sein.
    Durfte ich es auch einsetzen? Wenn es seine gesamte Kraft entfaltete, konnte viel zerstört werden.
    »Sag du was, John!« keuchte mein Freund. »Ich… ich bin im Augenblick zu befangen. Es geht um meinen Sohn, um Johnny. Er ist derjenige, der vielleicht …« Er sprach die nächsten Worte nicht mehr aus, sie waren einfach zu schwer.
    »Jedenfalls lebt er noch!« versuchte ich es mit einem kleinen Trost.
    »Das ist viel wert.«
    »Bist du dir da sicher?« fragte Sheila.
    »Ja!«
    »Es kann doch auch sein Geist gewesen sein, der da nach uns gerufen hat.«
    Ich hob die Schultern. »Wenn wir jezt anfangen zu spekulieren, stehen wir morgen früh noch hier. Wir müssen Johnny herausholen, wie auch immer.« Mein Blick streifte die Wölfin. »Möglicherweise kann sie uns helfen.«
    »Wie sollte sie das?«
    Ich kümmerte mich nicht um Bills Frage und ging auf das Tier zu.
    Das Licht aus Bills Lampe begleitete mich, auch ich hielt meine Leuchte eingeschaltet.
    Nadine hockte ruhig am Boden. Für meinen Geschmack sogar ein wenig zu ruhig. Wenn sich ihr Schützling Johnny in großer Gefahr befand, mußte sie mehr Aktivitäten zeigen.
    Ich beugte mich zu ihr herab. Sie hob gleichzeitig den Kopf an.
    Kluge, menschliche Augen blickten mich an. Mein Lächeln fiel gequält aus, als ich sie streichelte. Dann sprach ich mit ihr. Hundertprozentig sicher, ob sie mich verstand, war ich mir nicht. Doch Nadine zählte zu den außergewöhnlichen Tieren, die mit bestimmten Befähigungen ausgerüstet waren. In ihr steckte die Seele eines Menschen, das erkannte niemand, der sie anschaute.
    »Johnny!«

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