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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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haben«, gestand er. »Aber ich habe auch nichts gesagt«, fügte er schnell hinzu. »Habe ich etwa erwähnt, daß ich lieber Junggeselle bleiben würde, oder daß Joe Bray mir mit seiner Forderung das Leben verdorben hat? Habe ich Sie etwa auf den Knien angefleht, mir einen Korb zu geben? Heraus mit der Sprache, Joan Bray!«
    Sie schüttelte belustigt den Kopf.
    »Gesagt haben Sie zwar nichts, aber Sie haben sich zu einer Vogelscheuche herausstaffiert -«
    »Und entsetzlich abstoßend gemacht?« fragte er hoffnungsvoll.
    Wieder schüttelte sie den Kopf.
    »Nicht genug. Ich werde Sie trotzdem heiraten. Ich nehme an, Sie haben mich verstanden?«
    Sein Gesicht hatte sich so verdüstert, daß es ihr einen Stich versetzte.
    »Ich würde Sie natürlich nicht heiraten wollen«, fügte sie herb hinzu, »wenn es nicht einen besonderen Grund dafür gäbe!«
    »Der alte Narth hat Sie dazu gezwungen«, meinte er.
    »Genauso, wie der alte Bray Sie dazu gezwungen hat!« antwortete sie schlagfertig. »Das ist eine verrückte Situation, und sie wäre beinahe tragisch, wenn sie nicht auch so lächerlich wäre. Ich weiß nicht, was noch geschehen wird, aber einen Wunsch könnten Sie mir erfüllen.«
    »Und der wäre?«
    »Gehen Sie zum Friseur und lassen Sie diesen schauderhaften Bart abrasieren. Ich möchte wissen, wie Sie wirklich aussehen!«
    Er seufzte schwer.
    »Dann sitze ich in der Falle. Denn wenn Sie erst einmal mein Gesicht gesehen haben, werden Sie mich nie wieder freigeben. Ich war der bestaussehende Mann Chinas.«
    Er streckte ihr die Hand entgegen.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte sie einfach und brach in ein erlöstes Gelächter aus. Sie lachte noch immer, als sie den Weg zu ihrem Haus einbog und dem mißtrauisch dreinblickenden Mr. Narth begegnete.

9
    »Was erheitert dich denn so?« fragte Stephen Narth mürrisch, der in diesem Augenblick Grund hatte, alles andere als heiter zu sein.
    »Ich habe mich gerade unterhalten, mit meinem - Verlobten.« Stephens Gesicht klärte sich auf.
    »Oh, der wilde Mann!« lächelte er breit.
    Er hielt einen Brief in der Hand. Die Morgenpost wurde in Sunningdale sehr früh zugestellt.
    »Joan, ich möchte, daß du heute in die Stadt kommst - zum Lunch.«
    Diese Einladung kam überraschend; wenn sie sonst in die Stadt fuhr, mußte sie allein speisen.
    »Ein kleiner Lunch in meinem Büro«, sagte er linkisch. »Du sollst einen meiner Freunde dabei kennenlernen, - ein brillanter Bursche, hat in Oxford Examen gemacht und so weiter.«
    Stephen Narths Benehmen war noch ungewöhnlicher als seine Worte. Er sah so elend aus, daß sie gern gewußt hätte, warum er so verstört war.
    »Wird Letty mitkommen?« wollte sie wissen.
    »Nein, nein«, wehrte er ab. »Nur du und ich - hm - und mein Freund. Ich nehme an, daß du nicht diese dummen Vorurteile gegen Ausländer hast?«
    »Ausländer? Warum? Nein! Wollen Sie sagen, daß er kein Europäer ist?«
    »Ja.« Mr. Narth räusperte sich. »Er ist Asiate, genauer gesagt Chinese. Und er ist ein unerhört wichtiger Mann in seinem Land, meine Liebe, Mandarin oder Gouverneur oder so etwas, und ein vollkommener Gentleman. Sonst würde ich dich auch gar nicht bitten, ihn zu treffen.«
    »Aber warum, Mr. Narth...«
    »Er heißt Grahame St. Clay und hat große Handelsinteressen sowohl in seinem Land als auch im Ausland.«
    Grahame St. Clay? Wo hatte sie nur diesen Namen schon gehört? Joan konnte sich im Augenblick nicht daran erinnern. Sie fragte noch, wann sie zum Lunch erscheinen sollte, dann ging sie ins Haus. Seltsam, dachte Joan, daß ausgerechnet sie als Gast geladen und daß Narth so ängstlich bemüht war, sie mit seinem Bekannten zusammenzubringen. Sie hatte diesen Namen vorher doch schon gehört. Es fiel ihr aber nicht mehr ein.
    Etwas erleichtert von seinen Sorgen, ging Mr. Narth in die Bibliothek zurück und las den Brief noch einmal. Dies war die erste Konsequenz seiner Anleihe, und er bedauerte schon, ein Geschäft gemacht zu haben, das einem Chinesen das Recht gab, ihn mit ›Mein lieber Narth‹ anzureden. Der Brief enthielt nur wenige Zeilen in einer makellosen Handschrift:
    ›Nach unserer heutigen Begegnung habe ich erfahren, daß Ihre Nichte, Miss Joan Bray, sich mit Clifford Lynne verlobt hat, den ich oberflächlich kenne. Ich wäre sehr erfreut, die Bekanntschaft dieser jungen Dame machen zu dürfen, und bitte Sie, einen gemeinsamen Lunch zu arrangieren. Wählen Sie selbst Zeit und Ort und geben Sie mir telefonisch Antwort, sobald

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