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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schlagen.
    Nachdem er das Tor sorgsam hinter sich geschlossen hatte, leuchtete er mit seiner Blendlaterne die Wand entlang und fand bald darauf den elektrischen Schalter. Ohne Zögern drehte er das Licht an. Sofort leuchteten zwei elektrische Lampen auf, die von massiven Pfosten aus Bronze getragen wurden.
    Der Raum war lang und schmal und hatte eine niedrige Decke. Die rauhen Betonwände, die einstmals die Sprengstoffe bewahrt hatten, waren jetzt mit roter Seide bespannt, in die chinesische Sprüche eingestickt waren. Die Wandbespannungen wechselten mit Pilastern ab, die anscheinend aus gehämmertem Gold bestanden. Der Steinboden war mit leuchtend farbigen Fliesen belegt, und an drei Seiten des Raumes zog sich der breite Streifen eines dunkelblauen Teppichs hin. Aber das beachtete Lynne im Augenblick kaum, seine Aufmerksamkeit richtete sich auf einen länglichen Marmoraltar, der am anderen Ende des Raumes stand. Dahinter, auf einem steinernen Unterbau, befand sich das Symbol der Geheimgesellschaft: zwei goldene Hände, die in Freundschaft ineinandergeschlungen waren. Sie waren an einem rotlackierten Pfosten befestigt, der mit goldenen Inschriften bedeckt war.
    Clifford nahm sich Zeit, die Inschriften zu lesen. Sie waren von bewundernswertem Inhalt und ermahnten zur Tugend und Ahnenverehrung. Unter den Händen stand ein goldener Sessel auf einer kleinen Estrade, die mit einem purpurroten Teppich verkleidet war. Als Lynne näher kam, bemerkte er glitzernde Lichter, die vom Altar sprühten, und erstaunt erkannte er, daß die Ränder mit Diamanten besetzt waren.
    Er streckte die Hand aus, um die glänzenden Edelsteine zu berühren, als plötzlich die Lichter im Raum erloschen. Clifford fuhr herum und zog blitzschnell seinen Revolver.
    Mit schwirrendem Ton sauste etwas an seiner Wange vorbei. Er hörte den Aufprall eines Messers, das gegen die Wand fuhr und dann zu Boden fiel. Ein zweites Messer flog hinterher. Clifford feuerte zweimal in Richtung der Tür. Er hörte ein Stöhnen, das aber plötzlich verstummte, so, als ob kräftige Hände den Mund des Getroffenen geschlossen hätten.
    Tiefes Schweigen herrschte. Nur das Gleiten bloßer Füße auf dem Boden ließ die Gegenwart seiner Angreifer erkennen.
    Clifford rollte vornüber und setzte sich hin. Im Nu hatte er seine Schuhe ausgezogen, knotete die Schnürriemen zusammen und hängte sie um den Hals. Dann erhob er sich geräuschlos und tastete sich an dem Teppich entlang. Seine Ohren lauschten angestrengt, um auch den leisesten Ton aufzufangen.
    »Klick!«
    Da stieß Stahl gegen den plattenbelegten Fußboden. Sie suchten ihn mit ihren bloßen Schwertern. Wie viele waren es?
    Weniger als ein Dutzend, überlegte er, denn sie hatten das Licht nicht wieder angemacht. Eine größere Streitmacht hätte sich seinem Revolver entgegengestellt. Clifford tastete die Sesselreihe entlang, die nach einigen Metern links abbog. Er bewegte sich jetzt mit größter Vorsicht auf die Tür zu.
    Er verharrte und lauschte. Jemand atmete tief, ihm gerade gegenüber: wahrscheinlich der Torwächter. Da kam Clifford ein Gedanke. Die Chinesen haben eine besondere Art zu flüstern ein tiefer, zischender Ton, nicht lauter als das Seufzen des Nachtwindes.
    »Geht zu den Händen - alle!« flüsterte er. Er sprach im Dialekt von Yünnan, und er hatte Erfolg. Das tiefe Atmen vor ihm verschwand, und Clifford bewegte sich verstohlen auf die Tür zu, bei jedem Schritt verharrend und lauschend.
    Der Teppich endete unversehens; seine Finger berührten die seidene Bespannung und dann die bloße Wand. Im nächsten Augenblick war er durch die offene Tür und eilte die Stufen hinauf. Da erkannte er gegen den Nachthimmel die Gestalt eines Mannes in vornübergeneigter, lauernder Haltung.
    Clifford holte tief Atem, dann war er mit zwei Schritten oben.
    »Keine Bewegung, sonst schieße ich!« raunte er und drückte die Mündung seiner Waffe gegen einen dickwattierten Rock.
    Der Mann fuhr zurück, faßte sich aber sofort. Clifford hörte ein Lachen, das er kannte.
    »Nicht schießen, Mr. Lynne! Sie itur ad astra! Aber ich ziehe einen anderen Weg zur Unsterblichkeit vor!«
    Im Licht seiner Taschenlampe erkannte Clifford ihn. Er trug einen langen Rock, der bis zu den Füßen herabreichte und auf dem Kopf die runde Kappe des Mandarins.

13
    Clifford hörte das Tappen nackter Füße auf den Treppenstufen und wandte sich sofort mit erhobenem Revolver um.
    »Rufen Sie Ihre Hunde zurück, Fing Su!« befahl er.
    Der andere

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