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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schwirrte etwas mit einem zischenden Ton an ihnen vorbei, dann gab es einen dumpfen Aufschlag und Schweigen. Cliff stieß ein paar Worte in einer fremden Sprache hervor, ging zurück und riß etwas aus einem Baumstamm.
    »Ein Wurfmesser«, flüsterte er. »Ich sage Ihnen, diese Yünnan-Mörder sind verdammt zielsicher, diese Teufel können im Dunkeln sehen! Wo ist die nächste Polizeistation?«
    Joan versuchte, sich zusammenzunehmen: »Die Patrouille kommt erst in einer Stunde vorbei.«
    »So so, nicht vor einer Stunde«, meinte er lebhaft. »Die Vorsehung ist auf meiner Seite!«
    Er nahm einen Gegenstand aus seiner Tasche - bei dem schwachen Licht sah er aus wie ein dicker silberner Zylinder; Joan sah, wie er ihn auf den Lauf einer langen, schwarzen Pistole schob.
    »Man muß nicht gerade die Nachbarn alarmieren«, murmelte er, schlüpfte von ihrer Seite und verschwand wieder in der Finsternis.
    Joan wartete, ihr Herz schlug bis zum Hals. Dann plötzlich:
    ›Plopp!‹
    Der Schrei, der darauf folgte, kam zu ihrer Bestürzung aus unmittelbarer Nähe. Dann hörte sie Schritte auf dem Kiesweg, die rasch leiser und leiser wurden. Als nichts mehr zu hören war, kam Clifford zurück und nahm den Schalldämpfer von der Pistole.
    »Ich habe ihn erwischt, aber nicht schlimm«, sagte er. »Ein Glück, daß ich ihn nicht getötet habe, denn dann hätte ich ihn im Wald begraben müssen und damit einen Skandal riskiert. -Oder ich hätte die Polizei verständigen müssen, und das wäre natürlich eine Riesensensation für die Zeitungen geworden.«
    »Aber verwundet haben Sie ihn?«
    »O ja, ich habe ganz gut getroffen«, warf er leicht hin; »vermutlich war der Kerl allein.«
    Wieder nahm Cliff ihren Arm, und sie gingen nun schnell den Fahrweg entlang nach Slaters Cottage. Das Haus schien ausgestorben, hinter den geschlossenen Fensterläden war kein Lebenszeichen zu erkennen, und selbst der Schall der gedämpften Explosion schien den Gast Clifford Lynnes nicht neugierig gemacht zu haben.
    Lynne stand fast eine Minute wartend und lauschend vor der Haustür.
    »Anscheinend war es tatsächlich nur ein einziger Mann«, meinte er dann mit einem kleinen Seufzer der Erleichterung, »vermutlich ein Spion, der im Dunkeln eine kleine Zielübung veranstaltet hat. Sie haben sich doch nicht gefürchtet?«
    »Doch«, bekannte Joan, »ich habe schreckliche Angst gehabt.«
    »Das sieht mir ähnlich! Ich könnte mich selbst dafür hassen, daß ich Sie in Gefahr gebracht habe, aber ich hatte nicht geglaubt, daß die Halunken jetzt schon kommen würden!«
    Clifford schloß die Tür auf, und sie traten in einen engen Gang. Als er das Licht eingeschaltet hatte, sah sie, daß zwei Türen von hier abgingen, eine zur Rechten und eine zur Linken. Clifford drückte die Klinke der linken Tür nieder und öffnete.
    Das Zimmer war groß und elegant möbliert. Vor dem lodernden Holzfeuer im Kamin saß ein stattlicher Mann. Sie schätzte sein Alter auf etwa sechzig Jahre. Über einem Paar sorgfältig gebügelter Beinkleider trug er einen weiten, roten Hausmantel, unter dem ein weißes Oberhemd hervorschaute. Als die Tür sich öffnete, drehte er sich um, nahm seine kurze Pfeife aus dem Mund und schaute auf den Besuch.
    »Begrüße Miss Joan Bray«, sagte Clifford kurz.
    Der korpulente Mann erhob sich schwerfällig, und Joan fand, daß auf seinem runden Gesicht der Ausdruck eines eingeschüchterten Schulbuben lag, der bei einem Streich erwischt wurde.
    »Nun, Joan«, knurrte Clifford grimmig, »möchte ich Sie mit einem Ihrer Verwandten bekannt machen. Darf ich Ihnen den verstorbenen Joe Bray vorstellen, der in China tot war und in England wieder lebendig geworden ist!«

18
    Joan konnte nur sprachlos auf ihn starren. Joe Bray! Sie wäre nicht bestürzter gewesen, wenn sie einen Geist gesehen hätte.
    Joe schaute Clifford schuldbewußt an.
    »Hab doch ein Herz, Cliff!« flehte er, »hab doch ein Herz!«
    »Ich habe ein Herz und außerdem habe ich auch einen Kopf, und darum bin ich im Vorteil, du närrischer alter Verschwörer!«
    Joe Bray blinzelte von Clifford zu Joan.
    »Laß mich erklären -«, begann er laut.
    »Setz dich hin!« Clifford wies auf den Sessel. »Ich habe deine Geschichte nun schon sechsmal gehört, das genügt mir.« Er wandte sich Joan zu: »Dies ist der leibhaftige Joe Bray von der Yünnan-Gesellschaft, Joan. Sollten Sie an irgendwelche Gedächtnisfeierlichkeiten gedacht haben, können sie diese getrost wieder absagen.«
    »Laß mich doch

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