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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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verstehen.
    »Romantisch und phantastisch«, hatte Clifford den alten Mann genannt, und sie durchschaute nun die ungeschickte Intrige, die die gegenwärtige verwickelte Situation geschaffen hatte. Joe hatte seinen eigenen Tod vorgetäuscht, um einen Mann, den er liebte, zu einer Heirat mit einem Mitglied seiner eigenen Familie zu zwingen, und es war beinahe tragisch, zu denken, daß ›die Familie‹ hauptsächlich nur in seiner Einbildung bestand. Er kannte Stephen Narth nur dem Namen nach und hatte ihm Wohltaten erwiesen. Er mußte auch von Stephens Töchtern gehört haben, aber die Existenz Joans war ihm gewiß völlig unbekannt.
    »Weiß Mr. Narth, daß Sie« - sie brachte es nicht fertig, zu sagen ›am Leben sind‹, sondern fuhr statt dessen fort - »nach England gekommen sind?«
    Joe schüttelte den Kopf, und statt seiner antwortete Clifford.
    »Nein, Narth soll es noch nicht wissen. Joe bleibt einen oder zwei Tage hier bei mir, bis die Dinge sich weiterentwickelt haben. Und vor allen Dingen, Joan, darf es Fing Su nicht erfahren. Dieser leichtgläubige Chinese zweifelt nicht daran, daß Joe gestorben ist. Im Augenblick konzentriert er alle seine Anstrengungen darauf, die eine Gründeraktie in die Hand zu bekommen, die ihm die Kontrolle über die Gesellschaft geben würde.«
    »Er würde tatsächlich damit die ganze Gesellschaft beherrschen?« fragte Joan überrascht.
    Clifford nickte.
    »Es klingt zwar absurd, ist aber leider eine Tatsache«, erklärte er ernst. »Wenn Fing Su diese Aktie bekäme, könnte er mich ausschalten. Er würde die Leitung der Gesellschaft an sich reißen - und obwohl er gesetzlich natürlich dazu verpflichtet wäre, den Gewinn ehrlich mit den gewöhnlichen Aktionären zu teilen, würde er in Wirklichkeit eine Summe von mehr als zehn Millionen Pfund für seine eigenen Zwecke verwenden.«
    Sie machte eine hilflose Gebärde.
    »Aber er hat doch sicher keine Möglichkeit, diese Aktie zu erwerben?«
    Cliffords Gesicht war tiefernst.
    »Es gibt nur eine Methode, womit Fing Su sein Ziel erreichen kann. Aber ich hoffe zuversichtlich, daß er sie nicht anwenden wird.«
    Er gab keine weiteren Erklärungen und verschwand gleich darauf in der Küche, um Kaffee zu machen. Joan blieb mit Joe Bray allein zurück, ein Zustand, der einige Peinlichkeit versprach, denn Joe schloß sorgfältig die Tür hinter seinem Partner.
    »Wie gefällt er Ihnen?«, dämpfte er seine rauhe Stimme zu einem Flüstern, und setzte sich ihr gegenüber wieder in seinen Sessel.
    Diese Frage war ihr nicht gerade angenehm, und sie antwortete - harmlos, wie sie dachte -: »Er ist sehr nett.«
    »Jaa.« Joe Bray kratzte sich am Kinn. »Cliff ist ein guter Kerl. Ein bißchen hart zu anderen Leuten, aber wirklich ein guter Junge.« Er sah sie strahlend an. »Jetzt gehören Sie also zu uns -das ist fein! Sie sind genau die Art von Mädchen, wie ich es gehofft habe. Wie sind denn die anderen?«
    Joan wurde der peinlichen Antwort enthoben, da er gleich weitersprach:
    »Ja, Cliff ist hart! Ich finde zum Beispiel, daß ein Tropfen Gin noch niemand geschadet hat, ganz im Gegenteil, er ist gut für die Gesundheit. Aber Cliff kann es einfach nicht leiden, wenn Flaschen auf dem Tisch herumstehen.«
    Joan folgerte ganz richtig daraus, daß Joe Bray nichts gegen volle Flaschen einzuwenden hatte.
    »Ja, junge Dame, ich bin sehr froh, daß er Sie genommen hat«
    »Um genau zu sein, Mr. Bray, ich habe ihn genommen«, lachte Joan, und Joe Bray sperrte seine Augen weit auf.
    »Ach, so ist das? Nun, er ist wirklich kein schlechter Kerl. Ein bißchen zu schnell mit dem Schießeisen, aber er ist eben noch jung, und da ist man schnell bereit, jemand umzubringen. Sie werden eine Menge Kinder haben, daran zweifle ich nicht im mindesten.«
    Glücklicherweise kam in diesem Augenblick Clifford Lynne zurück. Er trug ein funkelnagelneues Silbertablett mit einer ebenso neuen silbernen Kaffeekanne und silbernen Tassen. Er hatte eben alles auf den Tisch gestellt, als ein schwaches Knacken zu hören war. Der Laut folgte so unmittelbar dem Geräusch, das Clifford durch das Absetzen des Tabletts verursachte, daß Joan gar nichts wahrgenommen hatte. Sie sah nur, wie Cliff nach den Fenstern blickte, vor denen die Läden fest geschlossen waren. Er hob die Hand zum Zeichen, daß sie schweigen sollten.
    »Was ist los, Cliff?« Der alte Mann sah plötzlich ganz verstört aus.
    Clifford zog den Vorhang zurück, und zum erstenmal sah Joan jetzt die mit eisernen Läden

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