Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
um ihn anzuspornen.«
    Clifford lachte kurz auf.
    »Meiner Meinung nach brauchte er keinen Ansporn«, versicherte er, »Fing Su ist ein Charakter, wie es ihn nur einmal unter Millionen von Menschen gibt und wie er nur dann und wann in der Geschichte auftaucht. Napoleon war so einer, Herodes, es gibt nur wenige.«
    »Und was ist mit George Washington?« fragte Mr. Bray, der bemüht war, die Unterhaltung in historische Bahnen zu lenken.
    »Wer auch immer dafür verantwortlich sein mag, das Unglück ist geschehen.« Clifford sah auf seine Uhr. »Hast du schon einmal Vogelnester ausgehoben, Joe?«
    »Als Junge schon«, brüstete sich Joe, »und nur wenige waren mir dann über.«
    »Nun, wir werden heute nacht losgehen und ein schwimmendes Nest des Gelbvogels inspizieren«, schloß Clifford die Unterhaltung.

22
    Mr. Narth fuhr mit der Eisenbahn in die Stadt, da er sein Auto gerade in Reparatur gegeben hatte. Auf dem Bahnsteig kaufte er eine Zeitung, obwohl ihn die Überschrift nicht besonders interessierte. »Der >Bund der Freudigen Hände< steht hinter den chinesischen Unruhen.« Mr. Narth konnte sich nicht mehr daran erinnern, von diesen >Freudigen Händen< gehört zu haben, und so dachte er auch nicht darüber nach. Der Name schien ihm etwas seltsam zu sein.
    Narth hatte überhaupt keine Ahnung von China, ausgenommen, daß dort jemand ein fabelhaftes Vermögen gemacht hatte, gestorben war und diesen Reichtum Mr. Narth zukommen ließ. Er rühmte sich, nur ein Geschäftsmann zu sein, und er war sogar noch stolz auf seine Unwissenheit in Bezug auf alle anderen Dinge, die nicht mit dem Geschäft zusammenhingen. Narth hatte überhaupt kaum andere Interessen, außer, daß er mittelmäßig Golf spielte - aus diesem Grund war er nach Sunningdale gezogen -, und daß er in der romantischen Zeit seines Lebens eine heimliche Wohnung in Bloomsbury unterhalten hatte.
    Gerade herausgesagt, er war labil, er gab es sich selbst auch zu. Er hatte ein leidenschaftliches Verlangen, auf bequeme Weise Geld zu machen, und als er das Geschäft seines Vaters erbte, schien es zunächst, daß er auf anständige Art reich werden könnte. Dann entdeckte er, daß Geld nur dann zufloß, wenn man - selbst mit den ältesten und besten Geschäftsverbindungen - die Kanäle und Schleusen rein von Schmutz hielt. Man mußte entweder durch ständige Reklame nachhelfen oder sich mit eisernem Fleiß in die Arbeit stürzen. Wenn man sich aber damit begnügte, in seinem bequemen Bürostuhl zu sitzen und auf das Geld zu warten, dann strömte das Kapital nicht mehr in die eigenen Geldschränke, sondern in diejenigen der Konkurrenz. Narth hatte sich schon so weit mit dem Geschäftsleben vertraut gemacht, daß er einige kürzere Wege entdeckt hatte, schnell zu Geld zu kommen. Die Erkenntnis aber, daß die meisten dieser verführerischen Nebenstraßen in den Sumpf führten, kam leider zu spät. Dennoch stand er mit den Chefs der großen Finanzhäuser in guten Beziehungen, da seine Beurteilung der Geschäftslage - abgesehen von seinen eigenen Transaktionen - fast immer richtig war.
    Von Waterloo Station fuhr Stephen Narth zu dem Hotel, in dem er gewöhnlich abstieg, wenn er in London blieb. Der Hoteldiener nahm ihm den Anzug ab, den er zu der Zeremonie am Abend tragen wollte. Stephen hatte sich heimlich über Fing Su lustig gemacht, als der auf dieser Kleidung bestand.
    »Frack und weiße Binde, also großer Abendanzug«, hatte Fing Su angeordnet. »Die Aufnahmefeierlichkeit wird Sie interessieren - sie vereinigt modernes Zeremoniell mit uralten Gebräuchen.«
    Narth bestellte Tee auf sein Zimmer, und kaum hatte der Diener serviert, als Major Spedwell erschien. Sein neuer Bundesbruder begrüßte ihn mit der Frage:
    »Was war letzte Nacht los?«
    Stephen Narth schüttelte nervös den Kopf.
    »Ich weiß es nicht. Es war ein ungeheuerlicher Plan von Fing Su. Ich - ich hätte ihm beinahe die ganze Sache vor die Füße geworfen.«
    »So, hätten Sie?« Der Major ließ sich in den einzigen Lehnstuhl fallen, der im Zimmer stand. »Nun, ich würde an Ihrer Stelle das alles nicht zu ernst nehmen. Dem Mädchen sollte ja nichts passieren. Fing Su hatte alles bestens vorbereitet. Er wollte sie an einen Ort bringen lassen, wo sie von weißen Frauen betreut worden wäre und wo es ihr an nichts fehlen sollte.«
    »Aber warum in aller Welt -«, begann Narth.
    Spedwell machte eine ungeduldige Bewegung.
    »Er hat schon seinen Grund, er will einen Hebel bei Clifford Lynne

Weitere Kostenlose Bücher