Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
»Sie elender Wicht!« Er stieß diese Worte fast flüsternd hervor. »Ich will Ihnen etwas sagen, Narth. Wenn diesem Mädchen etwas angetan wird, solange es sich noch in Ihrem Haus und unter Ihrer Obhut befindet, werden Sie keine Gelegenheit mehr finden, sich der Erbschaft Joe Brays zu erfreuen, auf die Sie hoffen. Ich werde Ihren gelben Freund töten - das weiß er, nicht wahr? Und wenn er es noch nicht weiß, so können Sie es ihm sagen. Hören Sie gut zu, Narth - ich bin zu allem entschlossen: Todesdrohungen werden oft von Schwächlingen ausgestoßen, die nicht mit ansehen können, wenn einem Huhn der Hals umgedreht wird. Aber ich habe Männer getötet, gelbe und weiße, und ich werde nicht mit der Wimper zucken, wenn ich auch Sie zur Hölle schicken werde. Lassen Sie sich das durch den Kopf gehen! Joan wird nicht mehr lange bei Ihnen sein, aber in dieser Zeit sorgen Sie dafür, daß sie in Sicherheit ist!«
    Jetzt hatte Stephen Narth seine Stimme wiedergefunden.
    »Das ist eine Lüge, eine infame Lüge!« schrie er. »Warum hat Joan mir denn nichts davon erzählt? Ich weiß von nichts.
    Denken Sie denn, ich würde Fing Su erlauben, Joan wegzuschleppen -«
    »Ich habe doch gar nicht gesagt, daß es Fing Su war«, unterbrach ihn Clifford blitzschnell. »Woher wissen Sie, daß Fing Su dahintersteckt?«
    »Na schön, also Chinesen -«
    »Ich habe nicht einmal gesagt, daß es Chinesen waren. Sie haben sich selbst überführt, Mr. Stephen Narth! Ich habe Sie vorhin gewarnt, und ich warne Sie noch einmal! Fing Su hat Sie mit fünfzigtausend Pfund gekauft - aber Sie hätten sich da wieder herausdrehen können, denn Sie sind ja von Natur aus ein Rechtsverdreher. Doch er wird Sie mit noch viel festeren Ketten an sich binden als nur mit Geldverpflichtungen. Beinahe wäre es ihm schon letzte Nacht geglückt. Nun wird er es noch vor Ende der Woche tun - wie, wann und wo, das weiß ich noch nicht.« Lynne schwieg einige Sekunden, dann schloß er: »Das ist alles, was ich Ihnen zu sagen habe«, und ging an dem erstarrten Narth vorbei in die Halle.
    Er war schon die Auffahrt hinunter, als er hörte, wie Stephen ihm nachrannte. Clifford drehte sich um und sah Narth wild gestikulieren. Er tobte vor Wut und stieß unzusammenhängende Sätze heraus:
    »... Niemals werden Sie Joan heiraten... Haben Sie gehört? Ich schere mich den Teufel darum, ob Sie Joe Brays Vermögen bekommen. Eher soll das Mädchen sterben...«
    Cliff ließ ihn rasen, bis er keine Luft mehr hatte.
    »Also haben Sie in der letzten Nacht Fing Su doch gesehen? Was für ein Angebot hat er Ihnen gemacht?«
    Stephen glotzte ihn an, dann rannte er wie ein Besessener ins Haus zurück, als ob er fürchtete, daß diese durchbohrenden Augen seine geheimsten Gedanken enträtseln könnten.
    »Es wird noch eine Menge Scherereien geben, Joe, und da du die ganze Geschichte angerührt hast, hoffe ich, daß auch du deinen Teil davon abbekommst!«
    Joe Bray schlummerte vor einem unnötigen Kaminfeuer, denn der Tag war warm. Seine Hände ruhten gefaltet auf dem Bauch, und bei den heftigen Worten Cliffords schreckte er auf.
    »He?... Ich wünschte, du würdest nicht immer 'reinplatzen wie ein - ein - Was hast du da eben gesagt, Cliff?«
    »Scherereien - hab ich gesagt!« antwortete der andere lakonisch. »Dein hochgepäppelter Chinesenliebling und dein schändlicher Verwandter haben zusammen einen Plan ausgeheckt!«
    Joe grunzte, wählte eine Zigarre aus dem vor ihm stehenden Kistchen und biß gemächlich das Ende ab.
    »Ich wünschte, ich wäre niemals in dieses Land gekommen«, seufzte er vorwurfsvoll. »Wäre ich doch nie aus Siangtan weggegangen! Du bist ein guter Junge, Cliff, aber zu heftig, viel zu heftig! Wenn Fing Su doch nur vernünftig wäre - bei der erstklassigen Erziehung! Wirklich ein Elend, stimmt's? Und dann sieh mich an, mit gerade so viel Erziehung, daß es zum Schreiben und Lesen reicht, dabei reich wie Krösus -«
    Cliff rümpfte die Nase.
    »Krösus würde dein Einkommen allein für Zigaretten gebraucht haben«, meinte er verächtlich.
    »Gewissermaßen, meinte ich«, widersprach Joe vorwurfsvoll. »Also, sieh mich an: reich wie Krösus, und weiß außerdem, und dann nimm ihn, ein armer, geduldeter Chinese, der Latein kann und Algebra und Französisch und der alle diese ausländischen Sprachen so leicht spricht, leichter als ich Mandarin kann!«
    Joe seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Das Leben ist komisch«, brummte er unklar.
    Clifford wechselte seine

Weitere Kostenlose Bücher