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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Aber es gab eine Schranke zwischen ihnen, die niedergerissen werden mußte... Für einen Augenblick erschrak sie vor der Aussicht auf diese kaltblütig beschlossene Heirat.
    Joan stand vor der halbgeöffneten Haustür, als sie Cliffords schnellen Schritt auf dem Kies hörte. Sie vergewisserte sich, daß die Schlüssel in ihrer Handtasche waren, schloß leise die Tür hinter sich und ging ihm entgegen.
    Plötzlich stand sie geblendet in einem hellen Lichtkreis.
    »Tut mir leid!« hörte sie Cliffords Stimme, »ich mußte mich überzeugen, daß Sie es wirklich sind.« Er machte seine Taschenlampe wieder aus.
    »Wer hätte es denn sonst sein sollen?« fragte Joan verwundert, als sie mit ihm fortging.
    »Wer weiß!«, war die unbefriedigende Antwort.
    Ihr Arm schlüpfte wie selbstverständlich unter den seinen, und Clifford erklärte: »Ich bin von Natur aus vorsichtig, ja sogar mißtrauisch, und das Leben hier im ländlichen England scheint mir unheimlicher zu sein als in den verrufenen Gegenden Honans. Sehen Sie, drüben weiß man, woran man ist - entweder man hat Frieden oder Krieg mit seinen Nachbarn. Aber in England können Sie die ganze Zeit mit jemand im Krieg leben und haben keine Ahnung davon. Wir wollen lieber auf der Mitte der Straße gehen - Sie haben doch keine Angst, nicht wahr?« fragte er schnell, und Joan lachte.
    »Ich habe unbegrenztes Vertrauen zur Polizei«, versicherte sie ernsthaft.
    Sie hörte ihn kichern.
    »Ja, die Polizei, die ist ganz in Ordnung, besonders wenn es sich um bekannte Verbrecher handelt. Aber Fing Su ist nicht als Krimineller bekannt, er ist eine höchst respektable Persönlichkeit. - Wir müssen hier rechts einbiegen.«
    Das hätte er gar nicht zu sagen brauchen, denn Joans Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, und sie konnte den Weg nach Slaters Cottage schon erkennen. Was früher eher eine holprige Wagenspur gewesen war, hatte sich nun in eine glatte Straße verwandelt. Ein paar Meter weiter erhob sich eine große Bogenlampe.
    »Ja, wir haben alles modernisiert«, erklärte Clifford, als sie ihr Erstaunen über diese Erneuerung ausdrückte. »Nur der Böse liebt die Finsternis. Ich als tugendhafter Mensch sehe diese Tausendwattlampe als leuchtendes Zeichen meiner Redlichkeit an.«
    Plötzlich blieb er stehen, und auch Joan mußte notgedrungen anhalten.
    »Ich habe Ihnen neulich auf den Kopf zugesagt, daß Narth Sie erpreßt, und Sie konnten es nicht ableugnen. Vor ein paar Tagen habe ich entdeckt, womit er Sie in der Hand hat. Ihr Bruder hatte in Narths Firma Geld unterschlagen und wollte damit außer Landes flüchten. Dabei ist er ums Leben gekommen. Stimmt das?«
    »Ja«, flüsterte Joan.
    »Also, das war es«, seufzte Clifford erleichtert auf, und Joan fragte sich verwundert, was er denn sonst wohl vermutet habe.
    Sie setzten ihren Weg fort, und Clifford begann wieder: »Hat er nicht auch zu Ihnen gesagt: ›Nach allem, was ich für dich getan habe?‹ Nun, ich bin froh darüber, denn sonst wäre ich glatt von Ihnen abgewiesen worden.«
    Cliff sagte dies so einfach und aufrichtig, daß sie fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen schoß. Nach einer kleinen Weile fragte Joan: »Ist Ihr Freund schon angekommen?«
    »Ja«, meinte er kurz, »vor einer Stunde, er -« Clifford verschluckte einen Fluch.
    »Man könnte glauben -«, fing sie an, aber er umklammerte plötzlich ihren Arm.
    »Nicht sprechen!« befahler flüsternd.
    Joan sah, wie er den Weg zurückspähte, den sie eben gekommen waren. Angestrengt lauschend streckte er den Kopf vor, und ihr Herz begann heftig zu schlagen. Dann führte er sie ohne ein Wort auf die Seite der Straße und schob sie hinter den Stamm einer riesigen Tanne.
    »Bleiben Sie hier stehen!« raunte er ihr zu.
    Gleich darauf war Clifford verschwunden. Geräuschlos schlich er über den Nadelteppich von Baum zu Baum. Joan starrte hinter ihm her, sie konnte aber nur den blassen Abendhimmel erkennen, gegen den sich die Zweige der Tannen scharf abhoben. Der Reflex des Himmels in einer Wasserlache neben dem Fahrweg sah aus wie ein matter Spiegel. Im allgemeinen war Joan nicht nervös, aber jetzt fühlte sie doch ein Zittern in den Knien, und ihr Atem ging schneller. Nach kurzer Zeit tauchte Cliff wieder aus der Dunkelheit auf.
    »Es war nichts«, berichtete er, aber er sprach immer noch ganz leise. »Ich hatte angenommen, daß uns jemand folgt. Morgen werde ich diese Bäume auch noch umlegen lassen, sie geben zu gute Deckung.«
    In diesem Augenblick

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